Die heilige Petka von Bulgarien gehört zu den wohl beliebtesten weiblichen Heiligen der Balkanhalbinsel. Sie wurde in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts in der byzantinischen Stadt Epivates (heute Selimpaşa) an der Küste des Marmarameeres in unmittelbarer Nähe zur Hauptstadt Konstantinopel geboren. Schon in jungen Jahren lebte sie als Nonne und wurde durch ihre Wunder bekannt, die sie nach ihrem Ableben vollbrachte. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurden ihre Gebeine in die bulgarische Reichshauptstadt Tarnowo überführt, wo sie als Beschützerin des bulgarischen Volkes verehrt wurde.
Später kamen ihre Reliquien nach Widin und als die Osmanen Bulgarien eroberten schenkte sie Sultan Bayezid I. dem Vasallenstaat Serbien und sie kamen nach Belgrad. Von dort gelangten sie nach Konstantinopel, wo sie an einen moldawischen Fürsten verkauft wurden. Heute ruhen sie in Iași im Nordosten Rumäniens. Seit dem Mittelalter zählt sie zu den angesehensten Heiligen in Bulgarien, Serbien, Moldawien, der Walachei, aber auch in Russland; in diesen Ländern wurden ihr Dutzende Kirchen geweiht.
Die Kirche der heiligen Petka von Epivates, die sich in Sofia befindet, wird auch als „Hl. Petka die Ältere“ bezeichnet. Damit bringt man nicht nur das altehrwürdige Alter des Bauwerks zum Ausdruck, sondern bringt so den Unterschied zur nahegelegenen Kirche zum Ausdruck, die der heiligen Petka von Ikonion (heute Konya in der Türkei) geweiht ist, die an der Wende vom 3. zum 4. Jahrhundert lebte.
Vater Nikolaj, Vorsteher der Kirche der heiligen Petka von Epivates, teilte uns Einzelheiten mit:
„Am Eingang der Kirche ist auf einer Inschrift das Jahr 1241 zu lesen. Entweder wurde im genannten Jahr die Kirche erneuert, oder auf alten Fundamenten neu errichtet, denn zu jener Zeit wurden ihre Reliquien nach Tarnowo überführt. Die älteste urkundliche Erwähnung unserer Kirche stammt aus dem 16. Jahrhundert. Demnach lebten die christlichen Bulgaren Sofias in 16 Vierteln. Als christlich-religiöses Zentrum der Stadt galt der Bischofssitz, zu dem die Kirche der heiligen Petka gehörte. Aus jenen Jahren stammt die Reisebeschreibung von Stefan Gerlach, der Gesandtschaftsprediger und Hausgeistlicher des kaiserlichen Gesandten in Konstantinopel war. In seinen Schriften erwähnt er die Petka-Kirche am Bischofssitz in Sofia."
„Die Kirche selbst stellt eine einschiffige Basilika dar“, setzt Vater Nikolaj fort. „Der Boden liegt auf der gleichen Ebene, wie die nahe Georgs-Rotunde, die aus dem 4. Jahrhundert stammt. Diese Tatsache veranlasst einige Wissenschaftler zu der Annahme, dass die Kirche im 13. Jahrhundert als Teil der Residenz des Sebastokrators Kalojan entstanden ist, der Stadtverwalter von Sredetz war, wie Sofia damals hieß.“
Es liegen keine Angaben darüber vor, dass die Kirche in der Zeit der osmanischen Fremdherrschaft in eine Moschee verwandelt, oder zerstört worden ist. Erwähnt wird einzig eine Renovierung des Gotteshauses, dass Gerlach als ein bescheidenes einschiffiges Kirchlein mit reichen Wandmalereien beschreibt. Bis heute sind lediglich einige Reste der Ausmalung erhalten, die aus dem 15. Jahrhundert stammen und bei den Restaurierungsarbeiten in den Jahren 2001/2002 freigelegt wurden.
„Seit ihrer Einweihung steht diese Kirche mit dem Bischofssitz von Sofia in enger Beziehung und hat in diesem Zusammenhang eine grundlegende Rolle im geistigen Leben der orthodoxen Christen gespielt“, versichert Vater Nikolaj. Bis heute hat das Gotteshaus nicht an Anziehungskraft eingebüßt, zumal es eine Vielzahl an Reliquien aufbewahrt:
„Einer der ältesten Schätze ist ein Teil des Baumes, an dem der heilige Therapontes, Bischof von Sardis, den Märtyrertod erlitten hat; die Kirche ehrt ihn am 27. Mai“, erzählt uns Vater Nikolaj. „Wir besitzen viele alte Ikonen aus dem 18. und 19. Jahrhundert, darunter die der heiligen Petka von Epivates. In unserer Kirche wird auch ein Teil des Kreuzes Christi aufbewahrt.
Im vergangenen Jahr wurden uns von Seiner Heiligkeit dem bulgarischen Patriarchen Neofit die Gewänder der heiligen Petka zur Anbetung überreicht, mit der die Reliquien der Heiligen in Iași bekleidet waren. Des Weiteren hüten wir Reliquien des heiligen Charalampos, des heiligen Theodor Stratelates und des heiligen Pantaleon. In einem besonderen Schrein bewahren wir einen Schuh des heiligen Spyridon Thaumaturgos auf, dessen Gebeine auf Korfu ruhen. All diese Reliquien läutern das Leben und die Gebete aller, die in unsere Kirche kommen“, sagte uns abschließend Vater Nikolaj, Vorsteher der Kirche der heiligen Petka von Epivates.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: bg.wikipedia.org und hramsvetapetka.org
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