Seit 1951 führt die Straßenpolizei in Bulgarien eine genaue Statistik über die Toten und Verletzten bei Verkehrsunfällen. Damals starben noch 202 Menschen auf Bulgariens Straßen und 790 wurden verletzt. Ihre Zahl ist bis 1990 stetig gestiegen, wobei 1990 die meisten Menschen bei Verkehrsunfällen starben – insgesamt 1.567 an der Zahl. Als das blutigste Jahr hebt sich 2006 hervor, in dem 11.258 Bürger verletzt oder getötet wurden; 1.043 verloren in jenem Jahr ihr Leben auf der Straße. Von 1951 bis 2018 sind in Bulgarien bei Verkehrsunfällen insgesamt etwas mehr als 60.000 Menschen ums Leben gekommen; das entspricht in etwa der Einwohnerzahl einer mittelgroßen bulgarischen Stadt. Die Zahl der Verletzten beläuft sich in den vergangenen rund 70 Jahren auf über 400.000. Diese erschreckende Statistik hat den Journalisten aus Plewen, Georgi Stojanow, dazu veranlasst, das Buch „Bleibt am Leben!“ zu schreiben, mit dem er auf dieses ernste Problem aufmerksam machen will.
„Ich hatte es einfach satt, jeden Tag von Verkehrstoten zu hören und als Journalist jedes Mal darüber zu berichten“, sagte uns der Autor. „Dabei sind die Gründe für die Verkehrsunfälle immer wieder die gleichen: Alkohol am Steuer, keine Fahrerlaubnis, überhöhte Geschwindigkeit… Das Buch „Bleibt am Leben!“ wendet sich dem menschlichen Faktor der Verkehrsunfälle zu.“
Das Engagement von Georgi Stojanow erschöpft sich durchaus nicht mit dem Schreiben dieses Buches. Er möchte, dass es vor allem die jüngeren Generationen lesen und es an den Schulen behandelt wird:
„Ich werde mit einigen Schulen in meiner Geburtsstadt Plewen beginnen, in denen mein Buch vorgestellt werden wird. Einladungen haben wir bereits auch von anderen Städten, wie Weliko Tarnowo, Warna, Gorna Orjachowitza und Zarewo erhalten. Ich bin kein Verkehrsexperte, will aber Treffen mit Schülern der höheren Klassen durchführen und auf ihrer Sprache über dieses Thema sprechen. Geplant ist ferner eine Multi-Media-Präsentation mit Bildern von Autounfällen. Mein grundlegendes Ziel besteht darin, die jungen Menschen zu erreichen, weil ich davon überzeugt bin, dass die älteren Autofahrer wohl kaum dazu gebracht werden können, ihre Gewohnheiten zu ändern. Die Problematik, vorgestellt auf verständlicher Weise, kann viele Jungs und Mädchen, die sich bald hinter das Lenkrad setzen werden, dazu veranlassen, sich ihrer Verantwortung bewusst zu werden, damit sie ihr Leben nicht auf der Straße lassen, oder zu „Mördern“ im Straßenverkehr werden.“
Georgi Stojanow wurde beim Schreiben des Buches mit den verschiedensten Problemen des sogenannten „Krieges auf den Straßen“ konfrontiert:
„Das Buch enthält hauptsächlich die Erzählungen von Menschen, die in Autounfälle verwickelt worden sind – Leidtragende, Verwandte und Bekannte von Opfern, Unfallzeugen und Straßenpolizisten. Auf den Seiten kann man jedoch keine persönlichen Tragödien oder Sensationen entdecken. In einem Teil der Geschichten werden nicht einmal Namen genannt. Wichtig ist, dass die Menschen selbst über die Fehler sprechen, die sie begangen haben. Andere erzählen von ihren Erlebnissen, über den Schrecken und das Leid. Es werden Storys vorgestellt, die verdeutlichen, dass es oftmals an Disziplin mangelt und ganz einfach der Selbsterhaltungstrieb ausgeschaltet wird. In der letzten Zeit gehen die Menschen überaus verantwortungslos mit ihrem Leben und dem der anderen Verkehrsteilnehmer um.“
Die Botschaft von Georgi Stojanow ist sowohl düster, als auch simpel:
„Es muss viel darüber gesprochen und vorgebeugt werden. Ich habe dieses Buch von ganzem Herzen geschrieben, mit der Hoffnung, dass es vielleicht nützlich ist. Die Opfer auf den Straßen müssen weniger werden, so illusorisch das auch klingen mag. Jeder Straßenunfall verursacht viel Schmerz und Leid. Ich würde es gern sehen, wenn die Menschen, die mein Buch lesen, die darin enthaltenen Geschichten nicht vergessen. Sie dürfen nicht zu sich sagen, dass ihnen so etwas nicht passieren könne. Das Buch soll ihnen vor Augen führen, dass jedes Verkehrsmittel zu einer Waffe werden und Menschenleben vernichten kann.“
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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