Mehr als ein Jahrzehnt lebt und arbeitet der bulgarische Volksliedsänger Dobrin Dobrew auf Zypern. Er leitet dort ein Informationsbüro, das sich mit der Übersetzung und Legalisierung von Dokumenten beschäftigt, aber auch verschiedene Kulturveranstaltungen organisiert. Zusammen mit der Botschaft Bulgariens wurde eine Reihe von Konzerten populärer bulgarischer Interpreten veranstaltet. Im Jahre 2018 wurde am Skala-Theater der Stadt Larnaka der 80. Geburtstag der bedeutenden bulgarischen Folkloresängerin Janka Rupkina vermerkt. Dank der Bemühungen von Dobrin Dobrew sind auf Zypern Künstler, wie Russka Stoimenowa, Daniel Spassow und etliche andere aufgetreten... Nach einer Pause von nahezu 20 Jahren hat Dobrin Dobrew zu Beginn dieses Jahres erneut einige Aufnahme am Bulgarischen Nationalen Rundfunk realisiert:
„Die Lieder wurden von Dimitar Christow bearbeitet, der das Volksmusikorchester des Bulgarischen Nationalen Rundfunks leitet“, erzählt der Sänger. „Er ist äußerst einfühlsam ans Werk gegangen und ich bin äußerst beeindruckt von seiner Arbeit. Auch kann ich meine Dankbarkeit der Produzentin Wanja Monewa kaum in Worte fassen, die mich tatkräftig unterstützt hat. Sie ist eine bedeutende Musikerin und Dirigentin, die sehr präzise arbeitet. Mein Aufenthalt in Bulgarien war äußerst kurz – ich kam nur für zwei Tage. Das eine Lied, das ich einsang, stammt aus dem Repertoire von Walkana Stojanowa – „Stanka bleichte weiße Laken“; die Sängerin hatte mir vor Zeiten eine ihrer Lieder gegeben. „Iwan sagte zu Irina“ ist wiederum ein wunderschönes thrakisches Lied von Elena Wassilewa-Bilnewa, während „Dorf Brojanowo ist berühmt geworden“ dem Repertoire des anerkannten Sängers aus der Dobrudscha Iwan Georgiew angehört. Aus seiner Heimatregion kommt auch das Lied „Bei Stanka sind Gäste eingekehrt“.
Dobrin Dobrew wurde in der Stadt Dobritsch geboren, ist jedoch im Dorf Saradscha (heutiger Name „Rossitza“) aufgewachsen, aus dem seine Mutter stammt. Er ist sehr stolz darauf, dass in diesem Dorf in den Jahren 1905 bis 1907 der bulgarische Schriftsteller Jordan Jowkow als Lehrer gearbeitet und viele Personen und Gegebenheiten aus dem Leben auf dem Land in seinen Werken verarbeitet hat. Und so erscheint ein Urgroßvater von Dobrin Dobrew als einer der Haupthelden in einer der Erzählungen von Jowkow.
Als Kind fand Dobrin Dobrew Gefallen an der Schlagermusik. Seine erste Begegnung mit der Volksmusik war im Kino:
„Ich ging ins Kino und vor der Filmvorführung brachte man eine Wochenschau“, erinnert sich der Sänger. „Neben den „Errungenschaften“ der sozialistischen Landwirtschaft in den Genossenschaften und dergleichen wurde von einer Auslandtournee des Staatlichen Folkloreensembles „Philipp Kutew“ berichtet. Es erklang das Lied „Tudora hat sich zur Ruhe gebettet“. Ich war so stark beeindruckt, dass ich beschloss, mich mit Volksmusik zu beschäftigen. Ich war 12 Jahre alt, als ich ins Studio des Dobrudscha-Ensembles in der Klasse von Darina Entschewa aufgenommen wurde. Danach beteiligte ich mich am Rundfunkwettbewerb „Unter heimatlichem Dache – 1988“. In der Kommission waren Akademiemitglied Nikolai Kaufman, Maria Kutewa - angesehene Philologin und Gattin von Philipp Kutew, die ich später näher kennenlernte sowie die bedeutende Volksliedsängerin Werka Siderowa. Nachdem sie mich singen hörte, wollte sie mich sprechen. Sie sagte mir, dass sie jemandem ihre Lieder hinterlassen wolle und da ich aus ihrer Heimatregion stamme, fragte sie mich, ob mir meine Eltern erlauben würden, nach Sofia zu gehen, um bei ihr Unterricht zu nehmen. Ich antwortete, dass ich eher von Zuhause weglaufen würde, falls sie nicht einwilligen, so sehr wolle ich bei ihr lernen. Und so kam ich 1986 nach Sofia. Es war nicht so einfach, hier zu bleiben, weil ich kein Einwohner der Hauptstadt war. Kurzer Hand ging Werka Siderowa mit mir zum damaligen Kulturminister Georgi Jordanow, der meinen Aufenthalt regen half. Diese Episode aus meinem Leben habe ich in meinem zweiten Buch beschrieben, das sich momentan in Druck befindet. 1991 machte ich dann meine ersten Aufnahmen am Bulgarischen Nationalen Rundfunk; Aufnahmen habe ich später auch an den regionalen Rundfunkstationen in Stara Sgora und Plowdiw realisiert - Lieder in der Bearbeitung von Atanas Naumow, Kosta Kolew u.a. Im Buch erzählte ich auch über Werka Siderowa, die 10 Jahre Teil meines Lebens war, wie auch ich in ihrem Leben präsent war. Sie holte mich aus der Dobrudscha und veränderte grundlegend mein Leben und hinterließ mir auch ihre Lieder. Als ich nach Sofia ging, nahm sie mich in ihrem Hause auf und sorgte sich um mich wie eine Mutter. Sie symbolisierte in meinen Augen meine Heimatregion Dobruscha. Sie war eine kulturell vielseitig interessierte Persönlichkeit, die mir eine Beziehung zur Literatur und zur Kunst überhaupt anerzog. Das erste, was sie tat, war, mir die Bücher von Dostojewski in die Hände zu drücken. Sie sagte mir, was ich lesen müsse und legte großen Wert darauf, dass ich publizistische Sendungen verfolge und mir Dokumentarfilme anschaue. Ich bin ihr überaus dankbar! Sie ist ein bemerkenswerter Mensch, der große Achtung verdient und beispielgebend für viele Menschen ist.“
Am 19. Mai werden in Limassol das Quartett „Swetoglas“, die Sängerinnen Olga Borissowa und Violetta Marinowa ein Konzert geben, das dem 14. Mai, dem Tag der bulgarischen Kultur und des slawischen Schrifttums gewidmet sein wird. Mitorganisator ist die bulgarische Schule „Paisij von Hilendar“ in der zyprischen Hauptstadt Nikosia. Wie nicht anders zu erwarten, wird auch Dobrin Dobrew auftreten.
„Ich habe nie aufgehört zu singen. Ich singe zu Hause, auf Arbeit... die Musik begleitet mich überallhin, wie auch meine Heimatregion. Ich liebe die Worte der bulgarischen Schriftstellerin Dora Gabe, die gesagt hat: Wer in der Dobrudscha geboren wurde, oder unter ihren Sternen gelebt hat, ist von ihr wie verzaubert.“
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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