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Witoscha - der Hausberg der Sofioter begeht seinen 85. Geburtstag als Park

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Foto: Miglena Iwanowa

Schlendert man durch die historische Stadtmitte von Sofia, der Fußgängerzone des Witoscha-Boulevards entlang, kann man sich dem imposanten Anblick des Witoschagebirges nicht entziehen, das eine majestätische Kulisse bildet und zum Wahrzeichen der Hauptstadt geworden ist. 

Der Schriftsteller Aleko Konstantinow wanderte 1895 zusammen mit 300 Enthusiasten zum Gipfel Tscherni wrach (2290 m), der höchsten Stelle im Gebirge, und legte damit den Grundstein für den organisierten Tourismus in Bulgarien. Fast 40 Jahre später, 1934, wurde Witoscha zum ersten Naturpark Bulgariens erklärt. 

„Die Initiative dafür gehört dem Verband zum Schutz der Heimatnatur“, erzählt die Parkdirektorin Wanja Ratarowa-Georgiewa. „Zunächst wurden nur die höheren Lagen des Gebirges, ausschließliches staatliches Eigentum, zum Volkspark erklärt. Im Nachhinein wurden seine Grenzen auf die heutigen 27 000 ha erweitert.“

Witoscha ist zu jeder Jahreszeit ein beliebter Ausflugsort der Sofioter und ihrer Gäste. Das Gebirge bietet leichtere und schwierige Wanderrouten, Möglichkeiten für Mountain Bike und Reiten. Es gibt eine Allee der Kräuter, die im Wald von Knjaschewo beginnt, über die Gegenden Beljata woda und Goldene Brücke verläuft und an der Berghütte Momina Skala endet. Entlang der Allee sind 40 Holztafeln mit Gedanken des bulgarischen Heilers Peter Dimkow über die Natur und die gesunde Lebensweise aufgestellt. 

Am kommenden Sonntag, dem 23. Juni, wird anlässlich des Johannistages, der im Volksmund auch Enjowden genannt wird und mit dem Glauben verbunden ist, dass die an diesem Tag gepflückten Kräuter besonders heilsam sind, auf dieser Allee eine organisierte Wanderung stattfinden. 

Ein anderes inzwischen sehr populäres sportliches Ereignis ist der Super-Marathon, 100 km durch Witoscha, zu Fuß oder mit dem Rad, das Mitte Juni organisiert wird. Am 25. August findet der traditionelle massenhafte Aufstieg zum Tscherni Wrach-Gipfel statt. 

Witoscha bietet interessante Möglichkeiten auch für Kletterer. Kominite, Diwite Skali (zu Dt. die wilden Felsen) und der Wasserfall bei Bojana wären dafür die Anlaufstellen.

Im Witoscha befindet sich auch die längste Höhle in Bulgarien, die 18 km lange Duchlata, die aber nur in Begleitung von erfahrenen Führern betreten werden darf. 

„Jede Ecke des Gebirges ist mit seiner Flora und Fauna, der Landschaft und dem kulturellen Erbe interessant und sehenswert“, unterstreicht Wanja Ratarowa-Georgiewa und erwähnt insbesondere die unter dem Schutz der UNESCO stehende Kirche von Bojana „Heiliger Panteleimon“ , die Überreste der thrakischen Heiligenstätte auf dem Gipfel Kikisch bei Martschaewo, die Überreste einer thrakischen Festungsanlage und slawischen Siedlung unter der Duchlata

Im Dorf Bosnek gibt es ebenfalls Ruinen einer thrakischen Festung mit freigelegten drei Türmen. In dem einen Turm gibt es eine Heiligenstätte, die mit dem Sonnenkult zusammenhängt.

Ein sehr spezifisches geologisches Phänomen ist der steinerne Fluss, die Moränen. Er soll sich als Folge des Abrutschens der Gletscher gegen Ende des Quartärs gebildet haben. Laut einer anderen Theorie habe er sich infolge der Erosion durch Wind und Wetter gebildet. 

Im Witoscha Gebirge ist die Hälfte der oberen Pflanzenwelt Bulgariens vertreten. Beschrieben wurden 1859 Arten. Emblematisch ist die Witoscha-Tulpe mit seinen knallgelben Blüten. Anzutreffen sind auch fleischfressende Pflanzen wie die Pinguicula balcanica (Butterkraut) und der Sonnentau. 

Oft kommt es vor, dass die Touristen, durch die Nähe zur Stadt getäuscht, plötzlich von der Begegnung mit wilden Tieren überrascht sind. 

„Bedauerlicherweise kommt es oft vor, dass Touristen, die mit den Gewohnheiten der wilden Tiere nicht vertraut sind, kleine Rehe und Hirsche in der Überzeugung mit nach Hause nehmen, dass sie von ihrer Mutter verlassen wurden. Doch die Mütter sind immer in der Nähe, auch wenn wir sie nicht sehen. Um sich vor dem Unbekannten und vor Raubtieren zu schützen, bleiben die Kleinen reglos stehen “, erklärt Wanja Ratarowa-Georgiewa und fügt hinzu, dass die richtige Reaktion in seinem solchen Fall wäre, sich so schnell wie möglich zu entfernen. 

Im südlichen Teil von Witoscha, der selten von Menschen aufgesucht wird, leben an die 15 Braunbären.

Witoscha ist ein Geschenk von unschätzbarem Wert für die Sofioter, die schnell dem stressigen Alltag entfliehen können. 

Die wilde Natur gilt es auch für die kommenden Generationen zu erhalten und zu schützen.


Übersetzung: Georgetta Janewa

Fotos: Miglena Iwanowa


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