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Schwerreiche Unternehmer im Fokus der Justiz

Generalstaatsanwalt Iwan Geschew: „Niemand ist unantastbar vor dem Gesetz. Wenn es eine solche Phase in der bulgarischen Geschichte nach 1989 gegeben hat, so ist sie jetzt vorbei."
Foto: BGNES

Nach dem Unternehmer Zwetan Wassilew, Eigentümer der bankrotten Korporativen Handelsbank KTB und angeklagt für das Verschwinden von 1.4 Mrd. Euro, dem so genannten „Alkoholmagnat“ Minjo Stajkow, mit gesperrtem Guthaben im Wert von 70 Mio. Euro, der Millionärsfamilie Arabadschiew, die durch die Tourismusbranche reich wurde, und der Familie Banew, deren Wohlstand der chemischen Industrie zu verdanken ist, wird nun auch Wassil Boschkow, einer der emblematischen und vielleicht reichsten bulgarischen Oligarchen, nach Wunsch der Staatsanwalt auf der Anklagebank sitzen. Sein Vermögen wird auf 1 Mrd. Euro geschätzt.

Der Generalstaatsanwalt Iwan Geschew leitete die ersten Maßnahmen gegen Boschkow ein, nachdem das Parlament Änderungen am Gesetz über die Glücksspiele vornahm, mit dem Vorschlag, alle Lotterien zu verstaatlichen. Ecksteine des Imperiums von Boschkow sind die Glückspiele mit einem jährlichen Umsatz von 500 Mio., Bauwesen und Versicherungen. Er ist Besitzer der größten Privatsammlung von Gemälden und Antiquitäten, die auf 200 bis 600 Mio. Euro geschätzt und derzeit vom Staat beschlagnahmt wird. Dank seiner Fördermittel existiert der beliebte FC Lewski.

In der Zwischenzeit konnte sich Wassil Boschkow im Ausland absetzen, wurde jedoch in den Vereinten arabischen Emiraten verhaftet und soll nun an Bulgarien ausgeliefert werden.

Gegen den Unternehmer liegen insgesamt 7 Anklagen vor – Organisation und Leitung einer kriminellen Gruppe, Nötigung, Erpressung, versuchte Bestechung einer Amtsperson, Anstiftung zum Verbrechen, finanzielle Machenschaften, Verschleierung von Einnahmen. Laut Angaben der Staatsanwaltschaft hat Boschkow 300 Mio. Euro an zu zahlende Gebühren an den Staat aus Glückspielen hinterzogen. Die Staatsanwaltschaft ging sogar so weit, Boschkow des Mordes und der Vergewaltigung zu verdächtigen.

Generalstaatsanwalt Geschew resümierte die Situation folgendermaßen: „Niemand ist unantastbar vor dem Gesetz. Wenn es eine solche Phase in der bulgarischen Geschichte nach 1989 gegeben hat, so ist sie jetzt vorbei. Jeder, der das Gesetz verletzt, wird die Folgen tragen und sich vor dem bulgarischen Gesetz verantworten müssen.

Diese spektakuläre Demonstration der Macht wird nicht von allen bulgarischen Bürgern gebilligt. Im Prinzip begegnen die Bulgaren den Wohlhabenden mit Skepsis und Vorbehalt und sind überzeugt, dass die Millionen nicht durch ehrliche Arbeit angehäuft wurden, weswegen es scheint, dass sie die Repressalien gegen die Reichen billigen. Doch es gibt auch Landsleute, die zweifeln, dass Polizei und Justiz mit derart komplizierten Finanz- und Wirtschaftsverbrechen fertig werden kann und glauben, dass die Medienblase letztendlich platzen wird, ohne dass etwas herauskommt und die Kriminellen für ihre Verbrechen büßen müssen.

Übersetzung: Georgetta Janewa



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