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Für die Bulgaren ist Palmsonntag mehr als ein religiöser Feiertag

Foto: Darina Grigorowa

Mit einem Hauch von Blumen und zartem Grün, das kaum die Erde und die Bäume bedeckt, gehört Palmsonntag zu den beliebtesten christlichen Festen in Bulgarien. Es ist dem feierlichen Einzug Jesu Christi in Jerusalem gewidmet und wird immer am Sonntag vor Ostern gefeiert. Am frühen Morgen duften die Gotteshäuser nach Frühlingsblumen, denn die Gläubigen schmücken damit die Ikonen Jesu Christi und der Mutter Gottes. Mit einem speziellen Gebet weihen die Priester Weidenzweige, die an die Palmen erinnern, mit denen die Gläubigen einst den Erretter willkommen hießen. Nach dem Gottesdienst bringt jeder seine Weidenzweige nach Hause, denn sie stehen bei den Bulgaren für Gesundheit und Segen. Das farbenfrohe Fest geht mit der erwachenden Natur Hand in Hand und zieht Gläubige und Ungläubige in seinen Bann. Palmsonntag wird in jedem Haus gefeiert. An diesem Tag haben viele Bulgaren mit Blumennamen Namenstag und erfreuen sich besonderer Aufmerksamkeit von Seiten ihrer Familie und Freunde.

Ich feiere diesen Tag in der Regel in einem sehr engen Kreis“, sagt Jawor. „Palmsonntag gehört zu den schönsten christlichen und bulgarischen Feiertagen, weil er Licht und Wärme bringt und die Menschen es gewohnt sind, ihn in der Natur zu begrüßen. In diesem Jahr wird es aber für uns alle anders sein und die festliche Stimmung wird nicht derart intensiv zu spüren sein. Wir sollten dem Drang widerstehen, ins Freie zu gehen und sollten besser zu Hause bleiben, um uns und unsere Lieben zu schützen. Wir müssen die Zähne noch eine Weile zusammenbeißen, denn das ist der einzige Weg, der um sich greifenden Seuche zu trotzen. Uns steht jetzt eine ganze Reihe großer christlicher Feiertage bevor, solche wie Ostern und der Georgstag. Die Menschen sind es gewohnt, sie im Kreise ihrer Familie und Freunde zu begehen, aber dieses Jahr müssen wir wirklich auf große Gesellschaften verzichten und diese Feste in einem engeren Kreis verbringen.“

Die gleiche Meinung teilt auch Liljana Belitschewa, die diesen Palmsonntag nur mit ihrem Ehemann verbringen wird, obwohl sie es gewohnt ist, die Aufmerksamkeit von Kindern und Enkelkindern, von Verwandten und Freunden zu genießen. Auch diesmal werden sie wieder zusammen sein, aber nur virtuell, wie es der Ausnahmezustand erfordert. Wenn Liljana einen Wunsch frei hätte, dann würde sie sich wünschen, dass wir endlich den „Höhepunkt der Infektion“ hinter uns bringen und alle Covid-19-Infizierten wieder gesund werden.

Hoffentlich beginnen wir uns zu erholen, damit es zu Ostern sehr gute Nachrichten gibt. Hoffen wir, dass ab Palmsonntag die Zahl der Erkrankten sinken wird und immer mehr Menschen geheilt werden. Hoffen wir, dass immer mehr Menschen wieder lächeln und die Sonne auch im Herzen tragen. Weil der Herr bei uns ist und unser ganzes Land beschützt!

Palmsonntag ist einer der schönsten Frühlingsfeste, vielleicht auch weil an diesem Tag Menschen mit Namen von Blumen, Bäumen und Sträuchern ihren Namenstag feiern“, sagt Violeta Stoewa, die heute auch ihren Namen feiert. „Für mich ist das ein Fest der besseren Hälfte der Menschheit – der Frau, weshalb es von allen so gemocht und geliebt wird. Ich würde mir wünschen, dass wir alle wie ein bunter Blumenstrauß sind. Möge sich jeder von uns von seiner besten Seite zeigen und zwar nicht nur an diesem Feiertag, sondern auch danach.“

Wenn wir nicht nach außen können, sollten wir versuchen nach innen zu schauen, in unseren Gebeten an diesem Tag“, sagt Jassen Danailow und weiter: „Das Insichgekehrtsein, sei es als Gebet, Meditation oder eine andere spirituelle Praxis, ist wie das Upgrade eines Betriebssystems“, meint er. „Hoffen wir, dass uns diese „Isolation“ das Bewusstsein für all das schärft, was uns umgibt, das wir aber kaum mehr wahrnehmen. Wir sind wie Roboter, die von den Ereignissen im Leben ereilt werden, ohne sie selbst zu steuern. Jetzt haben wir Zeit, um das Leben ringsum zu überdenken, unsere Mitmenschen besser kennenzulernen und eine Antwort auf die Frage zu finden, wozu wir auf dieser Erde berufen sind. Und mein Wunsch an alle lautet: Bleibt gesund!

Mögen wir gesund bleiben – das ist auch die Botschaft von Radio Bulgarien an diesem wundervollen Fest!

Übersetzung: Rossiza Radulowa



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