Ab Dienstag, dem 23. Juni, ist das Tragen von Schutzmasken in geschlossenen öffentlichen Räumen wieder obligatorisch. Die Maßnahme wird aufgrund der erhöhten Anzahl von mit Coronavirus infizierten Personen und der Nichteinhaltung von Distanz ergriffen, erklärte Gesundheitsminister Kiril Ananiew. Alle Indoor-Veranstaltungen müssen bei einer Auslastung der Kapazität von bis zu 50% stattfinden. Das Tragen von Schutzmasken gilt auch für Besucher von Nachtclubs, Kinos, Theater und Sportwettkämpfen. Bei Fußballspielen sind bis zu 1.000 Personen pro Block erlaubt. In Geschäften und Einkaufszentren ist eine Distanz von anderthalb Metern einzuhalten. Bis Ende der Woche soll entschieden werden, on die epidemiologische Notsituation fortsetzt werden soll, sagte Ananiew.

Einhaltung von Epidemie-Maßnahmen unter verstärkter Kontrolle 

"Die Gefahr ist nicht vorbei und für den Kampf gegen das Coronavirus sind die Einhaltung von Distanz, Disziplin und die Desinfektion das Wichtigste", betonte Premierminister Bojko Borissow nach seinem Treffen mit dem Nationalen Stab für das Coronavirus. Es sollen verstärkte Kontrollen stattfinden, ob die Epidemie-Maßnahmen eingehalten werden.

Die administrative Staatsanwaltschaft hat Premierminister Bojko Borissow, den Gesundheitsminister Kiril Ananiew und den Nationalen Stab zum Coronavirus aufgefordert, die Epidemie-Maßnahmen auf ihre Effektivität zu prüfen und eventuell neue zu erlassen, um die Ausbreitung der Covid-19-Infektion einzugrenzen. Die Staatsanwaltschaft erwartet vor dem Hintergrund der drastischen Erhöhung der Infizierten von den kompetenten Instanzen „die Organisation und Kontrolle bereits eingeführter Maßnahmen zu bewerten und die Ergebnisse unverzüglich zu melden.“

Der momentan beste bulgarische Tennisspieler Grigor Dimitrow hat sich mit Covid-19 infiziert. Das teilt er selbst auf Instagram mit. Er sagt seine weitere Teilnahme am Tournier „Adria Tour 2020“ ab, nachdem er sein erstes Spiel verloren hatte. Es wird vermutet, dass er sich auf einer Nachparty in einem Klub in Belgrad nach Ende des dortigen Turniers infiziert hat. Trotz der Pandemie hatte der Gastgeber des Turniers, Novak Đoković, mit seinen Kollegen, darunter Dimitrow, ausgiebig gefeiert. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass Đoković mit dem Basketballspieler von „Partizan Belgrad“, Nikola Janković, Kontakt hatte, der eine positive Covid-19 Probe abgegeben hat. Nach dem Positiv-Test von Dimitrow wurde die Finale im Turnier in Zagreb zwischen Đoković und Andrey Rublev verschoben.

„Der Anstieg der Corona-Infektionen bedeutet kein Inferno, weil zunehmend weniger Infizierte einer Krankenhausbehandlung bedürfen und die Ärzte besser auf die Folgen der Erkrankung vorbereitet sind“, erklärte der Direktor des Alexander-Krankenhauses Prof. Kostadin Angelow. „Zu Beginn der Epidemie war das Virus sehr aggressiv, so dass viele Infizierte stationär behandelt werden mussten; 10 Prozent mussten sogar auf eine Intensivstation. Momentan schwächt das Virus ab, was in gewisser Weise beruhigend ist“, meint Prof. Angelow. Er sieht in der erhöhten Zahl an Neuinfektionen eine zweite Welle der Epidemie, die auf eine schwächere Disziplin der Menschen zurückgeführt werden könne.

In den vergangenen 24 Stunden wurden 33 neue Covid-19-Fälle diagnostiziert – 84 Fälle weniger, als am Tag zuvor, ist dem Nationalen Informationsportal zu entnehmen. Die Neuinfektionen wurden nach etwas mehr als 560 Tests ermittelt. In Bulgarien wurden seit Beginn der Corona-Seuche insgesamt 3.905 Covid-19-Infektionen registriert. 322 Patienten werden stationär behandelt. In den vergangenen 24 Stunden konnten 47 weitere Patienten als genesen entlassen werden. Bislang sind 199 Menschen an der Seuche gestorben; in den letzten 24 Stunden sind keine neuen Todesopfer zu beklagen.

Der regionale Krisenstab in Haskowo rief alle Bürger auf, die Kontakt mit dem infizierten Tennisspieler Grigor Dimitrow hatten, der in seiner Geburtsstadt trainiert hatte, sich in freiwilliger Quarantäne zu begeben und die Gesundheitsbehörden zu benachrichtigen.

Ein weiterer Pastor, der der Versammlung der Evangelikalen in Perustiza beigewohnt hat, ist an Covid-19 erkrankt. Das Kind des Pastors, die Kindergärtnerinnen und 40 Kinder aus seinem Kindergarten in Kostievo, werden auf Corona getestet, gab die Regionale Gesundheitsbehörde bekannt. Der Zugang zur Kirche, die vom Pastor Alexander betreut wird, ist untersagt. Die Kirche und der Kindergarten werden desinfiziert.

Insgesamt 200 Bewohner des Roma-Viertels „Istok“ der westbulgarischen Stadt Kjustendil, das seit dem 19. Juni wegen der hohen Zahl an Corona-Infizierten abgeriegelt wurde, sind zur Kirschenernte zugelassen worden. Die Arbeitgeber hatten die Namen der engagierten Arbeiter an die Polizei weitergeleitet, damit sie auch durchgelassen werden, da das Viertel nur Bürger mit triftigen Gründen verlassen oder betreten dürfen. Darüber informierte der Gebietsverwalter von Kjustendil Viktor Janew. Laut seinen Angaben wurden in den vergangenen 24 Stunden 19 neue Corona-Fälle registriert, was bedeutend weniger als an den vorangegangenen Tagen ist und Grund zu Hoffnungen gebe, dass man die Seuche erfolgreich eingedämmt habe. Der Direktor des örtlichen Kulturhauses „Wassil Lewski“ im Roma-Viertel, Petar Igow, kommentierte, dass die Quarantäne-Maßnahmen zu hart und ungesetzlich seien und er sie vor Gericht anfechten werde.

Die Banken in Bulgarien haben 10 Prozent der vergebenen Kredite gestundet, nachdem am 10. April ein Moratorium auf die Abzahlung von Darlehn ausgerufen wurde. Diese Maßnahme war nach Billigung seitens der Europäischen Zentralbank und der Bulgarischen Nationalbank BNB in Unterstützung der Bürger und Firmen getroffen worden, die wegen der Corona-Seuche in Schwierigkeiten geraten sind. Am 22. Juni läuft in den Handelsbanken die Frist ab, in der ein Antrag auf Kreditstundung gestellt werden kann. Bis zum 31. Mai wurden 102.000 solcher Anträge gestellt. 80.300 der Anträge über Kredite im Wert von insgesamt 3,1 Milliarden Euro wurden gebilligt. Es werden hauptsächlich Verbraucherkredite gestundet, weisen die Angaben der BNB hin.

Die Regierungspartei GERB und die oppositionelle Bulgarische Sozialistische Partei wurden vom Sofioter Gesundheitsinspektorat mit einer Geldstrafe von je 1.500 Euro belegt, weil sie viele Menschen in Innenräumen und ohne Abstand versammelt haben. Eine Geldstrafe muss auch der Direktor des Nationalstadions "Wasil Lewski" wegen der Anhäufung zu vieler Fans beim Derby "Lewski" – CSKA-Sofia entrichten.

Zusammengestellt: Diana Zankowa und die Nachrichtenredaktion

Übersetzung: Wladimir Wladimirow und Georgetta Janewa