Ab kommenden Montag, den 22. März bis Ende des Monats gilt für das ganze Land ein Lockdown. Grund: Die Corona-Seuche greift verstärkt um sich und der Druck auf die Gesundheitseinrichtungen ist immens gestiegen. Die meisten Geschäfte müssen vorübergehend geschlossen werden, die größeren Städte werden jedoch nicht abgeriegelt und Ausgangssperren für die Bürger sind ebenfalls nicht vorgesehen. Das wurde nach einer Sitzung des Nationalen Krisenstabs zur Coronavirus-Prävention und Bekämpfung beim Ministerpräsidenten Bojko Borissow bekannt.
„Die derzeitigen liberalen Maßnahmen werden nicht eingehalten, die Menschen tragen keine Masken, sie halten keinen Abstand.“ Das erklärte Premier Bojko Borissow nach der Sitzung mit dem Corona-Stab und dem Gesundheitsminister Prof. Konstadin Angelow. Kraft dieser Argumente hat der Premier den Gesundheitsbehörden angeordnet, die dringend notwendigen Antiepidemiemaßnahmen zu ergreifen.
„Bis zum 31. März werden strengste Antiepidemiemaßnahmen angewandt, weil das Leben und die Gesundheit der Menschen am wichtigsten sind. Die Maßnahmen sollten für alle Orte mit Menschenansammlungen eingeführt werden wie große Geschäfte, Schulen und Restaurants. Ich habe mich nie davon leiten lassen, ob uns alle mögen werden oder nicht,“ so Borissow.
Auf Anordnung des Gesundheitsministers werden nun alle Schüler und Studenten zu Fernunterricht übergehen. Geschlossen werden ferner alle Kinderkrippen und Kindergärten sowie alle außerschulischen Bildungs- und Freizeitzentren. Alle gastronomischen Einrichtungen, Bars sowie Spielsalons und Kasinos dürfen keine Kunden mehr empfangen. Das gilt auch für die Großeinkaufszentren (Mals) und andere Geschäfte mit einer Fläche von mehr als 300 Quadratmetern, die keine Lebensmittel verkaufen. In den Verkaufszentren werden jedoch die Banken, Apotheken, Optiken und Mobilnetzanbieter weiterhin geöffnet haben.
Die Fitnesszentren und anderen Stätten für Sport und Freizeit, an denen sich für gewöhnlich viele Menschen einfinden, bleiben geschlossen. Auch Theater, Konzertsäle, Galerien und Kinos müssen ihre Tore schließen. Selbst Veranstaltungen unter freiem Himmel sowie Kongresse, Seminare u.ä. müssen abgesagt werden. Zu Familienfesten dürfen sich nicht mehr als 15 Teilnehmer einfinden. Die Sportveranstaltungen müssen auf Publikum verzichten. Auf den Märkten haben die Kunden die Richtungsanweisungen zu befolgen und müssen eine Distanz von anderthalb Meter einhalten. Das Tragen von Atemschutzmasken versteht sich von selbst.
Laut dem Gesundheitsminister Prof. Kostadin Angelow muss ein Lockdown verhängt werden, weil in den vergangenen Wochen ein steter Anstieg der Zahl neuinfizierter Bürger verzeichnet worden ist. Parallel steige die Zahl hospitalisierter Patienten.
„Wir wollen die Kontrolle über die Epidemie nicht verlieren und die gleichen Ergebnisse erzielen wie bisher und die Ereignisse von Oktober und November vergangenen Jahres der Vergangenheit angehören lassen“, erläuterte der Gesundheitsminister.
„Die Sterberate hat einen steilen Anstieg erfahren“, konstatierte der Leiter des Nationalen Krisenstabs zur Coronavirus-Prävention und Bekämpfung General Wentzislaw Mutaftschijski.
Allein in der vergangenen Woche sei der Zahl der Corona-Todesfälle im Vergleich zur Vorwoche um 46 Prozent gestiegen. Die Morbidität habe ihrerseits um 40 Prozent zugenommen. Diese Angaben rücken Bulgarien weltweit an die dritte Stelle, was die Intensität der Zunahme der Sterblichkeit anbelangt, und an 7. Stelle hinsichtlich der Zunahme der Corona-Fälle an einem Tag. In Bezug auf die Krankheitshäufigkeit nehme Bulgarien innerhalb der Europäischen Union den 9. Platz ein und den 4. Platz, was die Mortalität anbelangt.
Die meisten Corona-Fälle werden in Burgas, Plewen, Sofia, Wratza und Kjustendil ermittelt, in denen die Infektionsrate bei 600 pro 100.000 Einwohner liegt. Allein in der Hauptstadt ist die Zahl der hospitalisierten Patienten um 35 Prozent gestiegen; 2.100 Corona-Betten seien bereits belegt, informierte Oberbürgermeisterin Jordanka Fandakowa. Besorgniserregend sei ihrer Ansicht nach, dass mehr junge Menschen sich infizieren und bei ihnen ein schwerer Krankheitsverlauf eintritt.
Obwohl die Epidemie schnell weiter um sich greife, mangle es nicht an Krankenhausbetten, versicherte der Gesundheitsminister. Er teilte mit, dass von den 46.000 Krankenhausbetten im ganzen Land lediglich 7.800 belegt seien. Prof. Angelow sagte ferner, dass die Massenimpfung fortgesetzt werde, nachdem sich die Europäische Arzneimittel-Agentur über den Impfstoff von „AstraZeneca“ äußert, was noch heute geschehen soll. „Impfstoff wird es für jeden Bürger geben; die Gespräche über die Zustellung zusätzlicher Mengen gehen weiter“, fügte er hinzu. Momentan verfüge Bulgarien über 100.000 Dosen des britischen Impfstoffes; bis Ende dieses Monats sollen weitere 180.000 Dosen geliefert werden.
Übersetzung und Redaktion: Rossitza Radulowa und Wladimir Wladimirow
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