Jeder von uns baut sein eigenes Netzwerk von Informationsquellen auf, aber sind die Informationen, die wir erhalten, wahr oder falsch? Eine Plattform erhebt den Anspruch, den Wahrheitsgehalt von Erklärungen und Reden während des Wahlkampfes festzustellen.
Mitten im März toben in unserem Land zwei Stürme – der Wahlkampf ist in vollem Gange und die Coronavirus-Epidemie entfaltet gerade ihre dritte Welle. Die Bürger werden tagtäglich mit schockierenden Mengen an Informationen, Versprechen und Prognosen über das Wichtigste, die persönliche Gesundheit und die zukünftige Entwicklung des Landes, überflutet.
Trotz der durch die Pandemie verursachten Unsicherheit und der sich ständig ändernden Entscheidungen der Behörden, bleiben die Versprechen für radikale Reformen in Bulgarien sofort nach den Parlamentswahleneine konstante Größe. Der Unterschied zu vorangegangenen Wahlen ist das in allen Wahldiskussionen präsente Thema Covid-19 und die solide Anwesenheit von medizinischen Experten in den Wahllisten von fast allen Parteien. Doch oft sind die Fragen, die wir uns nach dem Ende der Mediendebatten stellen, mehr als die Antworten, die wir erhalten haben und rechnen wir die Zweifel am Wahrheitsgehalt von einigen der Aussagen hinzu, ist unsere Verwirrung garantiert.
Dieser Umstand hat vier junge, in Deutschland lebende Bulgaren provoziert, die Internetplattform „Lügst du?“ zu schaffen, um den Wahrheitsgehalt der Aussagen während der Wahlkampagne zu überprüfen. Ihr Projekt verwirklichen sie in zwei Etappen – Pilotprojekt und Wahlprojekt.
„Im Rahmen des Pilotprojekts haben wir Ende 2020 zwei Monate lang unsere Aufmerksamkeit auf fünf Sendungen im nationalen Äther konzentriert und geprüft, wie der Prozess des Extrahierens der Aussagen und der Prüfung, ob sie wahr oder falsch sind, funktioniert“, erklärte in einem Interview für Radio Bulgarien Radoslaw Ewtimow, einer der Enthusiasten im Team.
In ihrer Gesamtheit bietet die Plattform den Nutzern die Möglichkeit zu überprüfen, welche Aussagen der Anwärter auf die Abgeordnetenposten wahr sind und welche nicht und ob es sich eher um Populismus handelt. Obwohl es viel Freizeit kostet, denken unsere Landsleute nicht daran, die Initiative aufzugeben, zumindest nicht bis zur Bekanntgabe der endgültigen Ergebnisse der Parlamentswahlen am 4. April.
Zunächst mussten sie festlegen, welche Art von Sendungen zur Zielgruppe gehören, um eine größtmögliche Transparenz zu bieten. Die Wahldebatten werden unter den Mitgliedern des Teams aufgeteilt. Jeder „piekt“ die Aussagen heraus, von denen er vermutet, dass sie falsch sein könnten. Danach werden sämtliche öffentliche Quellen durchforstet, die Klarheit schaffen könnten wie beispielsweise das Nationale Statistikamt, Eurostat, verschiedene Analysen, Stenogramme aus dem Parlament. Einen speziellen Zugang haben die Vier nicht.
„Die Aussagen, die wir für korrekt halten, werden in einer Tabelle zusammengefasst. Die Ergebnisse des Monitorings werden zwei Mal veröffentlicht, am 22. März als Zwischenstufe und am 1. April als Finale“, erklärt Radoslaw Ewtimow.
Ein wichtiges Detail des Monitorings ist die eindeutige Unterscheidung zwischen einer Tatsache und einer Meinung, deren Definitionen entscheidend sowohl für die Zuverlässigkeit der Statistik als auch für die Objektivität sind.
Auch wenn eine Gegenüberstellung der Aussagen bulgarischer und europäischer Abgeordneter und ihre Überprüfung des Wahrheitsgehalts interessant wäre, kann sie auf dieser Etappe nicht realisiert werden. Und dennoch hoffen alle, dass das Projekt erfolgreich ist und den Wählern zu einer objektiven und informierten Entscheidung verhelfen kann.
Übersetzung: Georgetta Janewa
Fotos: Facebook /@lazheshli und lazheshli.com
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