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Die jungen Bulgaren und die Wahlen

Foto: Archiv

Die jungen Menschen gehören zu jenen Wählern, die die Parteien trotz ihrer Bemühungen nur schwer erreichen. Es hat sich herausgestellt, dass auch die „Verjüngung“ der Parteimitglieder nicht ausreicht, um die jungen Menschen als Wähler zu gewinnen. Es sind ernsthafte und gezielte Anstrengungen erforderlich, um sie zu überzeugen, sowie mehr Aufrichtigkeit und Engagement bei der Bewältigung von Problemen in Bereichen wie Kultur, Bildung und Jugendpolitik.
Das Schlüsselwort, das in Gesprächen unter jungen Menschen über die Situation in unserem Land am häufigsten zu hören ist, lautet Veränderung.
„Meine einzige Forderung ist, egal was es kostet, jedem Menschen eine Zukunft und Chance für Veränderung zu geben“, erklärte der 18-jährige Daniel Lukanow aus Warna. Für ihn wird es seine erste Parlamentswahl sein, doch er weiß, was für ihn wichtig ist.
„Wer sich an der Macht beteiligen will, muss zuerst lernen, unabhängig zu sein. Dass ist es, was mir zurzeit bei allen, die für die Abgeordnetenplätze kandidieren, fehlt.“

Der Wunsch zu wählen, ist auch bei anderen jungen Menschen vorhanden. Doch sie zögern, wen sie ihr Vertrauen geben sollen, obwohl sie überzeugt sind, dass sie von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen müssen als eine Bürgerpflicht. Das stellt eine Umfrage von Waleri Welikow von BNR-Warna fest. 
„Ich werde auf alle Fälle wählen“, erklärt die 18-jährige Waskressia kategorisch. „Die einzige Möglichkeit etwas zu verändern, und das wollen wir doch, ist zu wählen, unabhängig davon, ob derjenige ins Parlament kommt.“
Obwohl die Politik für Waskressia und ihre Freundinnen Wiktoria und Andrea kein zentrales Thema in ihren Gesprächen ist, sind sie durchaus an den politischen Ereignissen im Land interessiert. Zwei von ihnen haben den Wunsch, ins Ausland zu gehen, um sich dort weiterzuentwickeln. Sie würden aber auch davon absehen, wenn sie Veränderungen im Land sehen. Obwohl jedes der drei Mädchen eine andere Definition für Veränderung hat, sind sie sich in einem einig – die Veränderung für die jungen Menschen würde bedeuten, dass sie das Land nicht verlassen wollen.
Ihre Freunde Georgi und Alexander hoffen, mit ihrer Stimme bei den Wahlen zur Eingrenzung der Korruption, für mehr Flexibilität und Rechenschaft beitragen zu können.

Auch Konstantin Pramatarow, der in Wien politische Wissenschaften und Chinesisch studiert, will unbedingt wählen gehen. Er möchte nach dem Studium zurückkehren, doch dafür müssen eine Reihe von gesellschaftlichen und politischen Problemen gelöst sein, denn er hält die politische Lage in Bulgarien derzeit für eine Parodie. Es müsse mehr für die Unterstützung der jungen Menschen getan werden, die nach Bulgarien zurückkehren wollen und es muss auch die Wirtschaft angekurbelt werden.

Die Soziologin Mira Radewa kennt die Profile der bulgarischen Wähler, denn sie hat langjährigen Erfahrung. Ihrer Meinung nach sind die Faktoren, die die Aktivität der jungen Menschen am Wahltag bestimmen, die Kompetenz und Verantwortung.
„Mit 18 wollen die jungen Menschen wählen, weil es etwas Neues für sie ist, sagt Mira Radewa. „Alle Untersuchungen zeigen jedoch, dass sie ein geringeres Kompetenzniveau haben und es für sie schwierig ist, sich zu entscheiden. Sie brauchen die Beratung des engsten Familienkreises, wenn dort Politik dort überhaupt ein Gesprächsthema ist.“
Mira Radewa zufolge haben die jungen Menschen erst dann einen Anreiz zu wählen und Veränderungen in ihrem Land zu bewirken, wenn sie Eltern geworden sind.
„Dann sind sie gezwungen, über alle Probleme nachzudenken, die mit Steuern, Preisen, Gehältern, Gesundheitswesen und Bildung zu tun haben, weil sie das ganz persönlich betrifft. Sie tragen für jemanden Verantwortung und beginnen, ihr Wissen und ihre Kompetenzen weiterzuentwickeln und aktiver zu werden“, sagt die Soziologin. 

Redaktion: Joan Kolew nach Interwievs von Waleri Weliow, BNR-Warna 
Übersetzung: Georgetta Janewa



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