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Kamele im Südosten Bulgariens oder wie die Kamelzucht in den 1920iger Jahren zu einer lukrativen Lebensgrundlage wurde

Die für die subtropischen Regionen typischen wärmeliebenden Tiere fühlten sich auch beim trockenen und milden Klima des östlichen Rhodopengebirges vorzüglich und konnten ihren Besitzern zu einem einnahmeträchtigen Geschäft verhelfen.

Foto: Städtisches Historisches Museum in Topolowgrad

Die Kamele gelangten nach Kavakli, dem heutigen Topolowgrad, aus den West- und Ostthrakischen Gebieten zusammen mit den bulgarischen Kameltreibern, die nach dem Vertrag von Neuilly-sur-Seine aus aus ihrer Heimat vertrieben wurden.

So etablierte sich in den Jahren zwischen 1923 und 1925 die Kamelzucht im Südosten Bulgariens und wurde zu einer lukrativen Lebensgrundlage. Zu dieser Zeit waren mehr als 1000 Kamele in diesem Teil Bulgariens unterwegs, wobei die meisten von ihnen in der Gegend von Topolowgrad anzutreffen waren.

Topolowgrad, 1934

Die dortigen Kameltreiber funktionierten ebenso tadellos wie die heutigen Speditionsfirmen. Die Karawanen lieferten Waren in die unzugänglichsten Ecken des Sakar-Gebirges und der östlichen Rhodopen.

In den 1930er Jahren hielt der Lkw- und Busverkehr gerade erst Einzug in Bulgarien. Die Kamele hatten aber einen enormen Vorteil- sie konnten überall hingelangen, wo es keine Straßen gab.

Topolowgrader Kameltreiber, 1936

„Die zähen Tiere wurden bei der Auslieferung von Brot, Holzkohle, Salz und allerlei Waren im Südosten Bulgariens eingesetzt“, erzählt Wesselin Kalwachew, Direktor des städtischen Geschichtsmuseums in Topolowgrad. Von ihm erfahren wir, dass die exotischen Tiere auch beim Bau der Kirche „Heilige Mutter Gottes“, der Markthalle und des Tabakmonopols eingesetzt wurden. 

Ein ausgewachsenes, gesundes Kamel kann eine Last von 300 bis 400 kg tragen. Deshalb wurden die Kamele mit Baumaterialien beladen - Sand, Steine, Zement. Wenn auch selten, so kam es vor, dass sie auch bei Landwirtschaftsarbeiten helfen mußten.

Die Wahrzeichen von Topolowgrad – das Gebäude der Tabakkooperation und die Kamele

Vom Kamel wurde alles verwendet. Ihr Dünger wurde von lokalen Tabakbauern und Bauern hoch geschätzt, weil er sehr effektiv war. Über die Kamelwolle sagen die Leute, dass wenn man eine Decke daraus im Haus hat, eine Heizung sich erübrigt, weil sie enorme Wärme spendet. Aus Kamelwolle wurden Decken, Teppiche und Kleidungsstücke gefertigt, erklärt Wesselin Kalwachew.

Topolowgrad, 1939

1934 hat es in Topolowgrad mehr als 300 Kamele gegeben. Als unmittelbar vor dem Zweiten Weltkrieg der intensive Straßenbau begann, ersetzte nach und nach der maschinelle Transport die Tiere und die Menschen griffen zunehmend seltener auf den Einsatz von Kamelen zurück. Die Kameltreiber verkauften massenweise die Kamele, die ihnen viele Jahre treu gedient hatten. Die letzten 40 Kamele wurden für den Transport von Erz in Holzkisten in der Gegend von Madzharowo benutzt. 1974 verkaufte ihr Besitzer sie an… Metzger aus Haskowo.

Topolowgrad, 1940

„Als das Schleppen von Lasten für die Kamele vorbei war, kamen die Attraktionen“, scherzt Wesselin Kalwachew. „Kamele aus Topolowgrad „spielten“ bei der Filmproduktion „Der schlaue Peter“ von 1960 mit. Danach waren sie beliebte Fotomotive an der bulgarischen Schwarzmeerküste.“

Die Kamele von Dimiter Gadakow war 20 Jahre lang eine der größten Attraktionen in Nessebar

Wesselin Kalwachew erzählt, dass die letzten Kameltreiber, Krastjo Karpesanow und Dimiter Gadakow, im Sommer mit ihren Tieren an die Schwarzmeerküste zogen, um in Nessebar, Sosopol und Sweti Wlas den Touristen Umzüge und Fotos mit Kamelen anzubieten. 1980 verkaufte der schon alt gewordene Dimitar Gadakov seine letzten Tiere an den Zoo in Kjustendil und damit endete die Geschichte der Kamele von Topolowgrad.

Übersetzung: Georgetta Janewa

Fotos: Zur Verfügung gestellt vom Städtischen Historischen Museum in Topolowgrad




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