Seit über einer Woche ist die Nationale Musikschule „Ljubomir Pipkow“ Gastgeber des Ersten Sommerfestivals für Kammermusik „Quartet Intensive“, an dem sich junge bulgarische Instrumentalisten beteiligen. Das Musikforum schließt Ausbildung, Vorlesungen, Präsentationen und Konzerte ein, so dass die Bezeichnung „Festival“ in diesem Fall nicht ganz richtig ist. Es ist und bleibt aber ein Musikfest, das jungen Musikern die Gelegenheit gibt, sich mit gediegenen in- und ausländischen Künstlern zu treffen und etwas von ihnen zu lernen. Der bekannte Geiger Moni Simeonov, der seit Jahren in den USA lebt und arbeitet, teilte uns folgendes mit:
„Bislang habe ich mich an 16 Festivals dieser Art in den USA, Japan und Singapur beteiligt – an einigen als Schüler, an anderen als Lehrer, die Idee ein solches Forum in Sofia zu veranstalten gab jedoch die populäre Geigerin Midori, bei der ich etliche Jahre gelernt habe. Anfänglich planten wir, es erst 2022 durchzuführen, doch nachdem die Einschränkungsmaßnahmen in Verbindung mit der Corona-Seuche gelockert wurden, haben wir es ein Jahr früher in Angriff genommen. Ihre Videos schickten uns etwa 30 bulgarische Schüler und Studenten ein. Wir bewerteten sie und stellten insgesamt 6 Kammermusikgruppen zusammen – vier Streichquartette, ein Streichquintett und ein Klavierquintett.
Die Teilnehmer sollen aktiv arbeiten und nach 10 Proben und 10 Lehrstunden in Kammermusik, die Werke – ausschließlich bulgarischer Komponisten, vortragen können. Für gewöhnlich nimmt das mehr Zeit in Anspruch – in etwa in Semester oder sogar ein ganzes Studienjahr, doch die Aufgabe besteht darin, das alles in nur 10 Tagen zu schaffen und diese schwierigen Werke für Streichensemble vor Publikum zu spielen. Dieser Tage haben die Teilnehmer Online-Meisterklassen mit Lehrern aus der ganzen Welt, die gleichzeitig auch anerkannte Interpreten sind. In diesem Fall erweist sich der Fernunterricht von Vorteil, weil es unmöglich ist, diese hochkarätigen Musiker zur gleichen Zeit nach Bulgarien zu bekommen. Neben Midori unterrichten auch die Geigerinnen und Geiger Tanja Becker-Bender, Dmitri Berlinsky, Itamar Zorman und Solomiya Ivakhiv sowie der Cellist David Geber u.a. Sie selbst haben etliche angesehene Wettbewerbe auf der Welt gewonnen, unterrichten an den angesehensten Musikschulen Europas, Asiens und Nordamerikas.“
Die Teilnehmer konnten im Rahmen dieses Ausbildungs-Forums Moni Simeonov auch als einnehmenden und fesselnden Lektor erleben. „Saubere Technik“ und „Ausbildung international“ sind nur zwei der interessanten Vorlesungen, die er gab. Der Geiger gibt seine Erfahrungen weiter und erzählt über Möglichkeiten zur Bewältigung technischer Schwierigkeiten im Spiel von Seiteninstrumenten. Auch lehrt er seine Schüler, wie man schmerzfrei spielen kann, was für jene sehr wichtig ist, die Berufsmusiker werden wollen. In einem seiner Vorträge sprach er über die Musikberufe der Zukunft, in einem anderen über die Anwendung von Apps und Internet für eine effektivere und schnellere Ausbildung.
Das Konzert des Festival-Kammerorchesters wird am 10. Juli um 16 Uhr Ortszeit im Saal der Nationalen Musikschule „Ljubomir Pipkow“ in Sofia beginnen. Laut Moni Simeonov wird das Konzert mehrere Stunden dauern. Für das Publikum und die Lehrer wird es gleichermaßen interessant sein mit eigenen Ohren zu hören, wie die jungen Interpreten die gestellten Aufgaben meistern.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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