Die digitalen Technologien und die Digitalisierung haben bereits einen wesentlichen Teil unserer Lebens- und Arbeitsweise verändert und verlangen von uns, dass wir uns ständig neue Kenntnisse und Fähigkeiten aneignen und uns um- und weiterbilden. Deshalb gewinnt das europäische Konzept des „lebenslangen Lernens“ zunehmend an Bedeutung.
Bildung für alle Bürgerinnen und Bürger in allen Lebensphasen zugänglich zu machen, war schon immer eine Priorität der Europäischen Union. Insbesondere der digitale Raum bietet vielfältige Möglichkeiten dazu. Unlängst hat das paneuropäische Netzwerk digitaler Kompetenzzentren „All Digital“ eine überarbeitete Version des Manifests zur Förderung digitaler Kompetenzen in Europa veröffentlicht, in dem die Betonung auf fünf empfohlenen Schwerpunkte im Bildungsbereich gesetzt wird - größeres Angebot, bessere Erreichbarkeit, höhere Qualität, digitale Kompetenz und Nachhaltigkeit.
Wie lernt aber ein Erwachsener zum Beispiel den Umgang mit Internetbanking? Er wird höchstwahrscheinlich Hilfe von jemand anderem brauchen oder zumindest schriftliche Anweisungen in Anspruch nehmen. Der Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI), auf dessen Grundlage „Europas digitaler Kompass 2030“ erstellt wurde, zeigt, dass vier von zehn Erwachsenen sowie jeder dritte erwerbstätige Europäer keine digitalen Grundkenntnisse besitzen. Die Europäische Kommission hat sich zum Ziel gesetzt, dass bis 2025 70 Prozent der älteren Europäer grundlegende digitale Kompetenzen erworben haben.
Dies kann nicht ohne Veränderungen im Bildungssystem geschehen. Davon ist Divina Frau-Maigs, Professorin für Mediensoziologie und Informations- und Kommunikationstechnologien an der Sorbonne, überzeugt. Sie ist auch eine gefragte Spezialistin bei Organisationen wie der UNESCO, dem Europarat und der Europäischen Kommission. „Im 20. Jahrhundert erlebte die Bildung einen Aufschwung, weil eine kritische Masse von Menschen studieren wollte. Eines der Dinge, die wir vergessen, ist, dass wir heute einen schnellen Wandel haben, weil wir das ganze Leben lang lernen. Und es zählt nicht mehr nur, was uns in der Schule beigebracht wird, sondern auch das, was wir uns als Erwachsene aneignen und das Gelernte zu unserem Vorteil nutzen. In Zukunft werden diejenigen zurückbleiben, die nicht wissen, wie sie sich an das digitale Umfeld anpassen sollen.“
Ein nützlicher Ausgangspunkt für den Erfolg auf dem Weg der digitalen Transformation sind die verschiedenen Bildungsressourcen, die mit Hilfe der Europäischen Kommission erstellt wurden. Eine davon ist die mehrsprachige elektronische Plattform für die Erwachsenenbildung EPALE (Electronic Platform for Adult Learning in Europe). Sie bietet Bildungsmöglichkeiten, Seminare, Networking und steht allen Fachleuten der Erwachsenenbildung offen. EPALE ermöglicht es, sich miteinander zu verbinden und voneinander zu lernen. In einer aktuellen Diskussion auf derselben Internetplattform hat Divina Frau-Maigs die Herausforderungen für Bildungseinrichtungen der Zukunft aufgezeigt.
„Alle sozialen Medien und jede soziale Internetplattform bieten uns mehr Möglichkeiten zur Interaktion, zum Austausch von Ideen und Meinungen. Auf solche Weise nehmen die sozialen Medien der traditionellen Schule etwas von ihrer Bedeutung. Deshalb ist es für alle Schulen und Zentren für Erwachsenenbildung sehr wichtig, sich selbst als Online-Plattformen wahrzunehmen und dies als ihren Vorteil zu betrachten. Damit wir sicher sind, dass die Werte, die wir im 20. Jahrhundert entwickelt haben, auch weiterhin von Bedeutung sind. Sie alle – Zugang zu Bildung, Meinungsfreiheit und öffentliches Engagement, werden in digitale Werte umgewandelt. Uns ist es daher wichtig, dass Universitäten, Schulen und Bildungszentren schneller die digitale Welt betreten.“
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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