Die diplomatischen Beziehungen zwischen Bulgarien und der Islamischen Republik Iran blicken auf eine 125-jährige Geschichte zurück. Der bulgarische Diplomat Angel Orbezow unternahm in seinem Buch „Die bulgarisch-iranischen Beziehungen von der Befreiung bis Ende der 1950er Jahre“ den Versuch, die ersten acht Jahrzehnte dieses Zeitraums zu untersuchen und zu beschreiben. Der Autor hat eine 36-jährige diplomatische Karriere, war ehemaliger Botschafter unseres Landes in China, langjähriger Direktor der Direktion „Asien, Australien und Ozeanien“ im Außenministerium, Hochschullehrer und Autor eines persischen Sprachlehrbuchs für Iranisten. Sein Buch ist die erste umfassende Studie über die Beziehungen zwischen Bulgarien und dem Iran. Und die erwartete Fortsetzung soll mit einer Analyse der neuesten Geschichte zu einer angemesseneren Formulierung der Ziele und Interessen unseres Landes gegenüber dem Iran im Hinblick auf seinen Platz in den aktuellen internationalen Beziehungen beitragen.
„Zwischen Bulgaren und Iranern gibt es eine gewisse Affinität, die ich selbst auch während meiner langjährigen Arbeit mit und in dem Iran immer gespürt habe“, sagt der Diplomat gegenüber Radio Bulgarien. „Die Gründe für diese Affinität kann man in der spirituellen und kulturellen Kommunikation zwischen den beiden Völkern über die Jahrhunderte, in der geopolitischen Positionierung beider Länder als Nachbarn des Osmanischen Reiches und der damit verbundenen Probleme für sie sowie in ihren Beziehungen auf zwischenstaatlicher Ebene mit bereits 125 Jahren Geschichte suchen.“
„Für das Verfassen dieses Buches wurden zahlreiche Dokumente aus den Archiven ans Licht gebracht und untersucht. Dazu gehört die Lektüre, Übersetzung und Präsentation iranischer Dokumente, die der bulgarischen Wissenschaftsgemeinschaft bisher nicht zugänglich waren. Auf diese Weise wurden eine Reihe unbekannter oder unerforschter Ereignisse und Prozesse beleuchtet. Ich werde einige davon erwähnen, wie das bulgarisch-britische Abkommen von 1897 über die Fragen der iranischen Untertanen im Fürstentum Bulgarien, die erste iranische diplomatische Vertretung in unserem Land vom Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, die bulgarische Arbeitsmigration in den Iran in den 1930er Jahren, die internierten bulgarischen Staatsangehörigen, die während des Zweiten Weltkriegs im Iran lebten, zwischenparteiliche Kontakte in den 1950er Jahren usw. Viele bulgarische Diplomaten betonen die Vorteile der Zusammenarbeit mit Iran. Die bulgarische Gesandtschaft im Iran (1939–1941) unter der Leitung des Diplomaten Dimitar Dafinow unternahm echte Schritte zur Verbesserung der Handels- und Wirtschaftsbeziehungen durch den Export bulgarischer Produkte wie Seidenspinner-Eier, Tabak, Zement, Reisezugwagen sowie durch den Import iranischer Baumwolle.
Eines der Ziele des Buches ist es, das genaue Datum des Beginns der bulgarisch-iranischen diplomatischen Beziehungen festzustellen:
„Das Datum 15. November 1897, das derzeit als Beginn der diplomatischen Beziehungen gilt, bezieht sich auf die Übergabe einer Note für Zustimmungserteilung an den ersten iranischen diplomatischen Agenten im Fürstentum Bulgarien, Mirza Hossein Khan. Im Zeitraum 1898-1902 war die erste iranische diplomatische Vertretung in Sofia tätig, doch leider lässt sich das Datum ihrer Eröffnung anhand der verfügbaren Dokumente nicht klären. Da es keine Hinweise auf einen besonderen Akt zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen – eine Vereinbarung, eine Erklärung oder einen Notenaustausch – gibt, lässt sich kein anderes Datum als deren Beginn bestimmen.“
Angel Orbezow weist allerdings darauf hin, dass die beiden Länder schon lange zuvor über ihre Missionen in Konstantinopel offizielle Kontakte gepflegt haben. Es gab einen offiziellen Briefwechsel zwischen den Monarchen und in Russe und Warna waren iranische Konsuln, Vizekonsuln und Honorarkonsuln tätig. Die erste dokumentierte Korrespondenz ist zwischen Fürst Alexander Battenberg und Nasser ed-Din Schah (1879–1880), die die Aufnahme offizieller Kontakte in diesem frühen Stadium nach der Befreiung Bulgariens von osmanischer Herrschaft (1878) markiert.
Bulgarien hatte vor und während des Zweiten Weltkriegs eine Kolonie von Gastarbeitern im Iran. Was ist das Schicksal dieser Bulgaren nach dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen im Jahr 1941, hervorgerufen durch den Einmarsch der Alliierten (UdSSR und Großbritannien) in Persien und den Sturz von Reza Schah? Diese neue Erscheinung in den bilateralen Beziehungen ist in der bulgarischen wissenschaftlichen Literatur kaum untersucht:
Diese Arbeitsmigration war der Grund für die Eröffnung der ersten bulgarischen Gesandtschaft im Iran im April 1939 unter der Leitung des erfahrenen Diplomaten Dimitar Dafinov. Die bulgarischen Arbeitnehmer nehmen einen der Spitzenplätze in der Kohorte der europäischen Gastarbeitnehmer ein, für die der Iran während der intensiven wirtschaftlichen Aktivitäten von Reza Shah Pahlavi und insbesondere des groß angelegten Infrastrukturbaus zum Anziehungspunkt wurde“, erklärt Angel Orbezow. „Die meisten Bulgaren im Iran waren Maurer, Bauarbeiter und Allgemeinarbeiter, obwohl es auch Maler, Tischler, Mechaniker und sogar Ingenieure, Dekorateure und Unternehmer gab. Das größte Kontingent kam aus dem zentralen Teil des Vorbalkans (Gabrowo, Drjanowo, Trjawna, Sewliewo, Weliko Tarnowo), der für seine Bautraditionen bekannt war. Die Zahl der bulgarischen Staatsbürger, die zu dieser Zeit im Iran arbeiteten, lag wahrscheinlich bei 1.500 bis 2.000 Menschen. Hinter dieser für unsere Größenordnung bedeutsamen Zahl stehen Menschen mit schweren Schicksalen, die mit ihrer harten Arbeit tiefe Spuren in den Bemühungen um wirtschaftlichen Aufschwung und Modernisierung des iranischen Staates hinterlassen haben.“
Das Schicksal stellte das Leben der Bulgaren im Iran während des Zweiten Weltkriegs auf eine harte Probe:
„Im September 1941 wurde der Iran von den Alliierten – der UdSSR und Großbritannien – gezwungen, die diplomatischen Beziehungen zu den Ländern des Dreimächtepakts abzubrechen. Die bulgarische Gesandtschaft in Teheran wurde geschlossen und evakuiert. Es folgten repressive Maßnahmen gegen die geblieben bulgarischen Staatsbürger im Iran. Fast 100 Menschen wurden sogar im Lager Dehra Dun in Britisch-Indien deportiert, eine kleinere Gruppe in der iranischen Stadt Soltanabad, dem heutigen Arak, und es gab vereinzelte Deportationen in anderen Lagern.
Relativ wenige bulgarische Bürger entscheiden sich dafür, im Iran zu bleiben. Nach Angaben der tschechoslowakischen Gesandtschaft in Teheran, die ab Anfang der 1950er Jahre die Wahrung der bulgarischen Interessen übernahm, lebten Mitte 1954 etwa 50-60 bulgarische Staatsbürger im Iran, die die Gesandtschaft zu verschiedenen Dienstleistungen besuchten. Die meisten von ihnen waren Arbeiter und arme Handwerker, die Interesse an den Ereignissen in unserem Land zeigten. Daher begann die BTA auf Anordnung des Außenministeriums im Juli 1954, die tschechoslowakische Gesandtschaft regelmäßig mit bulgarischen Zeitschriften und später mit bulgarischen Büchern zu beliefern.“
Übersetzung: Mihail Dimitrov
Fotos: Diplomatisches Institut, BTA, Vladimir Mitev
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