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Milena Selimi: Die Bulgaren in Albanien brauchen Lehrer und Aufmerksamkeit

Die Vertreterin der bulgarischen Gemeinschaft im albanischen Komitee der nationalen Minderheiten exklusiv für Radio Bulgarien

Milena Selimi
Foto: Krassimir Martinow

Seit 2017 ist die bulgarische nationale Minderheit vom albanischen Staat offiziell anerkannt. Seit Juni 2023 ist Milena Selimi – Schriftstellerin, Übersetzerin und Journalistin mit bulgarischen Wurzeln ihre Vertreterin im Komitee der nationalen Minderheiten in Albanien. Die Anerkennung unserer nationalen Minderheit sei ein großer Erfolg und ausschliesslich der Verdienst der bulgarischen Gemeinschaft, sagte sie. Das Gespräch mit Milena Selimi findet beim Honorarkonsul Bulgariens in Tirana, Selim Hodschai, statt, der sein Zuhause in einen Ort für Gäste verwandelt und nach dem Namen der bulgarischen Hauptstadt benannt hat.

„In Albanien gibt es insgesamt neun gesetzlich anerkannte nationale Minderheiten“, stellt Milena Selimi klar. “Die Bulgaren haben die gleichen Rechte wie alle albanischen Bürger und können ihre Muttersprache erlernen. Das Problem ist, dass es keine Bulgarischlehrer gibt. Die meisten Bulgaren in Albanien haben die bulgarische Sprache von den Großeltern gelernt. Diese Spache ist eine Art Festung für die Bulgaren, die sie beschützt hat und dank der sie über die Jahrhunderte hinweg überlebt haben. Bei jungen Menschen besteht Interesse daran, die moderne bulgarische Sprache zu lernen. Viele von ihnen möchten ihre Hochschulausbildung in Bulgarien fortsetzen, wissen aber, dass sie ohne Sprache nirgendwo hingehen können. Es ist ihre Sprache, doch sie muss nach den Regeln gelernt werden. Bulgarien könnte dabei helfen. Wir sind hier nun in ein Programm eingebunden, das es 11 unserer Lehrer ermöglicht, einen Masterabschluss in bulgarischer Philologie zu erwerben. Nach erfolgreicher Beendigung, werden wir in etwa zwei Jahren 11 Bulgarischlehrer haben, was ein guter Anfang ist.”

Laut der Vertreterin der Bulgaren im Komitee der nationalen Minderheiten, Milena Selimi, muss in den Gebieten, in denen es immer noch eine kompakte bulgarische Bevölkerung gibt, wie beispielsweise den Dörfern in der Region Gora, sehr aktiv daran gearbeitet werden, dass die Menschen ihre Rechte kennen und sich dafür einsetzen.
„Ich habe mit den Vertretern der bulgarischen Gesellschaften gesprochen und ihnen gesagt, dass es sehr schön ist, sich ein- oder zweimal im Jahr zu einem Feiertag zu versammeln. Doch viel wichtiger ist jetzt an die Kinder zu denken und daran, was morgen sein wird.  Denn es geht um die Zukunft einer Gemeinschaft, die Jahrhunderte überdauert hat und die wir erhalten müssen. Bereits im Mittelalter, während der Zeit der Bogomilen, sind Bulgaren nach Albanien gekommen und haben sich in den Bergen niedergelassen. Sie haben über Jahrhunderte die bulgarische Sprache erhalten. Daher sollte Bulgarien diesen Menschen helfen“, fordert Milena Selimi und erwähnt, dass es dort, wo sie leben, auch Probleme mit den Straßen und der Infrastruktur gibt. Sie stellt die rhetorische Frage was mit diesen Menschen werden wird und wie sie weiterleben sollen.

Um ihren Vertreter im Komitee der nationalen Minderheiten zu wählen, treffen sich Vertreter der Gemeinschaft und nominieren mehrere Personen für das Amt. Anschließend legen alle Kandidaten eine Prüfung ab. So wurde auch die Vertreterin der Bulgaren, Milena Selimi, gewählt.
Gora
„Das ist das Gute an Albanien – die neun nationalen Minderheiten hatten nie Probleme miteinander. Sie lebten und leben in Toleranz und Harmonie. Wir haben keine Probleme mit den Serben, den Montenegrinern, den Griechen, nur ein bisschen mit den Mazedoniern, weil es immer jemanden gibt, der etwas in Frage stellt. Nach meinem Besuch in Golemo Ostrani habe ich beispielsweise einen Artikel auf Facebook gepostet, und sofort gab es Kommentare darüber, dass es in diesem Dorf keine Bulgaren, sondern Mazedonier gäbe. Sie sollten aber wissen, dass das albanische Gesetz jedem das Recht auf Selbstbestimmung gibt. Jetzt läuft in eine Volkszählung. Die Ergebnisse werden Klarheit auch über die Zahl der Bulgaren schaffen, da es bisher keine offiziellen Statistiken gab“, sagt Selimi.
Bulgarische Familie in Gora
Milena Selimi wurde auch nach ihrer Meinung zu den Problemen mit Nordmazedonien in Bezug auf Sprache, allgemeine Geschichte und andere gefragt.
„Ich bin der Meinung, dass die Menschen, die zusammenleben, insbesondere in Dörfern, sich sehr gut verstehen. Alles andere ist Politik, die schaden, konfrontieren will. Ich bin Übersetzerin und habe Werke vieler Autoren aus Nordmazedonien übersetzt. Ich kann kein Mazedonisch sprechen, doch ich verstehe Mazedonisch, das ist für mich kein Problem. Ich möchte auch, dass die Menschen wissen, was um uns herum passiert. Weil man nicht alleine leben kann. Du musst gut mit deinem Nachbarn auskommen. Der Nachbar auf dem Balkan ist sehr wichtig. Vielleicht ist es in Europa nicht so verständlich, was ein Nachbar ist, aber bei uns war der Nachbar immer wichtig. Er ist bei uns in guten und in schlechten Tagen. Die Mazedonier sind unsere Nachbarn. Was gibt es hier zu trennen, warum mischt sich die Politik ein?“, fragt Selimi und erinnert daran, dass die Gewährleistung der Rechte der Minderheiten Teil des Weges zum Beitritt Albaniens zur Europäischen Union ist.
Горанското село Църналево
Zusammengestellt: Krasimir Martinow
Übersetzung: Antonia Iliewa


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