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Die Trinkbrunnen in den Rhodopen und die Weisheit des Wassers

Begegnung mit Opa Sali und die Lehren der Zeit

Foto: Archiv

Keiner, der in den östlichen Rhodopen unterwegs ist, kann gleichgültig an den Hunderten von Trinkbrunnen am Wegesrand vorbeigehen. Diese Trinkbrunnen sind einer größer und schöner als der andere. Manche fallen mehr ins Auge, andere sind bescheidener und es gibt sogar solche, die als Picknickplätze ausgewiesen sind – mit einem Kamin zum Grillen, umgeben von Spielplätzen und anderen Annehmlichkeiten.

Warum es in den Rhodopen so viele Trinkbrunnen gibt und wer sie baut, erfahren wir aus dem Bericht von Galina Stefanowa vonBNR Kardschali. Sie unterhielt sich mit Opa Sali, der den Bau des ersten Trinkbrunnens im Dorf Baschewo organisierte, lange bevor die Wasserleitung im Dorf gebaut wurde. Gemeinsam mit seinen Dorfbewohnern leiteteOpa Sali das Wasser auf den Dorfplatz, damit die Frauen nicht den langen Weg zu den Quellen zurücklegen müssen.

Auf die Frage, warum es in den Rhodopen so viele Trinkbrunnen gibt und wer sie gebaut hat, werden die lächelnden Augen des alten Mannes feucht:

„Jedem, dessen Vater, Sohn oder Mutter gestorben ist, kommt es von Herzen, etwas zum Gedenken zu tun“, erzählt Opa Sali. „Sie findeneine Quelle im Berg und beschließen, einen Trinkbrunnen zu bauen. Diese Quellen sind unabhängig und haben nichts mit dem städtischen Wassernetz zu tun.“

Opa Sali ist fast 90 Jahre alt, empfängt aber weiterhin Touristen in seinem steinernen Haus im Dorf Baschewo. Man kann nicht an seinem Haus vorbeigehen, ohne einen türkischen Kaffee zu trinken, den er selbst zubereitet, während er seine Seele für Gespräche öffnet. Auf die Frage, warum Menschen Trinkbrunnen zum Gedenken an ihre verstorbenen Lieben bauen, antwortete der alte Mann:

„Wasser ist das Wichtigste, es steht an erster Stelle. Sowohl die Toten als auch die Lebenden brauchen Wasser. Wenn jemand krank ist, wird demjenigen, der ihm ein Glas Wasser reicht, diese gute Tat gutgeschrieben. Wasser ist eine lebendige Seele. Derjenige, der den Menschen keinen Zugang zu Wasser gewährt, muss man ein sehr schlechter Mensch sein.“

Opa Salihat selbst zwei Trinkbrunnen gebaut, wofür ihm die Menschen bis heute dankbar sind. Er fand das Wasser drei Kilometer vom Dorf entfernt, hoch oben in den Bergen – es war klar und schmackhaft und er leitete es mit Schläuchen ins Dorf:

„Damals kannten wir die Technologie noch nicht. Als ich die Quelle fand, floss das Wasser zum Fluss. Ich rief die Nachbarn zusammen, damit sie mir helfen, den Kanal zu graben und das Wasser abzuleiten. Zuerst baute ich in meinem Hof einen großen Trinkbrunnen, den alle Nachbarn nutzen konnten. Zuvor gingen die Frauen, müde von der Arbeit, mit den Eimern zu den Quellen, um Wasser zu holen. Heute reichen zwei Eimer Wasser nicht mehr aus zum Kochen, zum Waschen, zum Putzen. Und bis der Bürgermeister die Wasserleitung im Dorf gebaut hat, kamen die Nachbarn hierher, um Wasser zu holen.“

Opa Salis Herz ist einsam, seitdem seine liebe Frau verstorben ist. Wenn er über sie spricht, kommen ihm die Tränen. Hätten Frauen früher studieren dürfen, hätte seine Frau Ärztin werden können, sagt er. Er hat zwei Söhne, die Häuser in Kardschali und Petlino und sogar in der Türkei haben. Er könnte zu ihnen ziehen, aber er zieht es vor, im eigenen Zuhause zu bleiben, wo er seinen Lebensabend in Ruhe verbingen kann.

Zusammengefasst: Galina Stefanowa

Übersetzung: Antonia Iliewa

Fotos: Georgi Agrirow, BNR Kardzhali, Archiv



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