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Martenizi - ein Symbol der Hoffnung auf das Gute, das bevorsteht

| aktualisiert am 01.03.24 um 16:50
Foto: Institut für Ethnographie und Volkskunde mit Museum der BAN

Die Marteniza ist eines der Symbole Bulgariens - sie gilt als Vorbote des Frühlings und steht für das Vertreiben der Finsternis. Jedes Jahr hängen sich unsere Landsleute, egal wo sie sich in der Welt auch befinden mögen, am 1. März die rot-weißen Martenizi um und wünschen sich gegenseitig Gesundheit und Wohlergehen. Diese uralte Tradition wird seit Jahrhunderten von Generation zu Generation weitergegeben und macht den 1. März zu einem freudigen Ereignis.

Dem Volksglauben nach wird der Sommer regnerisch sein, wenn der 1. März sonnig und warm ist. Sollte es aber gewittern, sieht man dies als gutes Omen für eine reichte Ernte an.

Es gibt viele Legenden über die Entstehung dieser Tradition in unserem Land. Niemand weiß aber genau, wo und wann die erste Marteniza gemacht wurde. Die bulgarische Folklore misst ihr jedoch in allen Teilen unseres Landes große Bedeutung zu und erhebt sie zu einem magischen Amulett, das vor allen großen Übeln schützt. Früher waren es die Naturgewalten und wilde Tiere, die überall lauerten. Heute hingegen wird die Marteniza „als Garant für Gesundheit und den Übergang zu einem Neuanfang, der mit dem Frühling einhergeht, wahrgenommen“, erklärte Dr. Iglika Mischkowa vom Institut für Ethnologie und Volkskunde der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften:

„Im Unterschied zu heute wurden die Martenizi früher traditionsgemäß von der ältesten Frau in der Familie gemacht. Von der Frau, die das meiste Leben geschenkt hat und über eine reiche Lebenserfahrung vefügt. Für die Anfertigung der Martenizi wurde einst hauptsächlich Schafwolle benutzt, die sich in Feldbüschen verfangen hat und dort hängengeblieben ist. Heute ist das natürlich nicht mehr der Fall. Das heißt, es war Wolle, die nicht von den Schafen geschoren wurde, sondern von allein abgefallen ist, lange unter freiem Himmel lag und die magische Kraft der Sterne und aller Kräuter auf den Wiesen aufgestaut hat. Ein Teil dieser Wolle wurde rot gefärbt, der andere wurde weiß belassen. Gemäß der Tradition musste die ältere Frau, die die Martenizi machte, saubere Kleidung anziehen und durfte nicht mit dem Feuer in Berührung kommen, bevor sie mit der Anfertigung der Martenizi begann. Das Garn musste mit geschlossenen Augen nach links gezwirbelt werden, um derart die Augen der Schlangen, Wölfe und aller anderen Feinde des Menschen, der die Marteniza tragen sollte, zu verschließen. Beim Verknüpfen der beiden Enden der Marteniza wurden rituelle Worte gesprochen, damit Schlangen, Wölfe usw. die Menschen nicht angreifen. Die fertigen Martenitzi wurden über Nacht an einen Rosenstrauch gehängt, da еrdie magische Kraft besitzt, zu läutern und zu schützen. Erst danach wurden die Martenizi allen Familienmitgliedern und auch den Haustieren umgehängt“, erläuterte Dr. Iglika Mischkowa.

Vom 24. Februar bis zum 1. März fand im Institut für Ethnographie und Volkskunde mit Museum der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften der traditionelle Kinderworkshop für Martenizi statt. Den Kindern standen Künstler des Handwerkervereins hilfreich zur Seite.

Heutzutage wäre es schwierig, all diese Anforderungen zu erfüllen. Immer häufiger kaufen wir Martenizi von Händlern, ohne zu wissen, wo und wie sie hergestellt wurden. In letzter Zeit bevorzugen die Kunden aber Martenizi aus Naturwolle, Holz und anderen natürlichen Materialien, die nach traditionellem Vorbild gefertigt wurden. Jeder Handwerker bringt dabei seine Ästhetik und die eigene Seele in die Martenizi ein.

Es ist wichtig zu wissen: „Die Marteniza wird nicht weggeworfen, sondern muss an einen Obstbaum aufgehängt werden. Man darf sie aber auch unter einen Stein legen oder ins Gelege, falls man Hühner hat“, sagte Dr. Iglika Mischkowa und weiter:
„Wenn die Marteniza unter einen Stein gelegt wird, kann man am nächsten Tag nachsehen, was sich unter dem Stein befindet. Sollten sich viele Ameisen darunter verstecken, dann wird es im Laufe des Jahres viele Lämmer geben, glaubte man und sollte sich ein Wurm oder ein Käfer unter den Stein verkrochen haben, rechnete man damit, dass es mehr Kälber oder Fohlen auf dem Hof geben wird.

In den Östlichen Rhodopen achten die Menschen an diesem Tag, ähnlich wie am Ignatiustag darauf, was für eine Person als erste über die Schwelle ihres Hauses tritt. Falls ihr erster Gast eine gute, wohlhabende Person ist, bedeutet dies, dass auch ihr Jahr gut sein wird“, sagte Dr. Iglika Mischkowa und kam auch auf andere Besonderheiten zu sprechen:


„In den Rhodopen zeichnen sich die lokalen Martenizi dadurch aus, dass ihnen blaues, grünes und rosa Garn hinzugefügt wird. Sie werden gewöhnlich an die rechte Hand von Kindern, an die Zöpfe der Mädchen, an Bäume oder an die Hörner von Haustieren gebunden. Das Besondere daran ist, dass die Martenizi in dieser Region sehr oft Bajnizi genannt werden (abgeleitet vom Wort бая, was so viel bedeutet wie „eine Beschwörung aussprechen“, Anm. der Red.). Das weist auf ihre Funktion hin - wenn man eine Marteniza anlegt, wird sie die Person, die sie trägt, unbedingt schützen. Interessant sind auch Martenitzi im Raum um Sofia, denen vor allem die Farbe Blau hinzugefügt wird. In anderen Teilen des Landes werden, je nachdem, wovon die Menschen hauptsächlich leben, werden sie um die entsprechenden Verzierungen bereichert. Es gibt auch etwas, das für die einstige traditionelle Gesellschaft typisch war, aber in den heutigen Martenizi fehlt. Das ist die Knoblauchzehe, die sehr oft an die Marteniza befestigt wurde. Die blaue Farbe, die blaue Perle hat eine extrem starke Schutzfunktion. Martenizi werden nicht das ganze Jahr über getragen, sondern so lange, bis man den ersten Storch, eine Schwalbe oder einen blühenden Obstbaum sieht. Meistens werden sie bis zu Mariä Verkündigung am 25. März getragen“, so die Ethnologin Dr. Iglika Mischkowa abschließend.


Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: Institut für Ethnographie und Volkskunde mit Museum an der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften (BAN)



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