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Am Enjowtag erhalten Kräuter und Wasser magische Kräfte

Bei den Kindern der Sommerschule am Nationalen Ethnographischen Institut der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften

Foto: BGNES - Archiv

„Am frühen Morgen versammeln sich Jungen und Mädchen auf den Wiesen zum Spiel mit der Sonne. Es wird geglaubt, dass die Sonne spielt, weil es die längste Sonnenwende des Jahres ist". Das sei das Wichtigste, was man über den Enjow-Tag wissen müsse, sagt der achtjährige Iwo Iliew aus Sofia. 



Iwo gehört zu den wissbegierigen Kindern, die eine Sommerschule für Schüler zwischen 7 und 12 Jahren am Nationalen Ethnografischen Institut mit Museum der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften (BAN) besuchen. Der angehende Ethnograf erzählt uns, dass der Enjow-Tag zu den ältesten bulgarischen Festen gehört. 
"Am Morgen „badet“ die Sonne in Flüssen und Quellen, und die Menschen gehen anschließend in dieses Wasser, weil sie glauben, dass es heilsam ist. Die Sterne kommen vom Himmel herab und verleihen den Kräutern mehr Kraft. Die Menschen gehen hinaus, um Kräuter zu pflücken", erzählt der Achtjährige weiter.

„Nachdem die Menschen sich mit dem sonnengebadeten Wasser gewaschen haben, legten sie sich auf den vom Morgentau benetzten Wiesen, weil auch diese, so wie das Wasser, heilend ist“, ergänzt die neunjährige  Emanuela von der 6. Grundschule „Graf Nikolaj Ignatiew“ in Sofia.

Emanuela und Antonina
„Am Vorabend des Johannestages, weil es auf den Feldern taut, nehmen die Hexen ihre Schürzen und ziehen sie auf dem Boden hinter sich her. Sie gehen anschließend auf ihr Feld und pressen dort das Wasser aus ihren Schürzen aus. Auf diese Weise nehmen sie von den Feldern der Menschen die Fruchtbarkeit. Deshalb wurden früher viele Fruchtbarkeitsrituale durchgeführt, wie zum Beispiel das 'Gebet um Regen'."
Für Antonina, eine Erstklässlerin aus der 18. Schule in Sofia, ist der Enjowtag einer der schönsten Tage des Jahres, weil ihrer Meinung nach so viel passiert. „Die Sonne leuchtet an diesem Tag besonders stark“, sagt sie.
Die Erzählungen der Kinder über den Enjowtag werden von Maria Bojanowa, Kuratorin und Museumspädagogin am Nationalen Ethnografischen Institut mit Museum an der BAN fortgesetzt.

Maria Bojanowa (rechts)
"Wir versuchen, den Kindern beizubringen, wie die Tradition in der Antike begann, sich dann im Laufe der Zeit verändert und uns in der Form erreicht hat, wie wir sie heute kennen. Auf jeden Fall ist der Enjowtag ein sehr altes Fest, das mit dem Sonnenkult, der Verehrung der Sonne, zusammenhängt. Und weil es auf die Sommersonnenwende fällt, ist es der Tag, an dem die Sonne am längsten am Himmel scheint. Die die Menschen glaubten früher, dass die Sonne ab diesem Tag in den Winter geht.



"In der Nacht vor dem Johannistag zogen Kräuterfrauen, Hexen und die Frauen aller Häuser los, um Kräuter zu pflücken, denn man glaubte, dass sich der Himmel öffne und die Sterne auf die Erde herabsteigen, was wiederum den Kräutern ihre magischen Kräfte verleihe. Der Sommerkranz an diesem Tag wird von der ältesten Frau im Haus geflochten. Er besteht aus einer Vielzahl von Kräutern, vor allem aber aus Labkräutern. Das Ritual erfordert, dass Kinder, Jungfrauen und junge Bräute durch den Kranz hindurchgehen. Nach dem Fest wird der Kranz über die Haustür gehängt und dort getrocknet. Er wird das ganze Jahr über aufbewahrt und es werden daraus Kräuter gepflückt, um verschiedene Krankheiten zu heilen. Sie sind auch für Frauen in den ersten 40 Tagen nach der Geburt geeignet, damit sie die Strapazen, die sie durchgemacht haben, schneller überwinden", erzählt die Kuratorin. 



Heute feiern alle, die die Namen Entscho, Jana, Jani, Janko, Eniza und Janiza tragen, ihren Namenstag.

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Übersetzung: Georgetta Janewa



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