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Die Magie des Handwerks:

„Lebende menschliche Schätze“ und 50 Handwerksmeister aus drei Kontinenten im Freilichtmuseum Etara zu Gast

Christo Marinow
Foto: IEFEM-BAN

Das regionale Freilichtmuseum „Etara“ wurde ursprünglich als Stätte für die Erforschung der traditionellen Kultur der Bewohner des Balkans gegründet. Heute aber werden an diesem einzigartigen Ort in der Nähe von Gabrowo alte bulgarische Bräuche und Traditionen wiederbelebt. Ein Team aus 70 Fachleuten arbeitet daran, diese zu bewahren und zu popularisieren. 



In „Etara“ findet vom 6. bis 8. September die 19. Internationale Messe für traditionelle Handwerkskünste statt, an der 50 renommierte Handwerksmeister aus Europa, Asien und Afrika teilnehmen, darunter „lebende menschliche Schätze” Bulgariens. Diese Auszeichnung wird vom Ministerium für Kultur Personen oder Organisationen wegen ihrer charakteristischen und äußerst speziellen Fähigkeiten verliehen. Sie sind auch in der UNESCO-Liste eingetragen, erklärte Tichomir Zarow vom Regionalen Ethnographischen Museum in Gabrowo in einem Interview für Radio Bulgarien.

Zuckermeister Bojan Mintschew
„Das Freilichtmuseum Etara ist die einzige Organisation in Bulgarien, die sich gleich mit zwei anerkannten „lebenden menschlichen Schätzen“ rühmen kann. Die Kandidaturen von zwei unserer Meister wurden bestätigt“, freut sich Tichomir Zarow. „Das sind der junge Meister für Zuckererzeugnisse Bojan Mintschew und Christo Marinow, Meister in der Herstellung von robusten Stoffen aus dem Ziegenhaar gewöhnlicher Ziegen. Seine Kandidatur wurde vor zwei Jahren als erste bestätigt. Im Rahmen der Messe wird es auch eine Ausstellung geben, die diesen lebenden menschlichen Schätzen gewidmet ist. Ihre handwerklichen Fertigkeiten werden in einer modernen Form präsentiert, nicht mit traditionellen, sondern mit Designerprodukten.“


In der Ausstellung "Das Neue Wertvolle - Zeitgenössische Handwerkskunst aus Bulgarien“ sind über 40 einheimische Meister vertreten. Aufgrund des hohen künstlerischen Wertes ihrer Arbeiten haben viele von ihnen einen Platz im Katalog Homo Faber Guide der in der Schweiz ansässigen internationalen Stiftung "Michelangelo". 



"Der Geist der Traditionen" ist der Titel einer weiteren Ausstellung in einem der Häuser am Markt in "Etara". Die ausgestellten Fotografien zeigen handwerkliche Ereignisse in ganz Bulgarien. Darüber findet im Rahmen der Handwerksmesse auch ein wissenschaftliches Forum zum immateriellen Kulturerbe statt.



Musik gehört ebenfalls zum dreitägigen Programm der Internationalen Messe für Handwerkskunst. Konzerte verschiedener Blasorchester, der Ethno-Rock-Gruppe "Balkandzhi", der Perkussionisten von der Gruppe "Foli Ba" sowie der Dudelsackspieler aus Dewin, die ebenfalls als "lebende Schätze" ausgezeichnet wurden, stehen auf dem Programm. Zu sehen sind auch Handwerke, die seit langem nicht mehr auf der Messe gezeigt wurden. 

Madlen Bozhilowa
"Ein Fassbinder aus dem Dorf Wratchesch, dessen Vorfahren auch dieses Handwerk ausgeübt haben, wird ganz sicher für reges Interesse sorgen", informiert Tichomir Zarow weiter. „Auch Madlen Bozhilowa wird anwesend sein und eine alte Webtradition aus der Region Kjustendil präsentieren. Ihr Verdienst ist es, dass sie eine alte und spezifische Technik wiederbelebt hat. Auch sie gehört zu den lebenden menschlichen Schätzen. Die Technik selbst heißt „Gürtelweben und Spinnen von Wolle und Seide“. Ihr familiäres Umfeld hat sie geprägt und zur Meisterin werden lassen, doch sie entwickelt ihre Fähigkeiten ständig weiter und erreicht inzwischen Spitzenleistungen.“

Die Frauen aus dem Dorf Zhabokrat

Unter den Handwerksmeistern auf der Handwerksmesse gibt es weitere interessante Gäste, zum Beispiel die Frauen aus dem Dorf Zhabokrat, die den Selnik aus Kjustendil zubereiten - eine Tradition, die vom Volkskulturhaus „Saglasie 2007“ gepflegt wird. Auch sie sind von der UNESCO anerkannt auf Grund des Schwierigkeitsgrades dieses Gerichts. Es ist eine Art Blätterteigkuchen (Baniza) mit einer Füllung aus fein gehackten Lauch, Spinat und Brunnenkresse, wobei die Tagblätter aufwendig zubereitet und geschichtet werden. 



Gebacken wird diese Köstlichkeit im Ofen. Aus diesem Anlass wird einer der Öfen im Museum während der gesamten Messe in Betrieb sein. Es wird behauptet, dass diese Art von Selnik sonst niemand in Bulgarien zubereiten kann, weshalb die Frauen aus Zhabokrat als lebende menschliche Schätze anerkannt sind.



Wenn Sie die mit Kopfsteinen gepflasterten Gassen von „Etara“ betreten, werden Sie in die Vergangenheit zurückversetzt, auf den Basar eines bulgarischen Dorfes aus der Wiedergeburtszeit mit Kunsthandwerksläden und Werkstätten. Jetzt wird es auch die Möglichkeit geben, traditionelle Musik aus Westafrika zu hören, gespielt auf authentischen Instrumenten. Sie werden auch Zeuge eines Wettbewerbs mit Teilnehmern aus Ungarn, Nordmazedonien, Malta, Rumänien, Lettland, Moldawien und Bulgarien in der Herstellung von Perlenschmuck sein, die gegeneinander antreten. Es wird auch eine Jugendsektion geben, an der Studenten der Nationalen Akademie der Künste teilnehmen.



Die Internationale Messe für traditionelles Handwerk im Freilichtmuseum „Etara“ ist eines der bedeutendsten kulturellen Ereignisse in Bulgarien. Schirmherrin der 19. Ausgabe ist die Parlamentspräsidentin Natalia Kisselowa.

Lesen Sie auch:
Christo Marinow - der letzte Handwerker seiner Art in Bulgarien - Volkskunst

Übersetzt und veröffentlicht von Georgetta Janewa
Fotos: Fotos: BAN, fair.etar.bg, facebook.com/etar.fair



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