Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2025 Alle Rechte vorbehalten

Wahrzeichen bulgarischer Musikkultur

Josif Zankow - „Mein Lied, meine Liebe“

Foto: Archiv

Als Schöpfer der modernen bulgarischen Popmusik, Begründer und sogar „Patriarch“ des bulgarischen Schlagers bezeichnet, gehörte der romantische und unwiderstehlich charmante Josif Zankow zu den Doyens der heimischen Unterhaltungsmusik. Sein Werk beeindruckte nicht nur durch Umfang, sondern auch durch künstlerische Qualität.


Der Absolvent des renommierten amerikanischen Robert College in Istanbul und promovierte Jurist der Universität Sofia wurde 1911 in eine wohlhabende und kultivierte Familie der kosmopolitischen Stadt Russe geboren. Im Elternhaus wurde Französisch, Deutsch und Englisch gesprochen, Klavier gespielt und über Kunst, Literatur und Philosophie diskutiert. Josif zeigte viele Talente und breit gefächerte Interessen. Mit sechs Jahren begann er, Musik zu machen, mit elf wagte er sich an erste Kompositionen, und im Alter von 19 schrieb er sein erstes Lied „Komm mit mir nach Hawaii“. 1936 gehörte er zu den Gründern des Bulgarischen Nationalen Rundfunks und brachte Ideen für zahlreiche Musik- und Kindersendungen ein. Von 1937 bis 1941 arbeitete er für das äußerst populäre Musiktheater „Odeon“ und schrieb mehrere erfolgreiche Operetten. Zudem komponierte er eine große Zahl an Walzern, Foxtrotts, Rumbas und Tangos. Darüber hinaus war er Mitinhaber und Leiter der ersten bulgarischen Schallplattenfabrik.

Nach dem 9. September 1944 wurde sein Schaffen stark eingeschränkt, da die neue Macht Vertreter bürgerlicher Herkunft als unzuverlässig betrachtete. Seine Musik galt als „bourgeoise“, durfte nicht im Rundfunk ausgestrahlt oder in Theatern und Lokalen gespielt werden. Erst Anfang der 1950er Jahre lockerte sich die Lage, und Zankow wurde in der neugegründeten Schallplattenfirma Balkanton angestellt.


Die schönsten seiner Lieder entstanden in den 1960er Jahren in Zusammenarbeit mit den Dichtern Dimitar Wassilew und Dimitar Totschew und wurden von Stars der bulgarischen Popmusik wie Margret Nikolowa, Georgi Kordow, Lili Iwanowa und Pascha Christowa interpretiert. 1967 lehnte es die Jury des Wettbewerbs für bulgarische Popmusik beim Internationalen Festival „Goldener Orpheus“ ab, das großartige Lied „Mein Lied, meine Liebe“ nach einem Text von Dimitar Wassilew auszuzeichnen – trotz der hohen Wertschätzung durch das Publikum.

Josif Zankow mit Pascha Christowa

Werke von Zankow wurden auch von internationalen Größen wie Josephine Baker, Claudio Villa, Arturo Testa, Siegfried Walendy und Gilbert Bécaud gesungen und aufgenommen. Klassiker wie „Mondstrahlen“, „Sonnabendabend“, „Mein Frühling“, „Hundert Gitarren singen“, „Küss mich“ oder „Heimatlose Wolken“ sind nicht nur Erinnerungen an die Jugend älterer Bulgaren, sondern auch Inspiration für junge Interpreten, die sie oft in modernen Arrangements und Coverversionen präsentieren.

Doch „Mein Lied, meine Liebe“ bleibt vielleicht der meistgeliebte, am häufigsten gesungene und bedeutendste Hit – nicht nur im Werk von Josif Zankow und im Repertoire der großen bulgarischen Sängerin Jordanka Christowa, sondern in der bulgarischen Musik überhaupt. „Dieses Lied verfolgt mich, es ist immer bei mir, es ist mein Markenzeichen. Manche Journalisten nennen mich sogar ‚Frau Mein Lied, meine Liebe‘, was mich schmeichelt“, sagte Jordanka Christowa in einem Interview für bTV. Sie bezeichnete Josif Zankow als „riesige, vielseitige, überaus bedeutende Persönlichkeit“ und gestand, dass sie das Lied abgöttisch liebe. „Es klingt überall, es berührt! Denn es handelt von etwas Globalem, Menschlichem, Weltweitem – nicht vom persönlichen Leben … es hat eine ganz andere Botschaft. Ein außergewöhnliches Lied: Mein Lied, meine Liebe – Punkt! Da braucht es keine Erklärungen.“

Sehen Sie auch:


Autorin: Zwetana Tontschewa

Übersetzt und veröffentlicht von Lyubomir Kolarov

Fotos: Archiv (Radio Sofia)



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

DIA – „Von einem Kuss bleibt keine Narbe“

Dimana Mirtschewa, besser bekannt als DIA , erregte bereits als Schülerin an der Nationalen Musikschule „Ljubomir Pipkow“ in Sofia Aufmerksamkeit, als sie ihr erstes eigenes Lied veröffentlichte. Seither bereichert sie jedes ihrer Werke mit Respekt vor dem..

veröffentlicht am 02.10.25 um 10:10

Der Symphonieorchester des BNR eröffnet die neue Saison am Welttag der Musik

Das Symphonieorchester des Bulgarischen Nationalen Rundfunks unter Chefdirigent Konstantin Iliewski eröffnet seine neue Spielzeit mit einem Festkonzert im Sofioter Saal „Bulgarien“ am 1. Oktober – dem Datum, das die UNESCO vor mehr als fünf Jahrzehnten..

veröffentlicht am 01.10.25 um 11:45

Orlin Goranow – „Ein Leben“

Musik … Die Kunstform, die uns unser ganzes Leben begleitet – im Alltag wie an Festtagen. Sie führt uns hindurch, zeigt uns das Leben schöner und sinnvoller, schafft und weckt Erinnerungen, verstärkt Emotionen und – nicht zuletzt – erzählt Geschichten...

veröffentlicht am 01.10.25 um 10:55