Unter dem Motto „Verantwortung, Einheit und Sicherheit“ fand am 5. und 6. November 2025 im Hyatt Regency Sofia ein deutsch-bulgarisches Seminar für Journalistinnen, Journalisten und Multiplikatoren statt. Veranstalter waren die Europäische Akademie Berlin in Zusammenarbeit mit dem deutschen Auswärtigen Amt und der Deutschen Botschaft Sofia.
Das zweitägige Forum bot eine offene Plattform für Diskussionen über Deutschlands Rolle in der europäischen Politik, Desinformation, Sicherheit, Medienfreiheit und den bevorstehenden Beitritt Bulgariens zur Eurozone.

Europas Verantwortung in einer unsicheren Welt
„Deutschland macht das ja nicht alleine. Es gibt die deutsch-französische Freundschaft, das Weimarer Dreieck und viele andere Formate. Jedes europäische Mitgliedsland ist genauso wichtig wie jedes andere“, betonte Irene Maria Plank, Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland in Bulgarien.In einer Zeit wachsender geopolitischer Spannungen hob sie hervor, dass Europas Stärke in der Einheit liege:
„Nach meiner Meinung beschreibt am besten das Wort Freiheit den Geist des heutigen Europas – einen Rahmen zu bilden, in dem der Einzelne autonom sein kann.“

Auch sicherheitspolitische Fragen standen im Mittelpunkt. Markus Iven, Analyst am Hague Centre for Strategic Studies, erinnerte daran, dass „der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine auch in den kommenden Jahren das beherrschende Thema bleiben“ werde. Die Prioritäten für Europa seien klar:
„Wir müssen die Ukraine stärker unterstützen, unsere eigenen Armeen aufrüsten und Russlands Wirtschaft weiter schwächen, um Moskau an den Verhandlungstisch zu zwingen.“Bulgarien, so Iven weiter, habe eine besondere Bedeutung für die NATO:
„Eine starke bulgarische Marine ist von strategischer Bedeutung für die gesamte Allianz.“
Medien, Desinformation und Vertrauen
Ein zentrales Thema des Seminars war die Frage, wie demokratische Gesellschaften mit Desinformation umgehen und Vertrauen in Medien wiederherstellen können.
„Wenn man jemandem vertraut, dann ist es eigentlich, weil man ihn kennt. Das wäre auch meine Botschaft an Ihre Hörerinnen und Hörer: sich zu fragen, wer da eigentlich mit ihnen spricht und ob sie diesen Menschen vertrauen können.“

Dr. Johannes Hillje, Politikberater und Kommunikationsexperte, betonte die Bedeutung einer informierten Öffentlichkeit:
„Strategien gegen Populismus müssen auf drei Ebenen ansetzen – bei der Politik, bei unabhängigen Medien und bei den Bürgerinnen und Bürgern selbst. Wir alle müssen unser eigener Chefredakteur sein und lernen, seriöse von unseriösen Informationen zu unterscheiden.“
In Zeiten sozialer Medien, so Hillje weiter, müsse Kommunikation stärker emotional und zugleich faktenbasiert sein:
„Man muss die Fakten emotionalisieren – die Emotion ist der Türöffner zur Aufmerksamkeit der Menschen.“

Öffentlich-rechtliche Medien als Pfeiler der Demokratie
Dr. Jürgen Lang, leitender Redakteur beim Bayerischen Rundfunk, erinnerte daran, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland unabhängig vom Staat arbeite:
„Es wird ja immer behauptet, wir seien Staatsfernsehen – das ist nicht der Fall. Unsere Hörerinnen und Hörer zahlen den Rundfunkbeitrag, nicht der Staat.“In Bezug auf Bulgarien stellte Lang fest:
„Die Medienlandschaft ist stärker polarisiert, aber die Themen sind dieselben. Wichtig ist, skeptisch zu bleiben, Informationen aus unterschiedlichen Quellen zu prüfen und nicht jedem Narrativ zu glauben.“
Wirtschaftliche Perspektiven im Zeichen des Euro
Der zweite Seminartag stand im Zeichen der bevorstehenden Euroeinführung in Bulgarien.
„Ich finde es wunderbar, dass Bulgarien jetzt der Eurozone beitritt“, sagte Irene Maria Plank.
„Seit 1997 ist der Lev an die D-Mark und später an den Euro gekoppelt – jetzt kann Bulgarien endlich auch mitreden.“

Dr. Matthias Kullas vom Centrum für Europäische Politik (Freiburg) hob die Chancen hervor:
„Der Euro-Beitritt bedeutet niedrigere Kreditzinsen, mehr Investitionen und stärkere Integration in den europäischen Binnenmarkt. Die größte Herausforderung sehe ich in der öffentlichen Wahrnehmung – dass Preiserhöhungen nicht automatisch dem Euro zugeschrieben werden.“

Bildung und europäische Identität
Manuel Knapp, Programmdirektor der Europäischen Akademie Berlin und Moderator des Seminars, betonte den Bildungsaspekt:
„Wenn wir Europa wirklich grenzüberschreitend verstehen wollen, brauchen wir Bildung, Offenheit und gegenseitiges Verständnis.“Die Akademie wolle Brücken schlagen – „von der akademischen Welt hin zu Bürgerinnen und Bürgern“, so Knapp.
„Jede Stimme, jedes Verhalten hat Einfluss darauf, wie sich Europa künftig entwickelt“ ergänzte er.
Ein Signal der Verständigung
Das Seminar in Sofia zeigte eindrucksvoll, dass Dialog, Bildung und Vertrauen zentrale Bausteine für Europas Zukunft sind. Medien, Wissenschaft und Politik können – gemeinsam mit der Zivilgesellschaft – Wege aufzeigen, wie Freiheit, Sicherheit und Verantwortung in Zeiten globaler Spannungen verteidigt werden können.
„Man kann gar nicht überschätzen, wie wichtig internationale öffentlich-rechtliche Medien wie Radio Bulgarien sind“, sagte Botschafterin Plank abschließend.
Autor: Lyubomir Kolarov
Fotos: Lyubomir Kolarov
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