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In „Kalligrafisch“ identifiziert sich Nikolaj Busow mit der Kunst des schönen Schreibens

„Masken müssen fallen – das Wichtigste sind die echten Gesichter“, sagt der Künstler

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Foto: Diana Zankowa

In seiner neuen Ausstellung folgt Nikolaj Busow den Prinzipien der Kalligrafie und präsentiert ein Zusammenspiel aus abstrakten Symbolen und Zeichen. Die Gemälde strahlen Leichtigkeit und Freiheit aus, mit denen der Künstler seine geometrischen Strukturen erschafft.


„Der Titel ‚Kalligrafisch‘ ist eher ein spielerischer Hinweis auf das handwerkliche Können und die Interpretation abstrakter Formen, wie sie die Kalligrafie verkörpert – nur eben mit den Mitteln der Malerei“, erklärt Busow über seine Werke, die in der Galerie-Buchhandlung Sofia Press zu sehen sind. Seine Bilder laden die Besucher ein, ihr eigenes Empfinden auf der Reise durch imaginäre Räume zu entdecken – und sie mit einem besonderen Gefühl zu verlassen, „weder schön noch irgendetwas anderes“. Denn, so zitiert er einen seiner Lieblingsgedanken, „das Schwierigste ist, mit den eigenen Augen zu sehen, was direkt vor einem steht“.


„Es gibt zwei Arten von Künstlern – die einen kann man ‚Meister‘ nennen, ich aber zähle mich zu den Erfindern, denn das Experiment ist eine Form des Erfindens“, sagt Busow weiter. „Mit ‚Kalligrafisch‘ versuche ich, eine Brücke zu Dingen zu schlagen, die auf den ersten Blick banal erscheinen – denen wir täglich begegnen, ohne uns zu fragen, was sie wirklich sind. Ich möchte, dass die Besucher diese Dinge aus einer völlig neuen Perspektive betrachten. Und nicht zu vergessen: Das Kalligrafische ist in hohem Maße auch das Handgemachte, das mit handwerklichem Können Geschaffene. Jeder Buchstabe ist eine Erfindung – und in diesem Sinne möchte ich die Menschen daran erinnern, dass fast alles um uns herum das Ergebnis visueller Erfindung ist und dass das Visuelle für den Menschen von zentraler Bedeutung ist.“

Auf seinem Weg zur abstrakten Kunst durchlief Nikolaj Busow zunächst klassische Formen, wobei das Porträt bis heute eine wichtige Rolle in seinem Schaffen spielt. Zu Beginn der demokratischen Veränderungen in Bulgarien schuf er die Serie „Gesichtslose Köpfe“, der Jahrzehnte später „Gesichter ohne Masken“ folgten. Denn – so Busow – der einzige Weg, sich den Herausforderungen der Zeit zu stellen, sei die Wahrheit. Ist also der Moment gekommen, die wahren Gesichter zu zeigen?


„Masken müssen fallen“, antwortet der Künstler. „Andererseits ist die Maske als kulturelles Phänomen der Menschheit bedeutsam. Kürzlich war Halloween, und bei uns entbrannten hitzige Debatten – dabei handelt es sich um eine Karnevalstradition, bei der das Verkleiden als Böser oder Schrecklicher das Gegenteil dessen bewirkt, was im Menschen geschieht. Wir sind soziale Wesen und tragen Masken – manchmal hässliche, manchmal erschreckende, manchmal süßlich schöne oder auch einfach dumme (verzeihen Sie den Ausdruck). Natürlich sind die echten Gesichter am wichtigsten, denn Heuchelei droht, zu einer zynischen Lebensform mit Masken zu werden, die längst nicht so gut sind.“


Obwohl wir in einer Welt voller Kriege, Unsicherheit, kompromissbereiter Politiker und Falschmeldungen leben, könne gerade diese Realität zur künstlerischen Selbstausdruck führen, meint Busow. „Ich weiß nicht, ob das richtige Wort für die Dramen und Ängste unserer Zeit ‚Inspiration‘ ist – aber eine Reaktion ist es auf jeden Fall.“


Wie jeder Künstler möchte auch Nikolaj Busow Spuren auf seinem Weg in der Kunst hinterlassen.

„Eine Art Abdruck – nicht gerade ein Kohlenstoffabdruck, sondern ein künstlerischer“, sagt er lächelnd. „Wann und wie dieser in der Welt wahrgenommen wird, ist eine andere Frage. Die Zeit zeigt, welche Zeichen ein Künstler hinterlassen hat – ob bedeutend oder weniger. Genau die Zeit wird uns eines Tages an den Platz stellen, den wir verdienen.“


Autorin:Diana Zankowa

Übersetzt und veröffentlicht von Lyubomir Kolarov

Fotos: Diana Zankowa



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