…Wir sitzen mit Gitarren vor den Wellen im Sand, zur Bar ist es nur eine Handlänge …Der Morgen ohne Alarmanlagen ist wie ein wolkenloser Himmel…jemand hat die Welt angehalten… singt Stefan Waldobrew in „Entschleunigung“, eines seiner letzten Hits mit der Band „Die üblichen Verdächtigen“. Der Schauspieler und Sänger Stefan Waldobrew, der die meisten Songs der Gruppe geschrieben hat, ist für das bulgarische Publikum längst kein Unbekannter. Die anderen Bandmitglieder Iwan Letschew und Miroslaw Iwanow, Gitarren, Stojan Jankulow, Schlagzeug, Wesselin Wesselinow-Eko, Kontrabass, sind ebenfalls sehr bekannte bulgarische Musiker.
Die Band ist in diesem Monat durch Europa unterwegs. Das Publikum in 6 europäischen Städten hat die Chance, sie live zu erleben.
„Unsere Europatour beginnen wir am Internationalen Frauentag am 8. März in Wien. Wir werden in der Kultdisko U 4 auftreten“, erzählt Stefan Waldobrew. „Am nächsten Abend sind wir in München und am 10. März in meiner Lieblingsstadt Berlin. Am Wochenende darauf treten wir in Frankfurt, Amsterdam und Karlsruhe auf.“
„Die üblichen Verdächtigen“ gaben im vergangenen Jahr in Brüssel, London und Luxemburg Konzerte. In diesem Jahr sind doppelt so viele Auftritte geplant. Ihr Repertoire ist bekannt, doch es soll auch neue Momente geben, versichert der Frontman. Die Konzerte sollen etwas Spezielles für die im Ausland lebenden Bulgaren sein, denn nur sie werden die Interpretation des Gedichts von Petko Slawejkow „Wie schön bist du, mein Vaterland“ verstehen. Dieses Lied wurde in der Silvesternacht auf dem Alexander- Batemberg-Platz in Sofia gesungen und gefiel dem Publikum. Deshalb glaubt die Band, dass auch die im Ausland lebenden Bulgaren Gefallen daran finden werden.
„In Wien wird Arabel Karajan zu uns stoßen, die fast 20 Jahre in Bulgarien gelebt hat und erst seit kurzem nach Wien zurückgekehrt ist“, erzählt Stefan Waldobrew. „Zusammen werden wir unser Duett vortragen „Bin ich oder bin ich es nicht“. Wir alle schätzen Arabel Karajan und es wird schön sein, wieder gemeinsam auf der Bühne zu stehen.“
Die Theaterliebhaber können in dieser Saison Stefan Waldobrew in sechs Vorstellungen sehen. Der Schauspieler hat zahlreiche Filme gedreht und stand sogar als Regisseur eines Dokumentarfilms selbst hinter der Kamera. Dem breiten Publikum ist er trotz dieser zahlreichen Rollen und Erfolge vor allem als Sänger bekannt.
„Äußerlich betrachtet mag es so sein, doch das Wichtigste für mich sind das Theater und die Schauspielerei“, versichert Stefan Waldobrew, der momentan im Sofioter „Theater 199“ in der Trilogie „Kleines Stück für ein Kinderzimmer“, „Angenehm und fürchterlich“ und die „Menschen von Oz“ sowie im Satiretheater zu sehen ist. Auftritte hat er auch in den Theatern von Plowdiw und Sliwen. „Ich drehe Filme, aber grundsätzlich keine Serien“, sagt Waldobrew, der sehr gut begreift, dass die Musik ihn berühmt gemacht hat, weil sie sehr medienwirksam ist. „Ich habe auch nichts dagegen, denn die Musik ist Teil meines Wegs und stand am Anfang meiner Kariere. Schon in der Schule habe ich Lieder geschrieben, Musik komponiert und in einer Band gespielt. Acht Jahre lang hatte ich Klavierunterricht, doch für die Musikschule hat mir die Geduld gefehlt und ich habe deshalb mit Gitarre weitergemacht. Ganz aus Versehen bin ich zur klassischen Gitarre gekommen, eigentlich hatte ich mich für E-Gitarrenunterricht eingetragen. Doch im Nachhinein habe mich richtig in die klassische Gitarre verliebt und mich gern jahrelang damit beschäftigt. Letztendlich bin ich zur Theaterhochschule gekommen und habe sie auch abgeschlossen“, erzählt der Schauspieler und Musiker kurz seinen Werdegang, der 1994 sein erstes Album „Ich liebe dich, meine Liebe“ veröffentlicht hat. Es folgten verschiedene Rollen im Film und im Theater. So richtig Zeit und Geld für eine Band hatte Stefan Waldobrew damals nicht. „Es war ein etwas eigenartiges Projekt. Jeder kam, spielte seinen Part und ging. Geprobt wurde nicht. Erst am Ende wurde gehört, was aufgenommen war. Die Karre wurde vor dem Pferd gespannt“, lächelt Waldobrew über diese Zeit.
„2012 spürte ich nach einer zehnjährigen Pause, dass es Zeit ist, uns wieder zusammenzufinden. Wir haben mehrere Konzerte gegeben und ich war erstaunt festzustellen, dass die Leute uns und unsere Musik nicht vergessen hatten“, sagt Stefan Waldobrew zufrieden. „Ich brachte all meine Courage und Energie auf und wir beschlossen, eine neue CD herauszubringen. Die Gruppe nannten wir „Die üblichen Verdächtigen“. Einst waren wir ein namenloses Orchester, jetzt sind wir ein Orchester mit Namen“, scherzt der Musiker, der übrigens seit Kurzem auch mit den Proben für das Musical „Evita“ in der Oper von Plowdiw begonnen hat. Er ist für die Rolle des Che engagiert.
Übersetzung: Georgetta Janewa