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Wirkt sich der Absturz des Euro auf die bulgarische Wirtschaft aus?

Wie lange noch die Talfahrt des Euro und der Druck des US-Dollar anhalten werden? Diese Frage stellen sich zunehmend mehr Menschen. Im Gegensatz zu den meisten EU-Finanzministern, die sorgenvoll in die Zukunft schauen, ist der bulgarische Chef-Financier sicher: der Absturz des Euro wird der heimischen Wirtschaft nichts anhaben können. Im Gegenteil! Sie könnte davon sogar profitieren. Das bulgarische Finanzministerium habe in seinen Haushaltsprognosen die Entwertung des Euro berücksichtigt und erwarte daher keine nennenswerten Erschütterungen.

Bulgariens Export ist zu 55 Prozent in Euro und zu 45 Prozent hauptsächlich in Dollar. Somit könnte uns der Absturz des Euro auf Drittmärkten der USA, des Nahen Ostens und Asiens konkurrenzfähiger machen. Bulgarien wird die Entwertung der gemeinsamen europäischen Währung einzig über die Erhöhung der Energiepreise verspüren, die parallel zur Aufwertung des Dollar steigen. Sobald aber die Energiepreise steigen, ziehen die Warenpreise nach. Auch die für Dollar eingeführten Waren werden teurer werden. Und das wird die Inflation weiter ankurbeln. Wirtschaftsexperten weisen darauf hin, dass die Gewinne aus dem Anstieg des bulgarischen Exports von den erhöhten Energiepreisen aufgefressen werden. Der Energiehandel Russland basiert ebenfalls auf dem Dollar und gerade von dort bezieht Bulgarien hauptsächlich Erdgas, Erdöl, Kernbrennstoffe und selbst Kohle. Die bulgarische Gasgesellschaft „Bulgargas“ hat bereits einen Anstieg der Gaspreise für die Endverbraucher von 23 Prozent beantragt. Damit werden die Preise für die Fernwärme unweigerlich in die Höhe schnellen. Selbst Wirtschafts- und Energieminister Trajtscho Trajkow scherzte mit heruntergezogenen Mundwinkeln, dass es wohl billiger kommen werde, mit Strom zu heizen, anstatt die Fernheizung aufzudrehen.

Wirtschaftsfachleute kommentieren, dass die Talfahrt des Euro vor allem auf eine kurzsichtige Politik der Europäischen Union zurückgeführt werden könne, die die Anhäufung großer Defizite in einzelnen Staaten zugelassen habe. Bestes Beispiel: Griechenland. Absturz-Kandidaten seien aber auch andere Länder des europäischen Südens, wie u.a. Spanien. Auch Ungarn hat jüngst für die Entwertung des Euro beigetragen. Die von der Union erarbeiteten Rettungspläne zur Stopfung der Haushaltslöcher in den Krisenstaaten stoßen in Fachkreisen auf große Skepsis, denn es fehlt ganz einfach an einer generellen Lösung. Der gemeinsamen europäischen Währung stehen somit schwere Zeiten bevor. Jene, die sparen oder investieren, verlieren zunehmend mehr das Vertrauen in den Euro, aber auch in den US-Dollar. Was bleibt, sind die altbekannten und offensichtlich sichersten Investitionsobjekte: Gold und Diamanten. Sie sind weder virtuell, noch können sie auf simple Weise vervielfältigt werden, wie das Papiergeld.

Wie lange wird nun der Euro weiter an Wert verlieren? Die Makrowirtschaftler sind sich einig, dass es solange weiter abwärts gehen wird, bis die Probleme mit den Schulden und den Haushaltsdefiziten der EU-Länder nicht gelöst sind. Im Grunde genommen ist keinem an einer schwachen europäischen Währung gelegen, selbst den USA nicht, denn die Europäische Union ist für alle ein wichtiger Partner in der Weltwirtschaft.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
По публикацията работи: Tanja Harisanowa


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