Man sagt, es gebe nichts Schöneres auf der Welt, als ein kühles Bier, getrunken am Wochenende inmitten der Natur. Wenn es sich dabei noch dazu um ein hausgebrautes Bier handelt, ist der Genuss mit Sicherheit doppelt so groß.
Natürlich ist das Biertrinken in lustiger Gesellschaft ein Muss. Man erfährt so allerlei Geschichten, von denen einige würdig sind, verfilmt zu werden. Eine darunter handelt von den Anfängen der Bierbrauerei in Bulgarien. Da Bier nicht zu den traditionellen Getränken unserer Vorfahren gehört, braucht man sich nicht etliche Jahrhunderte zurückzuversetzen. Das erste hierzulande gebraute Bier sei dem ungarischen Revolutionärs Lajos Kossuth zu verdanken. Auf der Flucht aus Österreich-Ungarn, wo er für die ungarische Unabhängigkeit kämpfte, kam er nach Schumen in Bulgarien, das damals ebenfalls noch unter Fremdherrschaft, aber unter türkischer stand. Das war im Jahre 1850. Hier scheint ihm das Bier sehr gefehlt zu haben, denn er begann mit einigen Landsleuten sich etwas selbst zu brauen. So entstand das erste Bier in Bulgarien.
Auf dem jüngsten Bierfest in Sofia, „BeerRelation“, über das wir bereits berichtet haben, trafen wir interessante Persönlichkeiten, darunter Dimitar Georgiew und Boschidar Alexandrow, die Hausbierhersteller sind. Noch brauen sie es hauptsächlich für sich selbst und den engen Freundeskreis, wollen jedoch künftig mehr daraus machen. Das ist aber nicht so einfach. Boschidar Alexandrow erzählte uns folgendes: „Als Hobbybrauer denkt man natürlich auch darüber nach, eine kleine Firma zu gründen, die das Bier in die Läden und die Gaststätten bringt. Doch die heimische Gesetzgebung macht es einem unmöglich“, seufzt Boschidar Alexandrow. „Man muss nämlich eine Produktion anmelden, die laut dem Gesetz bis 2 Millionen Liter jährlich (bei Kleinunternehmen) liegen darf. Ich als Hausbrauer will und könnte nur 1.000 bis 2.000 Liter jährlich herstellen, muss aber Investitionen tätigen, um eine ganze Brauerei aufzubauen. Hinzu kommen noch alle Genehmigungen, wie Brandsicherheit, Hygiene, Qualitätskontrolle, wie auch die bürokratischen Hürden in Verbindung mit den Steuern etc. Es ist alles so unnötig kompliziert und das schreckt einen ab, sein eigenes Bier anzumelden und zu verkaufen. Falls eines Tages die Bestimmungen erleichtert werden sollten, werde ich es mal versuchen.“
Boschidar Alexandrow und Dimitar Georgiew brauen ihr Hausbier nach unterschiedlichen Rezepten. Mal wird es stärker, mal schwächer, auf alle Fälle sind beide mit Herz und Seele dabei. Dimitar Georgiew verriet uns sein Rezept: „Es ist ein englisches Bier – ein sogenanntes „India Pale Ale“, das die Briten in der Kolonialzeit für ihre Offiziere in Indien brauten. Es hat einen hohen Hopfengehalt und damit es den Transport nach Indien heil überstehen konnte, wurde es in Fässern gehalten. Dieses Bier hat auch einen hohen Alkoholgehalt, was es langlebiger macht – es ist überhaupt ein sehr schönes Bier.“
In Mittel- und Westeuropa ist aus dem Bierbrauerhobby schon lägst ein Geschäft geworden. Damit das auch in Bulgarien passiert, muss als erstes das „schwarz-weiße“ Denken über das Bier überwunden werden, denn es gibt nicht einzig nur dunkle und helle Biere. Der Gesetzgeber seinerseits muss sich die Tatsache vor Augen führen, dass auch Kleinstunternehmern eine Chance gegeben werden muss, ihr Bier an den „Mann“ zu bringen. Bis dahin werden die Bierfreunde nur durch die Bierfeste entschädigt werden, auf denen man wirklich die Qual der Wahl hat.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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