Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Lebensstandard der Bulgaren sinkt kontinuierlich

Foto: dnevnik.bg

Die sozialwirtschaftliche Entwicklung Bulgariens seit der Wende hat die Polarisierung in der bulgarischen Gesellschaft drastisch beschleunigt. Der Lebensstandard des überwiegenden Teils der Bulgaren ist seitdem kontinuierlich gesunken. Entsprechend groß ist auch das Interesse an Erforschung und Untersuchung dieses Prozesses. In dieser Woche wurde so eine Studie des Instituts für Wirtschaft und internationale Beziehungen in Sofia vorgestellt.

Das Modell der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes seit dem wirtschaftlichen Tiefpunkt von 1997 hat sich erschöpft, behaupten die Experten in ihrer Studie. Bulgarien befände sich bereits in einer neuen Situation, wenn die jahrelange Wirtschafts- und Finanzkrise nicht überwunden werden kann, behaupten sie. „Die These, dass die großen sozialen Unterschiede zwischen Armen und Reichen die wirtschaftliche Entwicklung stimulieren, gilt in Bulgarien nicht“, sagt prof. Gantscho Gantschew, Leiter des wissenschaftlichen Teams. Für Bulgarien trifft nur der erste Teil dieser Behauptung zu – der soziale Graben zwischen arm und reich ist in Bulgarien europaweit wohl am tiefsten. Privathaushalte mit weniger als 125 Euro monatlich gelten in Bulgarien als arm. So die Betrachtung der Regierung. Dem gegenüber steht die Ansicht der Bürger, die kontern, mit 400 Euro monatlich ist ein normales Leben in einer vierköpfigen Familie ausgeschlossen. Von den Rentnern, deren Rente teilweise 50 Euro beträgt, ganz zu schweigen. Die vorgestellte Studie belegt, dass die Rentner, die Roma und die Menschen mit niedriger oder keiner fachlicher Ausbildung am ärmsten sind. „Die niedrigen Einkommen, die hohe und die Langzeitarbeitslosigkeit beeinflussen die Wirtschaft des Landes sehr negativ“, sagte die stellvertretende Arbeits- und Sozialministerin Spaska Petrowa bei der Präsentation der Studie.

Die Studie zeigt, dass alle bisherigen Maßnahmen gegen die Armut in Bulgarien nicht greifen“, sagt Spaska Petrowa. „Die Weltwirtschaftskrise hat uns sehr hart getroffen und die bulgarische Wirtschaft kann sich immer noch nicht erholen. Das Armutsrisiko in Bulgarien liegt deutlich über dem EU-Durchschnitt“, stellt Spaska Petrowa fest.

Die Armut hat in Bulgarien auch einen regionalen Aspekt. Es ist allgemein bekannt, dass der bulgarische Nordwesten die ärmste Region in der gesamten Europäischen Union ist. Im Gegensatz dazu ist der Südwesten Bulgariens eine der Regionen im Lande, wo die Wirtschaftsleistung überdurchschnittlich hoch ist. Der Grund dafür ist in erster Linie die Tourismusbranche. Doch, auch da breiten sich dichte Wolken aus, warnt Dr. Preslaw Dimitrow von der Universität in Blagoewgrad.

Selbst ein winziger Rückgang der Wirtschaftsleistung schlägt sich im Tourismus nieder, denn die Touristen und somit auch die Einnahmen bleiben aus“, sagt Dr. Dimitrow. „Bezeichnend dafür sind auch die niedrigen Löhne und Gehälter in diesem Sektor. Diese Tendenz wird noch lange Jahre bleiben, so dass selbst die boomende Tourismusbranche nach wie vor arme Beschäftigte haben wird“, meint Dr. Preslaw Dimitrow.

Übersetzung: Vessela Vladkova



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Wird der Bojana-Sumpf in der Nähe von Sofia die menschlichen Aktivitäten überleben?

Das Bojana-Sumpfgebiet ist das einzige natürliche Feuchtgebiet auf dem Gebiet von Sofia, das noch immer eine Reihe geschützter Arten von Wasserpflanzen, Amphibien und Reptilien beherbergt. Wie viele ähnliche Gebiete in Bulgarien ist aber auch das..

veröffentlicht am 09.09.24 um 08:40

Haskowo lockt Fans von Airsoft und Adrenalin an

Eine Rekordzahl - 600 „Kämpfer“ sind auf dem Luftwaffenstützpunkt Usundschowo disloziert, doch der Grund dafür ist nicht etwa ein Militärkonflikt, sondern der Stadtfeiertag von Haskowo. Die größte Attraktion am 8. September sind die..

veröffentlicht am 07.09.24 um 11:10

Das Reich der Wildschafe liegt in den östlichen Rhodopen

Inmitten der wilden Natur der östlichen Rhodopen, unweit der Stadt Kardschali, liegt die staatliche Jagdfarm „Schenda“. Dies ist einer der schönsten und malerischsten Orte in diesem Teil Bulgariens. Neben den großen Wildschafeherden gibt es auf der..

veröffentlicht am 07.09.24 um 09:30