Mit dem Frühling und dem Erwachen der Natur kommt auch das bedeutendste christliche Fest – die Auferstehung Christi. Ostern ist das Fest der Feste und bedeutet auch oder besonders in der Orthodoxie praktisch die Erfüllung des Planes Gottes. Es ist ein Tag der Läuterung, die Menschen werden fröhlicher und stehen der allumfassenden Liebe offener gegenüber, die aus der erneuerten Natur zu strömen scheint.
Die Vorbereitungen auf das große Fest beginnen schon am ersten Tag der Karwoche, in der in den Gottesdiensten an den Leidensweg Christi erinnert wird, angefangen mit dem Einzug in Jerusalem bis zum Tod am Kreuz.
Für die Menschen ist der Weg bis zum langerwarteten freudigen Ereignis – die Auferstehung Christi, von der Anteilnahme am Leid des Erlösers gekennzeichnet. In den Predigten wird ein Überdenken der geistigen Werte nahe gelegt. Die Gewänder der Priester sind dunkelviolett – der Farbe der Sühne. Und da es keine Freude ohne Schmerz gibt, tritt die Auferstehung erst nach Augenblicken tiefen Leids ein, das das Bewusstsein läutert und die Gläubigen auf das langerwartete Osterfest einstimmt.
Der Höhepunkt der Osterfeierlichkeiten tritt um Mitternacht zum Ostersonntag ein. In allen Kirchen finden Gebets- und Hymnengottesdienste statt. Überall wird das Ostertroparion angestimmt, das auch in allen nachösterlichen Gottesdiensten bis Pfingsten immer wieder erklingt: „Christus ist auferstanden von den Toten, Er hat den Tod durch den Tod bezwungen und denen in den Gräbern das Leben geschenkt“.
Die ersten, die die frohe Botschaft der Auferstehung erfahren sind Frauen, die zum Grab Christi gehen. Sie finden es leer vor und erhalten von einem Boten Gottes den Auftrag, vom Wunder der Auferstehung zu berichten.
In einem der orthodoxen Kirchengesänge wendet sich ein Engel an die Jungfrau Maria und die Umstehenden mit den Worten: „Freue dich, denn dein Sohn ist auferstanden und die Toten hat er mit erhoben! Freuet auch ihr euch, ihr Leute! Freue du dich Gottesmutter über die Auferstehung des von dir Geborenen!“
Ostern wird nicht zufällig als das „Fest aller Feste“ bezeichnet, denn es erfüllt die Herzen mit Hoffnung auf ein ewiges Leben und die Erlösung, es verleiht dem christlichen Glauben seinen Sinn. Ein Symbol für diese erfüllte Hoffnung der orthodoxen Christen ist das „Heilige Feuer“, das jedes Jahr zum orthodoxen Osterfest auf wundersame Weise herabsteigt und die Grabeskirche Christi mit Licht erfüllt. Jedes Jahr erwartet die orthodoxe Christenheit mit Ungeduld dieses Ereignis, um einen Funken der göttlichen Liebe mit nach Hause nehmen zu können.
Olivier-Maurice Clément, ein französischer Theologe, der zum orthodoxen Glauben übertrat, sagte über die Auferstehung des Herrn: „Der Schnee und der Blitz leuchten nicht mehr auf einem Gipfel, sondern im symbolischen Mittelpunkt der Erde... der ganz von Licht überflutet ist. Die Erde der Toten wird zur Erde der Lebenden.“
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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