Eine der Lieblingsbeschäftigungen der bulgarischen Geschäftsleute ist es, sich ständig über die staatliche Verwaltung und die Gesetze im Land zu beklagen. Für alle Misserfolge und Wirtschaftsschwierigkeiten wird ihnen die Schuld zugeschoben und man bekommt leicht den Eindruck, als ob sich zwischen beiden Seiten eine Barrikade befindet und ständig Wortgefechte geführt werden.
Es gibt in Bulgarien tatsächlich viele unzufriedene Menschen – die jüngste Umfrage von WIN/Gallup International End of Year Survey über das Glücksempfinden weltweit belegt es. Die Bulgaren nehmen darin einen der letzten Plätze ein. In Wirklichkeit sehen die Dinge aber keineswegs so düster aus, wie sie vor allem die heimische Geschäftswelt darstellt, aber auch nicht so rosig, wie sie die Leitung des Landes zu suggerieren versucht. Es reicht aus, auf die Jahreseinschätzungen der Weltbank „Doing business“ der letzten Jahre zu verweisen, in denen Bulgarien weltweit die 38. Stelle einnimmt. Die Tatsache, dass Bulgarien im oberen Viertel von rund 200 Ländern liegt, sagt aus, dass die Geschäftsbedingungen im Land eher gut sind bzw. besser sind als im größeren Teil der Welt.
Die bulgarischen Geschäftsleute vertrauen aber offensichtlich solchen internationalen Einschätzungen nicht und stellen eigene Untersuchungen an. So wurde Ende vergangenen Jahres der Jahresbericht der Bulgarischen Wirtschaftskammer bekannt, die eine der größten Arbeitgeberorganisationen Bulgariens ist. Darin wird geschlussfolgert, dass die Lage im Jahr über sehr schwer gewesen sei und sich viele, für die Geschäftswelt vor allem schlechte Dinge ereignet hätten. „Das Geschäftsklima hat sich nicht verbessert und es ist diesbezüglich im Vergleich zum Vorjahr keine positive Wende eingetreten“, fasste Kammerpräsident Boschidar Danew die Lage zusammen. Dabei hat die heimische Geschäftswelt 2015 mehr Verkäufe, höhere Gewinne und höhere Produktionszahlen abgebucht. Auch die Angaben des Finanzministeriums über die Entwicklung der makrowirtschaftlichen Kennziffern weisen auf ein zufriedenstellendes Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von rund 3 Prozent hin; ferner haben sich die Arbeitslosigkeit verringert und die ausländischen Investitionen erhöht.
Die Tatsache, dass die bulgarischen Unternehmer bestehende wirtschaftliche, politische, soziale und legislative Arbeitsbedingungen ohne ernsthafte Gründe angreifen wird dadurch bekräftigt, dass sie sich angesichts der „katastrophalen“ Wirtschaftslage des vergangenen Jahres mit fast allen offiziellen Wirtschaftsprognosen der Regierung für dieses Jahr einverstanden erklären. Das wäre unmöglich, sollten die Bedingungen ihren Worten nach wirklich so schlecht sein. Und so erwarten die Geschäftsleute in Bulgarien ein Wachstum von 2,9 Prozent, was voll und ganz den Prognosen der Weltbank für die Entwicklung des heimischen Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2016 entspricht. Und das übersteigt selbst die Ziele der Regierung, die von einem Wachstum von 2,1 Prozent ausgeht.
Unterm Strich kommt heraus, dass die sonst kritisch und traditionell skeptisch eingestellten bulgarischen Unternehmer bessere Ergebnisse als die Regierung vorhersehen. Das hat offensichtlich seine Gründe und einer darunter hängt sicher mit der politischen Stabilität im Land zusammen. Zwar geriet sie Ende vergangenen Jahres leicht ins Wanken, zeigte aber keine gefährlichen Risse, was die Geschäftswelt beruhigte, die am meisten die politische und soziale Ruhe zu schätzen weiß. Eine ganz andere Frage ist, dass die internationale Lage in unmittelbarer Nähe zu Bulgarien sehr aufgeheizt ist und jegliche Pläne und Projekte über Investitionen, Geschäftsausweitungen, neue Märkte usw. zunichte machen kann.
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
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