Kunst wurde und wird auf der ganzen Welt gefälscht. Bulgarien macht da keine Ausnahme. Seit rund zehn Jahren erscheinen auf Kunstauktionen zunehmend mehr Fälschungen, die sogar höhere Preise erzielen, als die Originale. Es ist ein einträgliches Geschäft für Händler und Maler. Wessen Werke werden bevorzugt gefälscht? Mit dieser Frage wandten wir uns an Emil Tschuschew, Restaurator und Direktor eines Auktionshauses und einer Galerie im Zentrum Sofias.
„Es kommt ganz darauf an, wie hoch die Bilder eines Malers im Kurs stehen“, sagt der Kunstexperte. „Man kopiert und gefälscht stets solche Maler, deren Werke teuer verkauft werden. Die Kunstfälscher sind auf schnelle Gewinne aus. Sehr selten werden solche Künstler gefälscht, deren Bilder ohnehin niedrig gehandelt werden. Wenn man sich die Liste der bedeutendsten Maler Bulgariens anschaut, so werden von den ersten 20 mindestens 19 gefälscht.“
Werke der heimischen bildenden Kunst werden vor allem in Bulgarien selbst hoch geschätzt. Seit Jahren übersteigt die Nachfrage das Angebot. Daher wenden sich die Fälscher unmittelbar an die Auktionshäuser, die ihrerseits ebenfalls auf Gewinn aus sind. Expertisen werden nur für spezielle Kunden angefertigt; entsprechende Zertifikate sind teuer und so begnügen sich viele Käufer mit der Herkunftsangabe. Erst im Nachhinein stellen viele Sammler fest, dass ihr teuer erworbenes Werk eine Fälschung ist. Doch dann ist es bereits zu spät. Das bestätigte uns Christina Belewa, Restauratorin an der Nationalen Kunstgalerie in Sofia:
„Der Markt ist sehr klein und die Originalwerke sind gering an der Zahl“, erzählt sie. „Die weltliche Kunst in Bulgarien erstreckt sich über eine Periode von rund 100 Jahren. Die Werke, die zum Verkauf angeboten wurden, befinden sich bereits in Privatsammlungen; das Angebot an Originalwerken geht immer weiter zurück. Fälschungen gehen nun an Leute, die sich als Sammler fühlen oder ausgeben wollen. Zuweilen sind 80 Prozent der Bilder, die sich in ihrem Besitz befinden, Kopien oder Fälschungen. Die Eigentümer wollen es aber nicht zugeben, weil sie ihr Prestige einbüßen würden.“
An dieser Stelle muss betont werden, dass zwischen deutlich gekennzeichneter Kunstkopie und Fälschung zu unterscheiden ist. Einige Sammler begnügen sich mit Kopien, die auch nicht als Originalwerke ausgegeben werden. Emil Tschuschew erläutert:
„Die Kopie muss sich vom Original unterscheiden und das geschieht meist in der Größe – sie ist entweder kleiner, oder größer als das Original“, sagt der Experte. „Das sogenannte Replikat wird anhand des Originalgemäldes angefertigt und nicht auf der Grundlage von Reproduktionen, die meist nicht farbecht sind, d.h. sie unterscheiden sich farblich von Original. Bei den Fälschungen wird eine Kopie wissentlich, also in betrügerischer Absicht, als Original ausgegeben. Viele der Fälschungen sind minderwertiger Qualität und können selbst von einem Nichtfachmann schnell als solche erkannt werden. Die legalen Kopien sind deutlich als solche gekennzeichnet und werden vom Kopisten unterschrieben. Das Gesetz über die Wahrung des Kulturerbes regelt diese Tätigkeit. Um eine Kopie von einem Bild anzufertigen, das Eigentum der Nationalen Kunstgalerie ist, ist eine entsprechende Genehmigung erforderlich, die auch einiges kostet usw.“
Fälschungen werden aber nicht nur von Dilettanten angefertigt, sondern auch von begabten Malern, die ihr Können für Geld verkaufen. Laut bulgarischem Gesetz kommen sie mit einer Geldstrafe davon, wenn der Weiterverkauf der Fälschung platzen sollte. Den Händlern ihrerseits droht Freiheitsentzug zwischen 2 und 6 Jahren, der jedoch meist auf Bewährung ausgesetzt wird. Solange sich am Strafmaß nichts ändern sollte, wird es auf dem bulgarischen Kunstmarkt weiterhin an Fälschungen nur so wimmeln, sind sich die Experten einig.
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
Fotos: Luisa Lazarova
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