Die Nationale Elektrizitätsgesellschaft NEK hat dem russischen Unternehmen Atomstroyexport 600 Millionen Euro für die von ihr in Auftrag gegebenen zwei Reaktorblöcke für das KKW-Projekt Belene überwiesen, welches vom bulgarischen Parlament eingestellt wurde. Besagte Reaktorblöcke werden bald nach Bulgarien geliefert, wo man sie auf dem Baugelände des imaginären zweiten Kernkraftwerks abstellen und konservieren wird. Die Frage ist nun, was Bulgarien damit anstellt? Die Antwort darauf bleibt immer noch aus, da im Land momentan offensichtlich kein Bedarf an diesen Reaktoren besteht. Seit geraumer Zeit bemühen sich die bulgarischen Behörden, eine praktische Lösung dafür zu finden. Klar ist bislang eins – für die Fertigstellung des neuen Kernkraftwerks stehen keine öffentlichen Mittel zur Verfügung.
Es werden hauptsächlich zwei Varianten erörtert, wie man wenigstens einen Teil der in diese teure Ausrüstung investierten Mittel wieder zurückbekommen könnte. Die erste wäre es, einen Käufer zu finden, der bereit wäre, sie zu einem unbestimmten Preis abzukaufen. Es liegt aber auf der Hand, dass niemand für Atommeiler, die für einen anderen Kunden hergestellt wurden, soviel zahlen wird wie Bulgarien an Russland. Sprich: Bulgarien wird einen Teil der Mittel zurückbekommen, aber trotzdem Verluste einstecken müssen. Die Perspektiven für diese Variante sind in keiner Weise rosig, zumal die diesbezüglich von Premier Bojko Borissow persönlich geführten Verhandlungen mit dem Iran kläglich gescheitert sind.
Die andere Variante wäre es ein Unternehmen zu finden, das bereit wäre, das KKW Belene auf eigene Kosten fertigzustellen, um es danach souverän und ohne staatliche Hilfe gemäß den Marktprinzipien zu betreiben. Es kursieren Informationen, man habe Vorverhandlungen mit drei-vier großen Firmen aus Amerika, Frankreich und China geführt. Es gibt aber nichts schwarz auf weiß. Bulgariens Energieministerin Temenuschka Petkowa zufolge könnte man erst in sechs bis acht Monaten mit konkreten Schritten rechnen. Eine ganz andere Frage ist, dass es in ganz Europa kein einziges rein privates Kernkraftwerk gibt. Vielleicht könnte Bulgarien da aber zum Vorreiter werden?
Eins ist jedenfalls sicher – die Sorgen der NEK sind hiermit bei weitem nicht aus der Welt geräumt. Sie soll nämlich nicht nur mit einer Lösung des Belene-Problems aufwarten, sondern auch Finanzmittel auftreiben, um den Staatskredit zurückzuzahlen, mit dem sie ihre Schulden an die Russen beglichen hat. Nach diesem neuen Kredit wird die ohnehin hochverschuldete NEK mit einem noch dramatischeren Rückstand bei den Investitionen in die Modernisierung und Unterhaltung bereits existierender staatlicher Stromzentralen rechnen müssen.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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