Das Bruchstück einer Dachrinne, ein alter Stuhl, ein längst verblasster Filmstreifen, ein abgegriffenes „S“ von einer Aufschrift „Sofia“ und so einiger anderer Bauschutt – all das, aber auch vieles mehr zeigt eine ungewöhnliche Ausstellung im Zentralfoyer des Nationalen Kulturpalasts in Sofia. Sie dokumentiert die Renovierungstätigkeiten in Verbindung mit der EU-Ratspräsidentschaft Bulgariens im kommenden Jahr. Die Exposition ist Teil der nationalen Kampagne „Kulturpalast im Wandel“, die bereits seit fast 2 Jahren läuft.
„Die Ausstellung lenkt die Aufmerksamkeit auf 19 verschiedene Objekten und zeigt die Transparenz beim Einsatz der Mittel zur Erneuerung des Nationalen Kulturpalasts“, erzählt die Bühnenbildnerin Denitza Agriropoulus, die zusammen mit dem jungen Bildhauer Georgi Georgiew – Schoscho die Exposition gestaltet hat. „Wir zeigen verschlissene Teile, die man ansonsten nicht sieht, oder denen man allgemein keine besondere Beachtung schenkt. Sie müssen zwangsläufig ersetzt werden – das gilt für die Strominstallation, die Sitze des Theaters „Krikor Azaryan“ und des Kinos „Lumière“. Auf den jeweiligen Ausstellungstafeln werden genau die Mittel, einschließlich der EU-Zuschüsse aufgelistet, die verwendet werden.“
Die offizielle Eröffnung des Nationalen Kulturpalasts in Sofia fand am 31. März des Jahres 1981 statt. Seitdem ist es das größte Kongresszentrum Südosteuropas. Die Ereignisse in Verbindung mit der bulgarischen EU-Ratspräsidentschaft, die am 1. Januar 2018 beginnt, sollen hier durchgeführt werden.
„Die Renovierungsarbeiten laufen bei uns schon seit mehr als anderthalb Jahren und es bot sich nun an, sie auf künstlerische Weise vorzustellen“, sagte der Direktor des Nationalen Kulturpalasts Miroslaw Borschosch bei der Eröffnung der Exposition. Er unterstrich, dass alle Arbeiten auf dieses wichtige Ereignis ausgerichtet und sich alle Beteiligten der hohen Verantwortung bewusst sind. Borschosch ging in seinen Ausführungen auch konkret auf die Umgestaltung ein, die den Kulturpalast noch funktioneller machen sollen. In den vergangenen zwei Jahren habe man sich vor allem auf drei Räumlichkeiten konzentriert, in denen die Kulturprogramme während der Ratspräsidentschaft laufen sollen.
„Der erste Raum ist der Saal Nr. 2, der nunmehr den Namen eines der größten Regisseure Bulgariens, Krikor Azaryan, trägt“, erzählt Borschosch. „Dieser Saal war trotz seiner ansprechenden Architektur und ausgezeichneten Akustik arg vernachlässigt worden – nunmehr strahlt er in neuem Glanz und ist absolut auf europäischem Niveau. „DNK“ ist wiederum ein Raum, der in der Zeit unmittelbar nach der Wende als Diskothek diente und ebenfalls verwahrlost wurde. Heute ist es eine Stätte von moderner Tanzkunst und Performance für junge Menschen, die keine Kompromisse in ihrer Kunst machen. Die Kunst Europas setzt seit einigen Jahren gerade auf solche Kunstformen. Was den Literaturklub „Die Feder“ anbelangt, hat er sich seinerseits sehr schnell als ein Ort für qualitativ hochwertige Literatur etabliert – er wird von jenen besucht, die sie schätzen und von denen, die sie auch machen. Diese drei Lokalitäten stehen bereits für die verschiedensten Kulturprogramme zur Verfügung, denen während unserer Ratspräsidentschaft eine große Bedeutung zukommen wird.“
Der Direktor des Nationalen Kulturpalasts kann also zufrieden und gelassen in die Zukunft scheuen – er ist davon überzeugt, dass Bulgarien vollends den hohen Ansprüchen genügen wird, die eine EU-Ratspräsidentschaft mit sich bringt. „Es ist für Bulgarien weniger wichtig, die 20.000 Bürokraten aus Brüssel zu empfangen, als eine Botschaft auszudrücken und dessen müssen sich unsere Spitzenpolitiker bewusst werden“, betonte abschließend Miroslaw Borschosch, Direktor des Nationalen Kulturpalasts in Sofia.
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
Fotos: BTA, ndk.bg und socbg.com
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