Am 25. Februar vor 100 Jahren wurde die erste bulgarische Schule in Budapest eingeweiht. An diesem Datum haben 18 bulgarische Kinder ihre reguläre Ausbildung in einem gemieteten Klassenraum in der ungarischen Hauptstadt begonnen. Mehr über die Geschichte der Schule erfahren wir von ihrer heutigen Direktorin Swetla Kjosewa.
„Die Gründung der bulgarischen Schule in Budapest haben wir der Vereinigung der Bulgaren in Ungarn zu verdanken. Zu jener Zeit lebten hier weitaus mehr Bulgaren als heute. Sie haben die ersten bulgarischen Institutionen hier ins Leben gerufen. Vier Jahre nach der Schaffung dieser ältesten bulgarischen Organisation in Ungarn wurde beschlossen, eine bulgarische Schule und Kirche zu eröffnen. Exemplarisch sind die Worte des Vorsitzenden der Vereinigung der Bulgaren in Ungarn Lasar Iwanow: “Die Zukunft wird nicht nur mit dem Spaten erschaffen, sondern mit Glauben an Gott und mit offenen Augen. Die Augen werden aber von der Wissenschaft geöffnet“. Und so wurde die bulgarische Schule gegründet, die im Laufe der Zeit in unterschiedlicher Form existiert hat, aber stets eine wichtige Rolle im Dasein der Bulgaren in Ungarn gespielt hat und zu den Grundpfeilern ihres Fortbestands zählt. Lange Zeit funktionierte die Schule mittels Spenden der Bulgaren. Die Organisation mietete Räume in unterschiedlichen ungarischen Schulen, sammelte Mittel für deren Beheizung, engagierte Lehrer, unterstützte ärmere Familien, damit sie ihre Kinder in die Schule schicken können. Eine radikale Wende trat nach dem Zweiten Weltkrieg ein, als das bulgarische Bildungsministerium die Zuständigkeit für die Schule übernahm. Diese Zeit dauerte bis 2011, als sich das Bildungsministerium wieder zurückgezogen hat. Das hat aber nicht zu bedeuten, dass die Bildung der Bulgaren in Ungarn damit aufgeschmissen wäre. 2004 hat die Bulgarische republikanische Selbstverwaltung eine bulgarische Muttersprachenschule gegründet. Sie ist die derzeit einzige Lehranstalt für die Bulgaren in Ungarn. Ich möchte aber hervorheben, dass es sich dabei nicht um eine traditionelle Sonntagsschule handelt, sondern dass sie in das ungarische Bildungssystem integriert ist. Das bedeutet, dass die Schulnoten auch an ungarischen Schulen gültig sind und die Kinder am Ende ihrer Ausbildung ihr Abitur auf Bulgarisch machen können“, erklärt Swetla Kjosewa.
„Es fehlen uns noch zwei Schüler bis 100. Derzeit besuchen 98 Schüler unsere erste bis zwölfte Klasse. Wir bieten auch eine Vorbereitungsgruppe an“, sagt Swetla Kjosewa. „Die Sache mit den Lehrbüchern gestaltet sich allerdings sehr schwierig. Es ist ziemlich kompliziert, ein Lehrbuch für Kinder mit unterschiedlichen Sprachkenntnissen zu finden, da wir auch Kinder aufnehmen, die überhaupt kein Bulgarisch sprechen und erst bei uns damit beginnen, es zu erlernen. Aus diesem Grund können wir uns nicht auf ein einziges Lehrbuch stützen. Wir benutzen auch Lehrbücher und Materialien aus Bulgarien. In den letzten Jahren hatten wir die Möglichkeit, eigene Lehrbücher zu kreieren, dank der ungarischen Behörden und unserer Beteiligung an einem europäischen Projekt. Momentan benutzen wir in der ersten und zweiten Klasse eigene Schulbücher, haben auch Übungshefte und sonstige Hilfsstoffe bis zur achten Klasse ausgearbeitet sowie einen vollständigen Satz aus Lehrbüchern und Heften in Volkskunde. Das ist ein Sammelfach für bulgarische Geschichte, Erdkunde, Folklore sowie für die Geschichte der bulgarischen Gemeinschaft in Ungarn, die Rechte der Minderheiten und ihre Positionierung im Staat. Wir benutzen unterschiedliche Quellen und moderne technische Mittel, um den Unterricht für alle Kinder interessant und zugänglich zu gestalten“, berichtet die Schuldirektorin.
Der heutige Tag ist in der Tat geschichtsträchtig. Wie wird man ihn begehen?
„Wir starten heute mit den Feierlichkeiten anlässlich des 100. Jubiläums unserer Schule. Bevor sie sich dauerhaft im jetzigen Gebäude niedergelassen hat, war sie in unterschiedlichen Schulgebäuden in Budapest untergebracht. Deshalb werden wir einen Rundgang durch diese Schulen machen. Einige haben Gedenktafeln, vor die wir Kränze niederlegen werden. Wir haben auch einen Wettbewerb unter unseren Schülern ausgerufen. Daran haben sich über 70 Kinder mit Erzählungen und Zeichnungen beteiligt, die dem Jahrestag unserer Schule gewidmet sind. Zuerst werden wir eine Ausstellung mit ihren Bildern eröffnen und auch Preise verleihen. Wir haben auch eine Exposition über die Geschichte der Schule vorbereitet. Am 28. und 29. September 2018 wird dann das Hauptfest sein, das dem 100jährigen Bestehen unserer Schule gewidmet ist. Wir erwarten viele Gäste und ich möchte die Gelegenheit nutzen, über Radio Bulgarien unsere ehemaligen Schüler, Lehrer und überhaupt alle, die mit unserer Schule verbunden sind, aufzurufen, uns zu besuchen, ganz egal wo auf der Welt sie sich derzeit auch aufhalten mögen. Wir erwarten auch viele Gäste von der Vereinigung der bulgarischen Schulen im Ausland sowie offizielle Vertreter des bulgarischen und ungarischen Staates“, sagte abschließend die Direktorin der ersten bulgarischen Schule in Budapest Swetla Kjosewa.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: Privatarchiv und BTA
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