Der 31. Oktober ist in Bulgarien einer der umstrittenen Festtage, an dem man neuerdings Halloween begeht. Die Verteidiger alten Brauchtums mahnen die Öffentlichkeit, die heimischen Traditionen zu achten und nicht so leichtfertig fremde Feste zu übernehmen. Die jüngeren Generationen sehen allerdings in Halloween einen Anlass für ausgelassene Fröhlichkeit. Viele nutzen die Gelegenheit, um sich zu verkleiden und schlüpfen in allerhand lustige Rollen, die keinesfalls schrecklich sein müssen.
Die älteren Generationen erinnern ihrerseits daran, dass es in Bulgarien durchaus ähnlich gelagerte Feste gibt, die jedoch langsam in Vergessenheit geraten. Manche sind sogar verärgert, denn am Tag darauf, am 1. November begeht man in Bulgarien traditionell den Tag der Volksaufklärer – der Mummenschanz in der Nacht zuvor sei absolut unangebracht, meinen sie.
Einige fragen sich jedoch, ob man durch das Interesse am Fremden den Wunsch zur Wiederbesinnung auf alte bulgarische Traditionen wecken kann? Diese Frage bejahen die Organisatoren einer interessanten Rundfahrt mit einer Retro-Straßenbahn durch das Zentrum Sofias.
„Eine Halloween-Party in einer Retro-Straßenbahn – das wird zum ersten Mal bei uns gemacht“, erzählt Emil Rustschew, einer der Organisatoren. „Drei junge Schauspieler, die sich der Party an verschiedenen Haltstellen anschließen werden, haben eine Performance-Show vorbreitet. Während der Rundfahrt selbst, werden die Gäste auf verschiedene Sehenswürdigkeiten aufmerksam gemacht. Auf dem Programm steht ferner eine Feuer-Show, die speziell für das Fest inszeniert wurde.“
Die Retro-Straßenbahn wird mit den maskierten Teilnehmern am Platz „Wasraschdane“ im Zentrum der bulgarischen Hauptstadt ihre Fahrt aufnehmen. Die Route führt entlang des Landwirtschaftsministeriums, des Justizpalastes, quer durch den Hauptplatz der Stadt, an dem sich drei Gebäude aus der Stalin-Ära befinden, und führt über die Löwen-Brücke bis zum Hauptbahnhof.
„Das Zentrum ist uns wichtig, da sich dort aus historischer Sicht viele Dinge ereignet haben“, erzählt seinerseits Boschidar Emanuilow, der ebenfalls zum Organisationsteam gehört. „Über die zentralen Gebäude kann man auch amüsante Geschichten erzählen, was wir auch anlässlich des Festes tun werden.“
„Wir haben lange über die verschiedenen Ereignisse nachgedacht und haben unser Programm so aufgebaut, dass die Geschichte unserer Stadt auf unterhaltende und interessante Weise verdeutlicht wird. Es soll viel gelacht werden; wir wollen Emotionen zeugen. Daher haben einige Künstler verschiedene Interaktionen für die Teilnehmer vorbereitet“, fügt Emil Rustschew hinzu.
Jene, die die Nacht vor dem Tag der Volksaufklärer auf traditionelle Weise begehen wollen, können sich der Initiative „Lasst uns Trachten und nicht Masken tragen!“ anschließen.
„Wir wollen in Trachten gekleidet einen großen Reigen tanzen“, erzählt Wassil Todorow von der Vereinigung „Oroteka Sedjanka“, die das vierte Jahr in Folge in dieser Nacht eine Folkloreveranstaltung organisiert.
„Das ist eine Form des Protests“, sagt Wassil Todorow. „Wir achten unsere Volksaufklärer und wollen, dass man sie gebührend ehrt. Halloween hat dieses Fest irgendwie in den Hintergrund gedrängt; das ist selbst in den Schulen der Fall. Die Kinder freuen sich, verkleiden sich und so gerät unser Fest langsam in Vergessenheit. Man braucht nicht unbedingt eine Volkstracht zu haben, um ein Patriot zu sein. Die bulgarische Tracht ist jedoch ein Symbol. Aus diesem Grund veranstalten wir das Fest auf diese Weise!“
Im Zentrum Sofias soll ein großer Umzug durchgeführt werden. Die Organisatoren sind eine Gruppe Bulgaren, die ihre Heimat lieben und den Wunsch haben, die bulgarischen Bräuche und Traditionen zu bewahren. Die Idee für den Umzug kam ihnen im vergangenen Jahr ganz spontan und wurde schnell populär:
„Wir beschlossen, etwas Neues und Verschiedenes zu machen, als das, was man uns als neuen Brauch suggeriert, der in unseren Breiten etwas Fremdes ist“, sagt der Initiator Sascho Gatow. „Wir sind Bulgaren und uns interessieren vor allem unsere Dinge. Unsere Bräuche werden im Namen des Lebens gepflegt und nicht im Namen des Todes, wie es bei Halloween der Fall ist. Aus diesem Grund ist bei uns jeder willkommen, der mitmachen möchte.“ Der Umzug in Volkstrachten wird am Justizpalast seinen Anfang nehmen und entlang des Witoscha-Boulevards führen.
„Jeder hat das Recht, sich nach eigenem Ermessen zu unterhalten“, betont Sascho Gatew. „Ich und viele andere auch haben uns entschieden, an diesem Abend Lieder aus der Zeit der bulgarischen Wiedergeburt zu singen. Wir werden uns mit Freunden treffen und Trachten anlegen. Wer keine Tracht hat, braucht nur eine bulgarische Fahne mitzunehmen.“
Vielen christlichen Festen liegen oft heidnische Bräuche zugrunde und es ist eine Frage der persönlichen Wahl, ob und wie man feiert. Die Idee eines jeden Fests ist, die Menschen zu vereinen und für gute Stimmung zu sorgen.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: Privatarchiv und BGNES
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