„Die Zeiten, in denen es wenige, meist mit der Hand gemalte Stickvorlagen für Goblins gab, sind längst vorbei. Die Stickerei entwickelt sich, Dank des technischen Fortschritts und des Internets, rasant“, behauptet Walentina Georgiewa, eine der Organisatorinnen der landesweiten Treffen der Meisterinnen von Gobelins, die jedes Jahr in einer anderen bulgarischen Stadt stattfinden.
Das diesjährige Treffen in Sofia versammelte 130 Stickerinnen. Dieses Hobby breitet sich immer weiter aus. Mit Sticken befassen sich mittlerweile nicht nur Frauen verschiedenen Alters, sondern auch Männer und sogar Kinder.
„Jedes Jahr gibt es mehrere Wettbewerbe“, erklärt Jana Tantschewa. „Der eine ist für Figuren bestimmter Designer, der zweite für Bilder bekannter Maler und der dritte für angewandte Stickerei. Auf diesen Treffen tauschen wir uns aus und schöpfen Mut, auch etwas Neues zu wagen. Jeder findet auf diese Weise seinen Stil und macht das, was ihm Spaß macht.“
Durch die „Primitive“ in der Stickerei haben die Auswanderer in Amerika Figuren, Symbole und Buchstaben aus ihrer Heimat an die nächsten Generationen weitergegeben.
„Für Bulgarien sind sie eine neue Erscheinung, die schwer angenommen wird, weil sie naiv zu sein scheint, doch darin ist viel Sinn enthalten“, erklärt Elena Guntschewa. „Die Primitive schaffen eine Atmosphäre von heimischer Gemütlichkeit. Eine besondere Sparte sind die Mustertücher. Dort kommen viele Stickarten und sogar Perlen zur Anwendung. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt und das macht den bulgarischen Stickerinnen großen Spaß. Sie fangen an, Gefallen daran zu finden.“
Die Stickerinnen von heute wenden verschiedene Arten von Strickleinen und Techniken, Perlen, Strass und Bänder an. „Doch das, was am meisten zählt, ist die Schönheit. Sie ist die Antriebskraft für Viele, ihre Scheu zu überwinden und unbekannte Techniken auszuprobieren. Sehr populär sind mehrfarbige Goblins“, erklärt Walentina Georgiewa und sagt, dass es sich um eine selbständige Richtung in der Gobelin-Kunst handelt. „Es gibt mehrere Firmen, die Reproduktionen berühmter Bilder anbieten. Dort kann es bis zu 200 Farben geben. Die Stickvorlagen sind kompliziert und die Anfertigung der Gobelins schwer. Letztendlich entsteht aber wunderschöne Kunst.“
Etwas ganz Besonderes in der Welt der Stickerei sind die so genannten Mandalas.
„Die Mandalas sind eine eigenständige Gattung in der Stickerei. Sie sind fast allen schönen Städten und Ländern der Welt gewidmet. Es ist eine Pracht verschiedener Stiche, die dem Werk Volumen verleiht, eine Kombination aus Perlen, Kristallen, Metallfäden und handbemalter Seidenfäden", erklärt Walja Georgiewa.
Zur großen Freude dieser Hobby-Künstler gibt es auch talentierte bulgarische Designer mit eigenen Kreationen was die Stickvorlagen anbelangt.
„Es sind nicht viele, doch es gibt sie und wir hoffen, dass sie immer mehr werden", unterstreicht Jana Tantschewa.“Sie sind auf bulgarische Landschaften und Bildern bulgarischer Maler spezialisiert.“
Eine weitere Richtung in der Stickerei sind die gestickten Folkloremotive. Sie sind spezifisch in der Darstellung und im Stil. Es ist erfreulich, dass es Firmen gibt, die solche Vorlagen anbieten, für die sich immer mehr Anhänger finden.
Ein ernsthaftes Problem im Zeitalter des Internets ist der Schutz der Autorenrechte der bulgarischen Designer. Praktisch kann sich jeder die Vorlage auch ohne zu bezahlen besorgen. Jana und Walentina appellieren deshalb, sich die Stickvorlagen nicht einfach anzueignen, sondern dafür zu bezahlen.
„Für uns ist das Sticken von Gobelins Liebe, Leidenschaft und ja, auch etwas Verrücktes“, gibt Walja zu und vermerkt, dass das gemeinsame Hobby viele ursprünglich unbekannte Personen zu einem Kreis verbunden hat, in dem tiefe und aufrichtige Freundschaft gepflegt wird.
„Die Stickerei ist zu einem festen Bestandteil meines Lebens geworden, in dem ich meine Seele, mein Herz, mein Denken und all mein Können hineinbringe“, sagt Elena. Jana ist kategorisch.
„Jedes Jahr wird die Latte immer höher gelegt. Indem wir Neuheiten sehen und uns über Techniken austauschen, versuchen wir, über uns selbst hinauszuwachsen. Es ist eine irre Welt, doch eine wunderschöne!“
Übersetzung: Georgetta Janewa
Fotos: Nadja Watowa und Dessislawa Semkowska
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