Auf der Annonce zu den Konzertprogrammen von „Orenda“ ist zu lesen: „Zwölf Sängerinnen – wie die 12 Zahlen auf dem Zifferblatt, wie die 12 Monate des Jahres und die 12 Mondzyklen ... Diese Zahl, die als kosmisch angesehen wird, als Punkt der Ewigen Harmonie, symbolisiert in manchen Glaubenslehren auch den kreativen Ansatz...“
Das in Paris gegründete Ensemble interpretiert bulgarische Volkslieder, die von namhaften bulgarischen Komponisten arrangiert wurden sowie orthodoxe Gesänge. Leiterin ist Stefka Mitewa - Sängerin, Songwriterin, Gesangspädagogin für Laien. Eigentlich nahm ihre Karriere in einem ganz anderen Fachgebiet ihren Lauf. Sie hat die Akademie der darstellenden Künste in Prag, Puppenspiel und Regie, Dramaturgie absolviert. Vorher hat sie im Laufe von zehn Jahren im Kinderchor des Bulgarischen Nationalen Rundfunk gesungen – eine Tatsache, die sie immer in ihrer künstlerischen Biografie erwähnt. (Sie weist auch darauf hin, dass in „Orenda“ noch ein Zögling des BNR- Kinderchors singt: Petra Draganowa). Später hat Stefka Mitewa in Paris die Ecole Supérieur de Jazz (Hochschule für Jazz); die Staatliche Schule beim Kulturministerium als Lehrer für Jazz und zeitgenössische Gesangstechniken absolviert (2000) sowie Formation de Formateurs en musiques actuelles au Studio des Variétés à Paris (2001). Sie hat im Laufe von zwei Jahrzehnten in der französischen Hauptstadt gelebt und sich als Sängerin an verschiedenen Projekten beteiligt und verschiedene Formationen ins Leben gerufen und geleitet. Die letzte davon ist „Orenda“.
„Die Gruppe wurde Ende 2018 geschaffen“, erzählt Stefka Mitewa. „Das ist der Einladung des berühmten französischen Rappers Gims zu verdanken. Er wollte, dass ihn im Finale der internationalen Reality „The Voice“ eine bulgarische Band begleitet. Ich habe das Lied „Bre, Petrunko“ arrangiert und wir haben am 18. Mai zusammen mit ihm im ersten Fernsehkanal gesungen. So hat das mit unserer Gruppe begonnen.
Die Hälfte der Sängerinnen waren Bulgarinnen, die andere Hälfte Französinnen. Mit dabei war auch die Sängerin Emanuela Kaltscheva-Dschajma, deren jüngstes Projekt (damals) „Orenda“ hieß. Wir haben auf ihren Vorschlag hin die Gruppe so genannt. Auf Altbulgarisch bedeutet dieses Wort „Atem des Lebens“, „Atem Gottes“, „Quelle“. Das ist die göttliche Kraft, die in uns allen innewohnt. Es mag ein vielleicht etwas pompöser Name für einen Frauenchor sein, aber wir finden ihn schön und inspirierend. Wir empfinden es als ein Zeichen dafür, dass wir einen Teil unserer bulgarischen göttlichen Kraft in Frankreich verbreiten und warum nicht auf der ganzen Welt. Wir haben fast ein Jahr gebraucht, um ein Repertoire zusammenzustellen. Unsere Premiere als Gruppe war im Juni 2019. Nicht alle Sängerinnen sind die gleichen wie zu Anfang, aber das Verhältnis Bulgarinnen - Französinnen ist fast das gleiche. Wir geben Konzerte hauptsächlich in Kirchen in Paris und der Umgebung. Es stehen uns auch einige Festivalbeteiligungen bevor.“
Ein ständiges Engagement von Stefka Mitewa ist die Arbeit mit dem Chor einer großen internationalen Bank mit Sitz in Paris. Das Repertoire der Bankangestellten besteht auch traditionellen französischen Liedern, World Music, Pop und Gospel sowie aus bulgarischen Volksliedern, die die Chorsänger sehr mögen. „Mir ist aufgefallen, dass die bulgarische Sprache auch bei Amateuren einen sauberen und schönen Gesang hervorruft. Die Chorsänger nehmen sehr gern an den Proben teil, indem sie ihre Mittagspause dadurch ersetzen und nehmen dann mit Vergnügen und gutgelaunt ihre Arbeit wieder auf“, erzählt Stefka Mitewa.
Was das Schicksal von „Samodiwi“ (auf Deutsch in etwa „Waldfeen“), der vorherigen von ihr geschaffenen Vokalformation angeht sowie das neueste von ihr komponierte Musikwerk, sagt sie:
„Samodiwi“ hatte ein recht langes Leben. Aber eine der Sängerinnen – Caroline Daparo, die eine wundervolle Stimme hat und eine sehr interessante Künstlerin ist, ging für vier Jahre nach La Réunion, so dass die Gruppe momentan im „Standby-Modus“ ist. Meine individuellen Projekte sind auch in den Hintergrund gerückt, weil die Arbeit mit „Orenda“ ziemlich zeitaufwendig ist. Letztes Jahr habe ich eine Art zum Puppentheater wieder zurückgefunden. Ich habe ein neues Stück für Kinder geschrieben und aufgeführt, mit dem wir uns am berühmten Festival in Avignon beteiligt haben. Das Stück heißt „Huhn auf dem Mond“ und handelt von einer kleinen Henne, die von einer Reise zum Mond träumt, von allen aber gesagt bekommt, das sei absurd und albern. Die ganze Geschichte entwickelt sich auf ihrem Weg zum Mond. Wir haben sie nicht nur auf dem Festival, sondern auch in Kulturzentren präsentiert, verkaufen bereits Tickets für das nächste Jahr und planen eine Reise außerhalb Frankreichs. Wir hoffen also, dass unsere Henne in die weite Welt hinausfliegen wird.“
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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