Einen 10%-igen Rückgang verzeichnet die bulgarische Wirtschaft im zweiten Quartal im Vergleich zum ersten Jahresquartal. Wie die bulgarischen Unternehmen im Zeichen der Pandemie und der politischen Krise im Land arbeiten, kommentierten die Vorsitzenden der Assoziation des Industriekapitals und des Nationalen Verbandes der kleinen und mittelständischen Unternehmen für den BNR.
„Die Welt stand vor einer Wirtschaftskrise bevor das Coronavirus aufgetaucht ist“, ist die kategorische Meinung von Wassil Welew, Vorsitzender der Assoziation des Industriekapitals. Vor einem Jahr, Monate vor dem Beginn der Pandemie, erklärte Welew gegenüber dem BNR, dass das Thema Krise nicht auf der Tagesordnung der Branche stehe, da sie bereits eine Tatsache sei. Seine Worte waren keine Prophezeiung, sondern fußten auf reale wirtschaftliche Fakten - rückläufige Bestellungen und Verkäufe von Unternehmen, stagnierende Exporte, Rückgang der Industrieproduktion in Westeuropa.
„Jetzt können sich sowohl die internationalen Finanzinstitutionen als auch einzelnen Regierungen mit der Pandemie für die Fehler rechtfertigen, die sie begangen haben“, kommentiert Welew.
„Sozialpolitik wird nicht durch Mindestgehälter gemacht“, ist der Unternehmer kategorisch. Deshalb fordert das Großkapital, von der geplanten Erhöhung des Mindestgehalts und der Mindestversicherungssätze für das kommende Jahr abzusehen. Seinen Appell, die Mindesteinkommen in Bulgarien einzufrieren, begründet Wassil Welew mit folgenden Argumenten.
„Dieser Plan wurde für eine prognostizierte Steigerung des BIP um 3,4% in diesem Jahr erstellt. Der Europäischen Kommission zufolge gibt es kein Wachstum, sondern einen Rückgang von etwa 7 %. Das bedeutet eine Differenz von mehr als 10 Prozentpunkten von der Prognose. Bei einem solchen Rückgang der Umsätze und des BIP ist es normal, keine Erhöhung des Mindestgehalts zu erwarten, damit mehr niedrig qualifizierte Arbeiter eingestellt werden.“
„Die Erhöhung der Liquidität in der Wirtschaft muss beschleunigt werden. Die Verzögerung ist enorm und kann nicht aufgeholt werden. Sie sollte zumindest nicht weiter erhöht werden. Deshalb gibt es in der Krise einen Haushaltsüberschuss.“
Nach Ansicht von Wassil Welew werde die Maßnahme für die Unterstützung bei Arbeitslosigkeit in Bulgarien nicht richtig angewendet im Vergleich zu anderen europäischen Ländern. Deshalb sei der Anstieg der Arbeitslosigkeit um das Achtfache größer.
Die Proteste gegen das Kabinett dauern 2 Monate an. Zwei Unternehmer informierten die Öffentlichkeit, dass sie durch Finanzprüfungen unter Druck gesetzt werden, weil ihre Angestellten sich an den Protesten beteiligt haben. Die Assoziation des Industriekapitals gab an, nicht um Hilfe gebeten worden zu sein, sagte Wassil Welew. Die Organisation sei jedoch dabei eine Erklärung diesbezüglich vorzubereiten.
„Das Recht auf Protest ist gesetzlich verankert“, erklärte die Vorsitzende des Nationalen Verbandes der kleinen und mittelständischen Unternehmen Eleonora Negulowa. Sie würde die Teilnahme ihrer Angestellten an Protesten nicht einschränken, nur um ihr Unternehmen vor dem Finanzamt zu schützen, erklärte sie kategorisch und fügte hinzu, dass die Kleinunternehmer schon lange wegen den ungenügenden Maßnahmen für Kleinstunternehmen, die keine Angestellten haben, protestieren.
"Das sind Familienunternehmen und dort dauert die operative Arbeit 10-12 Stunden pro Tag. Viele Kleinst- und Kleinunternehmen stehen kurz vor dem Bankrott. Die Maßnahmen zu ihrer Unterstützung funktionieren überhaupt nicht“, erklärte Negulowa.
Die wichtigsten Momente aus dem Interview von Wesselina Milanowa und Marta Mladenowa mit Wassil Welew und Eleonora Negulowa für das Inlandprogramm „Horizont“ des BNR fasste Elena Karkalanowa zusammen.
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