Das Risikomanagement in der Landwirtschaft ist ein wichtiger Aspekt für eine nachhaltige Entwicklung des Bereichs. Neben Klima und Krankheiten, die zu den Risikofaktoren in der Pflanzen- und Tierzucht gehören, muss der Faktor „Marktrisiko“ mit einkalkuliert werden. Das ist insbesondere unter den Bedingungen der Corona-Seuche zu beobachten gewesen, als der Transport gestört war und die Produktion nicht die Endverbraucher erreichte.
Das Thema Risiko-Analyse und Management steht im Mittelpunkt der internationalen Konferenz „Landwirtschaft und Nahrungsmittelversorgung: Märkte und Agrarpolitiken“, die heute eröffnet wird. Das zweitägige Forum wird das siebente Jahr in Folge vom Institut für Agrarwirtschaft organisiert, das heuer sein 85jähriges Bestehen begeht.
Institutsdirektor Dozent Dr. Boschidar Iwanow wird den ersten Vortrag halten, der sich um die Risikobewertung in der Landwirtschaft drehen wird. Als Beispiel wird er die Folgen der Afrikanischen Schweinepest in Bulgarien anführen:
„In Bezug auf die Schweinepest, die sich 2019 in Bulgarien ausbreitete, gehörte unser Land zu jenen, die von dieser Pandemie erfasst wurden. Bulgarien ist glimpflich davongekommen. Die Direktverluste in der Schweinehaltung werden auf rund 4 Prozent geschätzt. Wenn man auch die indirekten Verluste mit einbezieht, die vor allem vom Verlust der reproduktiven Tiere herrühren, kommt man auf rund 10 Prozent.“
„Die bulgarische Landwirtschaft besitzt mindestens zwei Gesichter“, hebt in einem Interview für Radio Bulgarien Dozent Dr. Boschidar Iwanow hervor und setzt fort:
„Die moderne bulgarische Landwirtschaft der Landwirte, die sich in den vergangenen 20 Jahren etabliert haben, nährt sich immer mehr dem zeitgenössischen Begriff eines landwirtschaftlichen Unternehmers. Er ist interessiert, aktiv und innovativ, weil er nur so der Konkurrenz standhalten kann.
Wenn jedoch von Technologien und Innovationen die Rede ist, muss man wissen, dass auch sie ihren Preis haben, der keinesfalls gering ist.
Dann gibt es die althergebrachten Landwirte; es handelt sich hauptsächlich um kleine und mittlere Unternehmen.“
Inwieweit kann die Landwirtschaft auf die Regionalpolitik des Landes Einfluss nehmen?
„Es geht um eine ausgewogene territoriale Entwicklung, wobei eine Angleichung der einzelnen Regionen stattfinden muss. Der Auswanderung, sprich Landflucht, muss Einhalt geboten werden. Die Menschen auf dem Dorf wandern in die großen Städte, denn dort gibt es viel mehr Möglichkeiten für eine persönliche Entwicklung. Die Landwirtschaft bleibt der Haupterwerbszweig der Menschen in den Dörfern. Sie stellt die Hälfte der dortigen Wirtschaftstätigkeit dar. Besonders in den Gebirgsregionen und den schwach besiedelten Gebieten, wo es an anderen Möglichkeiten mangelt, wird hauptsächlich Landwirtschaft betrieben.“
Wie sieht das optimistische Szenario für das bulgarische Dorf aus?
„Ich denke, dass künftig die Technologien, die Modernisierung, die Fähigkeit der Menschen, sich beruflich und persönlich zu realisieren, ohne in der großen Stadt leben zu müssen, den Menschen neue Möglichkeiten zu einer Rückkehr auf das Land eröffnen werden. Das wird jedoch nicht so bald geschehen, jedenfalls nicht in den nächsten 10, 20 oder 30 Jahren. Wir dürfen es jedoch nicht zulassen, dass bis dahin die Dörfer verschwinden, denn eines Tages wird der umgekehrte Prozess einsetzen und die Menschen werden aufs Land ziehen.“
Zur Konferenz „Landwirtschaft und Nahrungsmittelversorgung: Märkte und Agrarpolitiken“, die in der bulgarischen Hauptstadt organisiert wird, werden Experten aus den USA, Italien, Polen, Rumänien und Nordmazedonien erwartet.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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