Das Fest der Erscheinung des Herrn - Epiphanie, wurde bereits im 2. Jahrhundert bis hinein in das 6. Jahrhundert zusammen mit der Geburt Christi begangen. Es war das Fest der Menschwerdung Gottes und der Offenbarung der allerheiligsten Dreifaltigkeit. Im Zuge verschiedener Reformen in der Kirche wurde die Geburt Christi auf den 25. Dezember vorverlegt, der jedoch mit dem 6. Januar des gregorianischen Kalenders zusammenfällt, so dass einige orthodoxe Kirchen, die sich des alten Kalenders bedienen, weiterhin Weihnachten an diesem Tag feiern. Die Epiphanie entsprechend 13 Tage später – am 19. Januar. Die Bulgarische Orthodoxe Kirche, die 1968 zum gregorianischen Kalender übergegangen ist, begeht Weihnachten und das Erscheinungsfest wie die Westkirche. Am 6. Januar wird in Bulgarien aber auch die Taufe des Herrn begangen. Daher wird der Tag auch als Jordans-Tag bezeichnet, da die Taufe Christi im Flusse Jordan geschah. Als Jesus aus dem Wasser stieg, habe sich laut dem Evangelium nach Matthäus der Himmel geöffnet. Er habe den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen sehen „Und siehe, eine Stimme aus dem Himmel sprach: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.“ Auf diese Weise sei Gott den Menschen in Seiner Dreifalt erschienen.
Die Weihe mittels Wasser und der Glaube an seine läuternde und erneuernde Kraft vereint christliche und heidnische Vorstellungen im alten Brauch des Werfens eines Kreuzes in ein Gewässer durch einen Priester.
Trotz niedriger Temperaturen springen junge und selbst ältere Menschen (früher ausschließlich Männer) ins Wasser, um es herauszuholen. Jener, der das Kreuz als erster aus dem Wasser holt, werde das ganze Jahr über gesund und kräftig sein. In der Stadt Kalofer in Mittelbulgarien ist es Brauch, dass die Männer in Trachten gekleidet in die Fluten des Tundscha-Flusses steigen und im eiskalten Wasser einen Reigen Tanzen und dazu singen. Das Interesse an diesem Brauch steigt ständig und die Tradition wurde auch in diesem Jahr eingehalten, obwohl vordem angekündigt worden war, dass im Zusammenhang mit der Corona-Seuche der Männer-Reigen ausfallen werde. Überall wird im Land das Ritual des Werfens des Kreuzes bei Einhaltung der epidemiologischen Maßnahmen und Vermeidung großer Menschenansammlungen stattfinden.
Am Vorabend des Fests wird die dritte und letzte beweihräucherte Abendmahlzeit eingenommen. Neben den Fastenspeisen werden auch Walnüsse und ungekochter Weizen auf die Tafel gestellt. Ferner kommt auf die Festtafel ein frisches Rundbrot, kleinere Ritualbrote, Krautwickel, mit Bohnen oder Reis gefüllte Paprikaschoten, Sauerkraut, Bohnen, Walnüsse und Wein.
Laut Volksglauben öffne sich um Mitternacht vor dem Erscheinungsfest der Himmel und alles werde von himmlischem Licht erleuchtet; die Tiere würden sich in der Sprache der Menschen äußern und die Menschen könnten im Gebet ihre innigsten Wünsche zum Ausdruck bringen – aufrichtigen Christen würden sie in Erfüllung gehen.
Die Epiphanie ist das erste einer Reihe von Festen, an denen Wasserweihen vorgenommen werden. Am Tag der Taufe des Herrn erhalten die Junggesellen und die frischverheirateten Männer eine Wasserweihe. Daher bezeichnet man den Tag auch als „Männer-Wasserfest“. Am Tag darauf, dem Johannes-Tag, sind die heiratsfähigen Mädchen und die jungeverheirateten Frauen an der Reihe und so wird das Fest im Volksmund auch „Weiber-Wasserfest“ genannt. Dem Volksglauben zufolge gehen am Tag der Taufe des Herrn die sogenannten „schmutzigen“ oder „ungetauften“ Tage zu Ende, die am 25. Dezember mit der Geburt des Erlösers beginnen.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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