Die bulgarische Wissenschaft ist auf hohem Niveau und kann auf nationaler und internationaler Ebene den Investoren so einiges bieten. Um Erfolg zu haben, bedarf sie jedoch eines effektiven Technologietransfers. Bestehen aber die geeigneten Bedingungen, damit die Forschungsergebnisse die Investoren erreichen und eine Produktion vor Ort erfolgen kann?
Bulgarien wird es erst lernen müssen, die führenden Hersteller und Investoren in Zukunftstechnologien ins Land zu locken. Dazu muss ein geeignetes Investitionsklima zur Entfaltung der Projekte geschaffen und das nötige Vertrauen gewonnen werden, dass die Vorhaben auch zukunftsträchtig sind.
„In jedem innovativ entwickeltem Land sind die grundlegenden Motoren dieses Innovationswachstums die wissenschaftlichen Forschungsarbeiten und die Patentaktivität“, sagte Prof. Wladja Borissowa, Direktorin des Instituts für geistiges Eigentum und Technologietransfer der Universität für nationale und Weltwirtschaft in Sofia.
„Es ist nicht nur wichtig, die wissenschaftlichen Forschungsergebnisse zu patentieren, sondern auch in der Produktion umzusetzen, die ihrerseits der Wirtschaft einen innovativen Charakter verleihen wird. Da die Forschung vor allem in den Universitäten und Forschungszentren der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften betrieben wird, ist der Haushalt sehr wichtig, mit dem sie bedacht werden. Bei uns liegt er jedoch unter einem Prozent.“
In Bulgarien mangelt es noch an einem vollständigen Innovationssystem, das die Verbindung zwischen Wissenschaft und Business herstellt. Laut Prof. Borissowa sind die sogenannten Büros für Technologietransfer das nötige Bindeglied. Sie stellen Informationen über Forschungsprojekte und über potentielle Nutzer innovativer Ideen zur Verfügung.
„Die Büros für Technologietransfer übersetzen im Grunde genommen die Forschungsarbeiten aus der Sprache der Wissenschaftler in die der Wirtschaft. Es ist ausgesprochen hohes Expertenwissen notwendig, damit diese Produkte eine Verwirklichung erfahren und nicht einzig auf dem Papier bleiben“, fügt Prof. Borissowa hinzu.
Das Problem besteht momentan darin, dass die Unternehmen nicht zureichend darüber informiert sind, was sich in der Wissenschaft und Forschung tut. „Gerade der unzureichende Informationsaustausch ist das fehlende Glied in der Kette des Innovations-Ökosystems. Aus diesem Grund ist der Aufbau einer Plattform geplant, die Forschung und Business aneinander näher bringen soll, damit ein Technologietransfer verwirklicht werden kann“, unterstreicht Prof. Wladja Borissowa und setzt fort:
„Die digitalen Technologien ermöglichen eine bedeutend schnellere Kopplung zwischen den einzelnen Wissenschaftlern und Forschungsteams auf der ganzen Welt. Bei der Lösung eines Problems können nun mehr Wissenschaftler zurate gezogen werden. Ein gutes Beispiel ist die Erarbeitung von Corona-Impfstoffen. Es wurde möglich, dass ein Impfstoff, an dem seit Jahren gearbeitet wird, binnen weniger Monate zuende entwickelt werden konnte.“
Die Lizenzierung der Innovationen, die Teil des Technologietransfers ist, bildet weiterhin eine ernste Hürde. Es mangelt an Patentexperten und zudem ist die Anmeldung eines Patents eine teure Angelegenheit. Allein aus diesem Grund müssen die Forschungseinrichtungen über zureichend Mittel in ihrem Haushalt verfügen.
„Wenn alle Bereiche in den Genuss innovativer Lösungen kommen sollen, muss die Wissenschaft eine Priorität sein“, schlussfolgert Prof. Wladja Borissowa.
Nach einem Interview von Diana Dontschewa, BNR-Inlandsprogramm „Horizont“
Redaktion: Diana Zankowa
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
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