Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Swetla Kjossewa aus Ungarn – Übersetzerin, Lehrerin, Redakteurin

Mission der Volksaufklärer heute: Gleichgewicht in der kulturellen Vielfalt finden

Bulgarisch-ungarische Zeitschrift „Haemus“ – 30 Jahre Brücke zwischen zwei Kulturen

Foto: Facebook /Swetla Kjossewa

Swetla Kjossewa kam 1984 nach Ungarn und begann an der bulgarischen Schule „Christo Botew“ (eingerichtet vom damaligen bulgarischen Bildungsministerium in Ungarn) zu arbeiten, wo sie 13 Jahre lang unterrichtete. Dort begriff sie, dass mit Kindern, die in einer fremdsprachigen Umgebung aufwachsen, auf andere Weise gearbeitet werden muss. Sie erkannte, wie wichtig es für sie ist, nicht in ihrer Gemeinschaft isoliert zu bleiben. Im Jahr 2004, als die bulgarische Muttersprachenschule gegründet wurde, haben ihr ihre ehemaligen Schüler, die in der Zwischenzeit die Leitung der bulgarischen Gemeinschaft in Ungarn übernommen hatten, den Posten der Schuldirektorin angeboten. Sie sagte zu und blieb 15 Jahre lang in dieser Position.

„Die Schule ist sehr aktiv, nicht nur pädagogisch, sondern auch kulturell, indem sie enge Kontakte zu den Schulen anderer bulgarischer Gemeinden unterhält“, sagte Swetla Kjossewa gegenüber Radio Bulgarien. „Die Kinder nehmen an Wettbewerben und Festivals teil. Das ist eine sehr fördernde und interessante Aktivität für sie. Als ehemalige Lehrerin und Schulleiterin an dieser Schule, aber auch als Großmutter von zwei Enkelkindern kann ich sagen, dass sie mit großer Freude und Interesse dorthin gehen.“

Laut Swetla Kjossewa ist es sehr wichtig, dass bulgarische Kinder, die im Ausland aufwachsen, die Verbindung zu ihrer Heimat nicht verlieren, sich aber gleichzeitig in das Umfeld einfügen müssen, in dem sie leben.

„Die Grenzen verschwimmen, rein physisch gesehen“, erklärt sie. „Ich denke, dass jeder Mensch tiefe Wurzeln besitzen muss, um fest in der globalen Welt stehen zu können. Er mag einen guten Beruf haben, mit dem er überall auf der Welt Erfolg haben kann, doch was von Kindheit an in ihm verwurzelt ist, bleibt bestimmend. Jeder Versuch, die Abstammung, das Nationale aufzugeben, führt zur Verstümmelung der Persönlichkeit. Das ist eine Gegebenheit, die von den Werten des Umfelds ausgebaut wird. Es gibt Ausdrücke, Worte, Verse, Musik, die mir viel mehr sagen, als anderen Menschen. Wenn ich es irgendwie schaffe, das an andere weiterzugeben, wird es auch sie bereichern. Natürlich mache ich mich mit Freude, mit offenen Augen und Ohren und mit geschärften Sinnen mit anderen Kulturen bekannt; ich lerne sie liebe und nehme sie in mich auf. Das macht mich keineswegs weniger bulgarisch.“

Swetla Kjossewa ist Chefredakteurin der zweisprachigen Zeitschrift für Kultur und öffentliches Leben „Haemus“, die vor genau 30 Jahren in Ungarn gegründet wurde. Sie übersetzt auch zeitgenössische ungarische Poesie und Prosa. Außerdem ist sie Redakteurin einer bulgarischen Radiosendung im Ungarischen Rundfunk. Auf die Frage nach dem Platz der gedruckten Kulturpublikationen in den letzten Jahren antwortet Swetla Kjossewa:

„Ich persönlich finde, dass die Bücher einen angestammten Platz haben. Es gibt immer Menschen, die es vorziehen, ein Buch in Papierform in den Händen zu halten. Man darf aber auch nicht die Menschen vergessen, die sich lieber aus dem Internet informieren. Unsere Zeitschrift kann seit 2011 im Internet nachgelesen werden und zwar auf der Website der bulgarischen Gemeinschaft in Ungarn. Unsere Seite enthält wirklich viele wertvolle und interessante Beiträge, nicht nur für die bulgarische Gemeinschaft in Ungarn. Ich denke, dass alle Formen der Verbreitung gut sind. Wir haben die Idee, in unserer Ausgabe sowohl bulgarische, als auch ungarische Autoren vorzustellen, um zu einem echten Treffpunkt der Literaturen beider Länder zu werden. Das könnte die Rolle unserer Zeitschrift als Brücke zwischen beiden Kulturen stärken.“

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow

Fotos: Facebook /Swetla Kjossewa, bolgarok.hu


Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Kino für alle Altersgruppen auf dem Festival „Goldener Rhython“ 2024

Bis zum 19. Dezember findet in Plowdiw das jährliche Festival des bulgarischen Dokumentar- und Animationsfilms „GoldenerRhyton“ statt. Die diesjährige Auswahl ist vielversprechend: Über 50 Filme laufen im Wettbewerbsprogramm, während die..

veröffentlicht am 14.12.24 um 10:10

Sonja Jontschewa: Kultur ist nicht nur unsere Zukunft, sondern der Schlüssel zu einer besseren Gesellschaft

„Entweder man wird als Künstler geboren, oder man wird gar keiner“. Die Wahrheit dieser Worte der am 2. Dezember in New York geborenen Weltoperndiva Maria Callas hallt noch heute nach. Genau 101 Jahre nach der Geburt von Callas ist eine..

veröffentlicht am 03.12.24 um 12:46
Prof. Bettany Hughes

Prof. Bettany Hughes: Bulgarien ist ein ganz besonderer Ort

In der bulgarischen Botschaft in London präsentierte Prof. Bettany Hughes Auszüge aus ihrer neuen BBC-Serie - „Wonders of Bulgaria“ - „Die Schätze Bulgariens“. Prof. Bettany Hughes ist Autorin von zwei Folgen der Dokumentarserie „Die Schätze..

veröffentlicht am 01.12.24 um 08:40