Während wir in den letzten zweieinhalb Jahren versucht haben, uns vor dem Virus zu schützten, hat sich wohl kaum jemand vorstellen können, dass Millionen Menschen gezwungen sein werden, ihr Zuhause und ihre Heimat zu verlassen. Kaum jemand hat daran geglaubt, dass nach dem Ende der globalen Gesundheitsepidemie ein Krieg ausbrechen wird, ein Krieg in Europa im 21. Jahrhundert. Das Leben ist aber unberechenbar und schreibt eigene Drehbücher. Die Erfahrung lehrt, dass ein Teil der Lösung für jedes Problem darin besteht, es näher zu betrachten und als solches anzuerkennen. Ein Beweis dafür ist ein künstlerisches Projekt, das ins Leben gerufen wurde, um ukrainischen Kriegsflüchtlingen zu helfen.
Die interaktive Ausstellung "Die kleinen Zeugen des Krieges" ("Little Witnesses of the War") präsentiert Zeichnungen von Kindern, den unschuldigsten Opfern des Krieges und ihren Blickwinkel auf das Geschehen. Initiator, Organisator und Autor des kreativen Konzepts ist die „Agentur 121“ in der Person von Genowewa Andreewa in Partnerschaft mit dem National Network for Children (NNC). Zugriff auf die Zeichnungen verschaffte ihr das ukrainische Kids Creativity Museum. Gemeinsam wurde beschlossen, das Projekt aufzuwerten und es in eine interaktive Ausstellung mit fünf Installationen in Form von Sechsecken in Kindergröße zu verwandeln.
„Die Idee ist, sich buchstäblich zu bücken und durch die Augen der Kinder zu schauen und zu verstehen, wie sie den Krieg sehen“, erklärt Genowewa Andreewa. Die Zeichnungen selbst sind eine Chronologie des „Undenkbaren“, das heute passiert.
Vom ersten Kriegstag an sammelte das Kids Creativity Museum Zeichnungen von ukrainischen Kindern, die vor dem Hintergrund der Sirenen und Bomben gemalt wurden. Die Zeichnungen wurden über Internet aus verschiedenen Städten der Ukraine entsandt, darunter Kiew, Mariupol und Charkiw.
Das Museums für Kinderkreativität hat sich auf die Fahnen geschrieben, die Weltanschauung von Kindern zu bestimmten Themen zu erforschen, ihre Interessen zu schützen und ihren Standpunkt zu berücksichtigen“, erklärt Andreewa und fügt hinzu, dass die Kinder vor dem Krieg viele Bilder über die Covid-19-Pandemie gemalt haben.
Die Ausstellung „Die kleinen Zeugen des Krieges“ wurde zuerst in der Sofioter U-Bahn gezeigt und das hat großen Symbolwert. So wurde eine Verbindung zu den U-Bahn-Stationen in Kiew hergestellt, die zum ersten Zufluchtsort vieler Kinder geworden sind, die dort die ersten Kriegstage verbracht haben. Die meisten Zeichnungen, die gezeigt werden, sind direkt in der U-Bahn entstanden.
Auf die Frage wie die Kinder den Krieg sehen, antwortet Genowewa Andreewa mit einem Seufzer. Jeder sollte diese Zeichnungen sehen, um selbst eine Antwort auf diese Frage zu finden, sagt sie
„Es gibt Zeichnungen, die direkte Botschaften enthalten wie „Bitte NATO, schließe den Luftraum!“, „Putin, stopp den Krieg!“‘ oder einfach „Ich will keinen Krieg“, sagt Genowewa Andreewa. „In anderen Zeichnungen werden die Soldaten als Engel dargestellt. Einer meiner Favoriten ist ein einfaches Bild von Kühen auf einem Feld. Es heißt „Friedliche Felder“ und stellt den Traum eines Kindes dar, den Ort, an dem es gelebt hat, so zu sehen, wie er vor dem Krieg war. Der Traum vom Frieden in seiner reinsten Form.“
Bis Ende des Monats ist die Ausstellung im Haus des Films in Sofia zu sehen, wo sie Teil des Internationalen Festivals „Look at Ukraine with Different Eyes“ ist. Am 31. Mai werden die Zeichnungen auf einer Veranstaltung zur Verleihung der Auszeichnungen „Goldener Apfel“ für einen besonderen Beitrag für das Leben der Kinder im Puppentheater in Sofia ausgestellt sein, die vom National Children's Network organisiert wird. Es ist im Voraus bekannt, dass der diesjährige Sonderpreis an Freiwillige vergeben wird, die ukrainischen Flüchtlingen helfen. Die Installationen werden auch auf der ArtAction-Kulturpreisverleihung am 22. Juni im Wärmekraftwerk in Sofia zu sehen sein.
Ziel des Projekts ist, Spenden für die dringenden Bedürfnisse der ukrainischen Kinder in Bulgarien durch den vom NNC eingerichteten Fonds für ukrainische Flüchtlingskinder zu sammeln.
Übersetzung: Georgetta Janewa
Fotos: 121agency.bg, nmd.bg
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