Viele Bulgaren wandern aus - nach Westeuropa, oder über den „großen Teich“. Sie suchen nach einem besser geregelten Leben, einer Anstellung, in der sie geschätzt sind und gute Entwicklungschancen haben und ihre Arbeit gerechter entlohnt wird. Es gibt noch eine Reihe anderer Gründe für die Auswanderung und die daraus für Bulgarien resultierende demographische Krise, die häufig Gegenstand eingehender Analysen sind.
Die meisten bulgarischen Auswanderer tragen aber ihre Heimat im Herzen und schließen sich zu Vereinigungen zusammen, in denen der Funken der Vaterlandsliebe weiter glimmt. Unter ihnen ist Tanja Stanewa – eine Finanzexpertin, die in Brüssel lebt, in ihrem eigenen Bildungszentrum arbeitet und ihre Freizeit zum großen Teil im dortigen Bulgarischen Kulturverein verbringt. Mit Hilfe von Gleichgesinnten aus verschiedenen Berufen – Schriftstellern, Journalisten, IT-Spezialisten, Anwälten, Lehrern, Politologen und anderen, organisiert sie eine Reihe von Veranstaltungen, die die bulgarische Gemeinschaft in Belgien näher zusammenbringen.
„In Belgien gibt es laut dem dortigen bulgarischen Botschafter etwa 50.000 Bulgaren; allein in Brüssel seien es rund 15.000. In der Hauptstadt gibt es auch eine bulgarische Schule „Pejo Jaworow“, an der 350 oder 360 Kinder lernen“, erzählte uns Tanja Stanewa.
Der 2017 gegründete Verein hat viele Hürden nehmen müssen, bis er sich etabliert hat. Er besitzt noch nicht einmal ein eigenes Gebäude.
„Ich schloss mich einer Gruppe junger Leute an, die sehr selbstbewusst sind. Wir haben mehrere Briefe an Ministerien und verschiedene andere Institutionen in Bulgarien im Zusammenhang mit einem Gebäude geschrieben, das uns als Sitz des Vereins ereignet erschien. Es ist, wie nicht anders zu erwarten gewesen, nichts daraus geworden, weil sich die Institutionen gegenseitig die Verantwortung zuschoben und wir das Projekt fallenlassen mussten. Daher müssen wir für jede unserer Veranstaltungen unterschiedliche Räumlichkeiten mieten.
Eine der interessantesten Veranstaltungen, die der Verein organisiert, ist das Bulgarische Buchfestival. Laut Tanja Stanewa gibt es nirgendwo anders auf der Welt ein solches Forum, das den Bulgaren ermöglicht, einige der populärsten einheimischen Autoren zu treffen, neue bulgarische Bücher auszuwählen und zu kaufen.
Trotz eines bescheideneren Umfangs, erfreute sich der Bücherbasar auch in diesem Jahr eines großen Interesses. Der Bulgarische Kulturverein hat in diesem Zusammenhang jedoch noch mehr initiiert:
„In Brüssel wurde eine Bibliothek namens „Sofia“ eingerichtet“, erzählt Tanja Stanewa. „Die Bibliothek verfügt über Mittel, um neue Bücher zu erwerben. Von den Büchern, die auf dem Bücherbasar nicht verkauft wurden, wählen wir für diese Bibliothek aus. Die Bulgaren können sie sich dann ausleihen und lesen.“
Letztes Jahr war der Verein Hauptinitiator einer Veranstaltung, die dem 24. Mai gewidmet war – dem Tag der heiligen Brüder Kyrill und Method, des bulgarischen Alphabets, der bulgarischen Bildung und Kultur sowie des slawischen Schrifttums. Die Initiative nannte sich „Bulgarische Buchstaben in Belgien“ und war Teil des Projekts „Versteckte Buchstaben“ der Stiftung „Lies Sofia“. Es wurden sieben Parkbänke in Form von kyrillischen Buchstaben gestaltet, die keine Entsprechung im griechischen oder lateinischen Alphabet haben.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: Facebook/ Association Culturelle Bulgare en Belgique
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