Kaum jemand hat je einen Gedanken daran verschwendet, dass in der vielfältigen und reich beschenkten Natur unseres Landes jene aromatischen Pilze fehlen könnten, die auf den Weltmärkten ein Vermögen kosten. Die Trüffel sind in Europa seit langem als raffiniertes und besonderes Gewürz für Käse, Fleisch, Pasta und anderen Gerichten heiß begehrt. Bulgarien aber tauchte auf der internationalen Karte für Trüffelvorkommen erst vor ca. 15 Jahren auf, obwohl es für dieses kostbare Geschenk der Natur gute Gegebenheiten gibt. Genaue statistische Angaben über die Trüffelvorkommen in unserem Land gibt es nicht, es ist lediglich bekannt, welche Mengen jedes Jahr exportiert werden. In nahezu allen Regionen des Landes ist hauptsächlich der schwarze Sommertrüffel zu finden. Weniger verbreitet ist hingegen der weiße Trüffel, der auf den Weltmärkten mitunter exorbitante Preise erzielt und den sogenannten Trüffeljägern große Gewinne einbringen kann.
Wie in jedem anderen „Handwerk“ werden bei der Trüffelsuche Geduld und Ausdauer, vor allem aber ein gut ausgebildeter Hund gebraucht, um den „Spuren“ des duftenden Pilzes zu folgen. Es wird geschätzt, dass sich in unserem Land etwa 10.000 Personen mit dem Sammeln von Trüffeln befassen. Die Zahl ist nicht konstant, weil einige aufgeben, wenn der Preis der Ware weltweit sinkt, denn er richtet sich nach dem Ertrag. Im Land selbst gibt es fast keine Nachfrage nach Trüffel. Sie gelten als teure Delikatesse, die in der nationalen Küche kaum Verwendung findet.
„Einige wenige Trüffeljäger haben jedoch Glück und können sich in kurzer Zeit ein gutes Einkommen sichern. Die meisten, die sich mit Trüffel auskennen, sind wie die Schatzsucher, die ihre Fundorte geheim halten. Auf diese Weise sind Trüffel nur etwas für Eingeweihte“, sagt der Vorsitzende des Bulgarischen Trüffelverbandes Dimitar Dimitrow. Er selbst ist vor 10 Jahren fast zufällig in die „geschlossene Gesellschaft“ geraten und findet, dass es höchste Zeit ist, dass das Sammeln von Trüffeln einen Platz in der bulgarischen Gesetzgebung findet, denn nur so könne in Bulgarien geregelt gearbeitet werden, findet Dimitar Dimitrow.
„Trüffel zu finden, insbesondere schwarze Sommertrüffel, ist in Bulgarien nichts Ungewöhnliches. Das Interesse daran steigt und fällt und variiert je nach Gewinnpotenzial. Der Verein „Bulgarische Trüffel“ besteht seit 2016 und wurde unmittelbar nach dem größten Boom des Trüffelsammelns in den Jahren 2014-2015 gegründet. In dieser Zeit nahm die Zahl der Pilzsucher merklich zu. Das Jahr war regenreich und es wurden viele Trüffel gefunden. Es wurde rege über die Möglichkeit diskutiert, damit Geld zu verdienen. Die Trüffeljäger hielten ihre Aktivitäten und Standorte aber geheim“, erinnert sich Dimitar Dimitrow und fügt hinzu, dass das Interesse seitdem nicht mehr so stark ist, obwohl sich immer mehr Menschen finden, die Trüffel kennen und schätzen.
„Vor Jahren war es kein Problem, die gesammelten Trüffel bei einem Baum zu lassen und später dorthin zurückzukehren, um sie abzuholen. Jetzt ist die Wahrscheinlichkeit, sie wiederzufinden, sehr gering“, lacht Dimitar Dimitrow und stellt klar, dass für das Sammeln von Trüffel keine besondere Ausbildung erforderlich sei. Dieses Metier können alle ausüben. Einige würden die Pilze sammeln, um von den Einnahmen zu leben, für andere sei es nur ein Hobby und eine Gelegenheit, im Wald spazieren zu gehen. Tatsache sei aber, dass kein einziger Trüffel unverkauft bleibe, nur der Preis schwanke in Abhängigkeit von der aktuellen Nachfrage.
„Trüffel können das Budget einer Familie stützen, aber es ist fast unmöglich, mit einem dauerhaften Einkommen aus dieser Aktivität zu rechnen", behauptet der Vorsitzende des Bulgarischen Trüffelverbandes. Trüffel habe es in unseren Landen schon immer gegeben, denn sie werden von antiken griechischen Autoren erwähnt. Außerdem sollen sie die Thraker als Nahrung verwendet haben, behauptet Dimitar Dimitrow. Trüffel habe es seit jeher gegeben, die Menschen unserer Zeit haben aber nicht danach gesucht, so Dimitrow. Er erinnert an das Vorhaben von Abgeordneten des 44. Parlaments, einen normativen Rahmen für das Sammeln, die Lagerung und den Handel von Trüffel zu schaffen. Doch es sei nur ein Vorhaben geblieben und so existieren Trüffel als Anbaukultur in der bulgarischen Gesetzgebung nicht. Unterstützung für diejenigen, die gezielt Trüffelplantagen anlegen wollen, gebe es nicht im Gegensatz zu Ländern wie Italien, Frankreich, Spanien, die die Erstbepflanzung subventionieren und fast 90% der Anschaffungskosten decken. Dort soll es auch einen 10-Jahres-Plan zur Unterstützung der Plantagen geben, denn die ersten fünf Jahre seien die schwierigsten, weil nichts geerntet werde. Bulgarien sei aber noch weit von dieser guten Praxis entfernt, bedauert der Vorsitzende des Bulgarischen Trüffelverbandes Dimitar Dimitrow.
Übersetzung: Georgetta Janewa
Fotos: BGNES, EPA/BGNES
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