Am 9. Dezember feiern die orthodoxen Christen die Empfängnis der heiligen Anna aus dem Geschlecht Aarons und Mutter der Jungfrau Maria. Wie aus der Vita der Ahnen Gottes hervorgeht, blieben Joachim und Anna trotz ihres rechtschaffenen und bescheidenen Lebens viele Jahre kinderlos. Das galt in vielen alten Kulturen als Strafe des Himmels und als Zeichen begangener Sünden. Anna und Joachim beteten innigst zu Gott, ihnen ein Kind zu schenken. Eines Tages erschien Anna ein Engel des Herrn und teilte ihr mit, dass sie zur Erlösung der Welt eine Tochter, Maria, gebären werde. Als sie diese Worte hörte, versprach sie, das Mädchen Gott zu weihen. Joachim und Anna taten es auch und brachten ihre Tochter, als sie 3 Jahre alt wurde, in den Tempel.
Die heilige Anna gilt als Beschützerin der schwangeren Frauen, der Kinder sowie der Ehe und Familie. Laut Volkstraditionen darf an ihrem Festtag nicht gearbeitet werden, damit die Frauen leicht entbinden und die Neugeborenen gesund bleiben.
Die heilige Anna wird übrigens an zwei Tagen im Jahr verehrt: im Sommer, von der orthodoxen Kirche am 25. Juli (katholische Kirche am 26. Juli) – das ist der Tag des Entschlafens der Gerechten Anna, und am 9. Dezember, dem Tag der Empfängnis der Allerheiligsten Gottesmutter durch die heilige Anna. Im Folklorekalender bezeichnet man beide Tage als Sommer- und Winter-Annentag. Am Tag der Empfängnis der Allerheiligsten Gottesmutter wird traditionell gefastet, da dieses Fest in die Zeit der Weihnachtsfast fällt. Das hindert jedoch die Bulgarinnen keineswegs daran, ausgiebig zu feiern, die am heutigen Tag Namenstag haben.
Es gibt eine Reihe von Volksliedern, die Mädchen namens Anna (oder Anka, Koseform „Antsche“) gewidmet sind. Ein solches Lied heißt „Meine liebe Antsche“ und wird vom unvergessenen Kajtscho Kamenow gesungen, der zu den anerkanntesten Volksmusikern der nahen Vergangenheit gehörte.
Im Text heißt es: „Antsche, du weißes Mädchen, frühlingshaftes Schneeglöckchen. Mach mir die Tür auf, ich will dir zwei süße Worte, zwei Liebesworte sagen. Komm, wir sollten uns zusammentun, weil wir uns so ähnlich sind, wie zwei Primeln…“
Autor: Albena Besowska
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: Archiv, Pixabay
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