Ein hundertfach geteilter Facebook-Post (siehe Screenshot) behauptet fälschlicherweise, der frühere Vorstandssprecher der Deutschen Bank Alfred Herrhausen sei ein Gegner des Euro gewesen und habe sich für die Beibehaltung der Deutschen Mark eingesetzt.
„Das ist Alfred Herrhausen! Das ist der Direktor der Deutschen Bank im Jahr 1989! Er war ein Gegner des Euro und für die Beibehaltung der Deutschen Mark! Er wurde am 30. November 1990 umgebracht! Nach seiner Ermordung wurde sofort die Abschaffung der Mark und die Einführung des Euro angeordnet!“, heißt es im Post.
Behauptung: Alfred Herrhausen war Euro-Gegner und wurde dafür umgebracht
Zunächst einmal sollte klargestellt werden, dass auf dem im Post verwendeten Foto nicht Alfred Herrhausen zu sehen ist, sondern höchstwahrscheinlich ein Screenshot aus einem TV-Beitrag mit Milorad „Rod“ R. Blagojevich darstellt. Der ehemalige Gouverneur von Illinois serbischer Herkunft war wegen Missbrauchs zu einer Gefängnisstrafe verurteilt und anschließend von Präsident Donald Trump begnadigt worden.
Alfred Herrhausen ist tatsächlich am 30. November ermordet worden, was jedoch 1989 und nicht 1990 geschehen ist, wie es im Post heißt. Er starb im Alter von 59 Jahren bei einem Bombenanschlag, der auf ihn ausgeübt wurde, als er mit dem Auto zur Arbeit gefahren wurde.
Die linksextremistische terroristische Vereinigung „Rote Armee Fraktion“ (RAF) übernahm die Verantwortung für den Anschlag. Aufgrund des technischen Aufwands des Anschlags sowie des Einsatzes einer Bombe militärischer Bauart (Sprengstoff TNT) kamen jedoch Zweifel auf, dass die RAF den Anschlag verübt haben könnte. Da nicht genügend Beweise vorlagen, wird im Fall Herrhausen seit 2004 gegen einen unbekannten Täter ermittelt. Bislang ergebnislos.
2007 berichteten US-amerikanische Medien über eine Version, wonach der ostdeutsche Geheimdienst Stasi die Gruppe unterstützt haben soll.
Ein eindeutiges Motiv für den Mord an dem Bankier konnte bis heute nicht gefunden werden.
Herrhausen war zu Lebzeiten ein überzeugter Verfechter der Idee eines vereinten Europas – mit einem gemeinsamen Markt, mit eigener Zentralbank und einer Wirtschafts- und Währungsunion.
Die „New York Times“ zitiert die Ausführungen des Bankiers vom Juli 1989, dass er sich einen gut funktionierenden europäischen Markt ohne eine einheitliche europäische Währung und eine Europäische Zentralbank nicht vorstellen könne. Herrhausen stand hinter den viel kommentierten Vorschlägen für eine einheitliche europäische Währung und Zentralbank, stellt die Zeitung in ihrem Artikel fest.
Noch deutlicher werden die Ansichten von Alfred Herrhausen über die Wirtschafts- und Währungsunion und eine gemeinsame europäische Währung in seinen Reden auf Aufsätzen, herausgegeben von Kurt Weidemann. Darin gibt er das Jahr 2000 als realistisches Datum für die Verwirklichung der Währungsunion an.
Schlussfolgerung
Die Behauptung, der ehemalige Vorstandsvorsitzende der „Deutschen Bank“ Alfred Herrhausen sei ermordet worden, weil er ein Gegner der Einführung der europäischen Einheitswährung gewesen sei, ist FALSCH. In Wirklichkeit war Herrhausen ein überzeugter Befürworter der Währungsunion und der gemeinsamen Währung, was sowohl in Medienveröffentlichungen als auch in seinen Reden deutlich wird.
Dieser Beitrag wurde im Rahmen des Pilotprojekts „Rundfunk-Faktenchecks für eine verlässliche Medienlandschaft“ erstellt, umgesetzt von der „European Institute Foundation“ und dem „Bulgarischen Nationalen Rundfunk“ mit der finanziellen Unterstützung des „Europäischen Medien- und Informationsfonds“ EMIF. Vom EMIF unterstützte Inhalte liegen in der Verantwortung des Autors und spiegeln möglicherweise nicht die Positionen von EMIF und den Partnern des Fonds – der „Calouste Gulbenkian Foundation“ und dem „European University Institute“, wider.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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