Sollten wir versuchen, die Geschichte der bessarabischen Bulgaren mit Musik auszudrücken, wird sie mit sanfter vielschichtiger Lyrik die Seele tief berühren, in der die Erlebnisse vieler Jahre verschlüsselt sind - von ihrer Übersiedlung in das Russische Reich, nach einer Reihe russisch-türkischer Kriege Ende des 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, über die Weltkriege, als ganz Europa in Flammen stand, bis zum derzeitigen Krieg in der Ukraine. In all dieser Zeit haben diese Auslandsbulgaren stets die Heimat im Herzen gehabt.
Die bessarabischen Bulgaren stammen aus verschiedenen Teilen des ethnisch-bulgarischen Territoriums – aus der Dobrudscha, den Regionen der Städte Sliwen und Jambol sowie aus dem Gebiet Thrakiens um die Stadt Adrianopel (dem heutigen Edirne in der Türkei). Ihr Alltag läuft jedoch in Bolgrad, Ismajil und Odessa ab, wo sie in Gemeinschaften leben und die bulgarische Sprache und Kultur in den von ihnen geschaffenen Kulturzentren bewahren. Ihre Lieder sind tief ihrer Seele entsprungen und erzählen von ihrem wechselvollen und schwierigen Schicksal. Und das klingt auch aus den Interpretationen der 19-jährigen Biljana Mitewa aus Ismajil heraus, die das bulgarische Publikum beim Benefizkonzert „Zusammen für die Ukraine“ zu hören bekam, das im März vergangenen Jahres im Nationaltheater in Sofia vom Bulgarischen Nationalen Rundfunk und dem Bulgarischen Nationalen Fernsehen organisiert wurde.
Im Oktober 2021, wenige Monate vor Beginn des Krieges, kam Biljana nach Sofia, um an der Nationalen Musikakademie „Pantscho Wladigerow“ Pop- und Jazzgesang zu studieren. Ihre Entscheidung, nach Bulgarien zu kommen, ergab sich von allein:
„Meine Schwester hat hier studiert und auch ich entschied mich, die Heimat meiner Vorfahren kennenzulernen, zu sehen, was es für Menschen sind und wie sie leben. Als erstes hatte ich Sprachprobleme, weil sich die bulgarische Literatursprache von der Mundart unterscheidet, die wir zu Hause sprechen. Ich habe jedoch schnell viele gute Freunde gefunden, die mir geholfen haben; sie standen mir von Anfang an zur Seite und unterstützen mich auch weiterhin“, sagt Biljana mit einem Lächeln und fügt herzlich hinzu: „Es gibt viele gute und hilfsbereite Leute hier“.
Ihr Vater und ihre Großeltern mütterlicher- und väterlicherseits leben momentan in der Ukraine; ihre Mutter kommt mit ihrem jüngeren Bruder, solange sie noch reisen dürfen, für eine Weile zu Besuch. Ob sie nach Ismajil zurückkehren oder in Bulgarien bleiben wird, hängt von vielen Umständen ab, über die sie lieber nicht sprechen will:
„Im Grunde würde ich gern zurückgehen und meine Verwandten sehen, aber hier in Bulgarien hat eine neue Seite meines Lebens begonnen“, versichert Biljana und versucht, ihre momentane Lage positiv zu sehen. „Ich habe hier Freunde gefunden. Es gefällt mir an der Akademie, die Leute sind wunderbar. Jeder Lehrer hat seine eigene Art zu unterrichten, mit Studenten umzugehen, und das ist sehr positiv.“
In der Welt der Musik scheint Biljana Zuflucht gefunden zu haben, die ihre Seele vor Schmerz, Leid und der immer aggressiveren Welt schützt, in der die Menschen täglich versuchen zu überleben. Daher ist es ihr Traum, mit ihren Liedern die Traurigkeit zu vertreiben:
„Ich möchte Musik aus der Seele heraus machen, die für die Seelen der anderen Menschen bestimmt ist.
Die Zeiten sind schwierig, es geschehen viele unangenehme Dinge in unserem Leben, und ich möchte, dass die Menschen zumindest für eine Weile keine schlechten Empfindungen haben, wenn sie meine Lieder und meine Musik hören. Momentan ist alles sehr verwirrend und man weiß nicht, wie man reagieren soll und was man tun muss. Selbst wenn einem etwas einfallen sollte, könnten die Umstände es verhindern, und das ist sehr traurig.“
Am Ende unseres kurzen Gesprächs wünscht Biljana ihren Landsleuten in der Ukraine Geduld, Kraft und den Glauben nicht zu verlieren, „und alles wird wieder gut“!
Musik mit Biljana Mitewa finden Sie hier.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: Darina Grigorowa, Ani Petrowa (BNR)
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