Zwei Frauen verbinden die Bulgaren untrennbar mit einem der wichtigsten Daten in unserer Geschichte - der Vereinigung Ostrumeliens mit dem Fürstentum Bulgarien am 6. September 1885.
„Die beiden Frauen leisteten zu verschiedenen Anlässen, an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten ihren Beitrag zur Vereinigung. Eigentlich kannten sie sich aber sehr gut, denn die aus Russe stammende Ekaterina Karawelowa hat Nedjalka Schilewa am Plowdiwer Mädchengymnasium unterrichtet“, erläuterte Rumjana Donewa, Kuratorin am Regionalen Geschichtsmuseum in Plowdiw. „Während NedjalkaSchilewa mit der Vorbereitung, Ausrufung und Umsetzung der Vereinigung verbunden war, kam Ekaterina Karawelowa eine wichtige Rolle in ihrem zweiten Teil zu - der Verteidigung während des Serbisch-bulgarischen Krieges im Herbst 1885“.
Die damals 25-jährige Ekaterina Karawelowa war die Ehefrau und Sekretärin des bulgarischen Ministerpräsidenten Petko Karawelow, der zur Zeit der großen politischen Sache, der Vereinigung zweier großer Teile des bulgarischen Staatsgebiets mit einer Gesamtfläche von 96.345 Quadratkilometern und einer Bevölkerung von 3.150.000 Einwohnern, an der Spitze des Kabinetts im Fürstentum Bulgarien stand. Die „Staatsfrau im Schatten“, wie Ekaterina Karawelowa genannt wurde, kümmerte sich um die Angelegenheiten ihres Mannes, organisierte Ministertreffen, traf sich mit Konsuln und Vertretern ausländischer Staaten und machte keinen Hehl aus ihrer Begeisterung und ihrem Glauben, dass die Gerechtigkeit siegen und alles zugunsten der Bulgaren ausfallen wird.
Nedjalka Schilewa war die Verlobte von Prodan Tischkow, der sich als Freiwilliger am Russisch-Türkischen Krieg (1877-1878) beteiligte. Sie war gerade erst 18 Jahre alt, als sie die Fahne der größten Freischar, die an der Vereinigung teilnahm, nähte und verzierte - der von Goljamo Konare.Die Kämpfer wurden von ihrem Onkel Petar Schilew angeführt. Die junge Frau schloss sich der Freischar als Fahnenträgerin an. Sie begleitete später den Gouverneur von Ostrumelien, Gawril Krastewitsch mit gezücktem Säbel in der Kutsche, die durch die Straßen von Plowdiw fuhr und ihn zum Dorf Goljamo Konare eskortierte (der heutigen Stadt Saedinenie, auf Deutsch - Vereinigung) .
„Die Fahne ist aus 3 Metern grüner Seide gefertigt. Zuerst gaben die Aktivisten des Komitees von Goljamo Konare das Tuch dem bulgarischen Künstler und Revolutionär Georgi Dantschow und er hat in seinem Atelier in Plowdiw einen aufrechten Löwen mit einer Krone auf dem Kopf darauf gemalt. Der Löwe steht auf den Symbolen des Osmanischen Reiches - Halbmond und Stern“, so Rumjana Donewaweiter in einem Interview für „Radio Bulgarien“. „Dieser Löwe schien ihnen aber nicht genug und als sie den Stoff Nedjalka Schilewa überreichten, damit sie eine Fahne daraus näht, baten sie sie, einige patriotische Worte darauf zu schreiben. Sie verzierte die Fahne, indem sie mit Ölfarbe „Vereinigung Bulgariens“, „Freiheit oder Tod“ und das Jahr 1885 darauf schrieb.
1886 schuf der bulgarische Künstler Nikolaj Pawlowitsch die Lithografie „Die Vereinigung von Nord- und Südbulgarien im Jahr 1885“. Im Mittelpunkt stehen die Figuren zweier Frauen mit Kränzen auf dem Kopf, gemeinsam in einen königlichen Mantel gehüllt. Und obwohl manche in ihnen Nedjalka Schilewa und Ekaterina Karawelowa sehen, widerlegen Dokumente diese Theorie:
„Der Entwurf von Nikolaj Pawlowitsch ist erhalten, in dem er erklärt, was er genau bei der Schaffung dieser Lithographie gemeint hat“, sagte Rumjana Donewa und zitierte einen Teil davon: „Ich habe ganz Bulgarien durch drei junge weibliche Figuren dargestellt - drei Schwestern: Bulgarien, Thrakien und Mazedonien, von denen Bulgarien und Thrakien siegreich auf der zerrissenen feindlichen serbischen Flagge stehen. Mazedonien, als Unbeteiligte am Geschehen, ist entwaffnet, traurig gebeugt und an den Felsen gekettet dargestellt. Über ihrem Kopf hängt die türkische Fahne, als ein Zeichen ihrer Knechtschaft“. Und da die Namen Thrakien, Bulgarien und Mazedonien weiblich sind, ist es normal, sie als Frauen darzustellen. Es gibt aber keine Verbindung, nicht einmal eine visuelle Ähnlichkeit, mit Nedjalka Schilewa und Ekaterina Karawelowa“, so Rumjana Donewa abschließend.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: Regionalen Geschichtsmuseum in Plowdiw, historymuseum.org, nationallibrary.bg
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