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Der Athanasiustag vereint Christentum, Riten und Glaube

Foto: BGNES

Athanasiustag, in unserem Volkskalender auch „Mittwinter“ genannt, ist ein Tag, an dem die orthodoxe Kirche und die Bulgaren den heiligen Athanasius den Großen ehren - den Erzbischof von Alexandria und Kämpfer gegen den Arianismus (die kirchliche Häresie, die die Einheit von Gott, dem Vater und Gott, dem Sohn - Jesus Christus, leugnet). 




Der 295 in Alexandria geborene Heilige zeigte schon in seiner Kindheit Fähigkeiten, die ihn später als geistlichen Hirten und eifrigen Kämpfer gegen die Häresien auszeichnen sollten. Er wurde oft gesehen, wie er Bischof spielte und seine Freunde im Wasser des Meeres taufte. Im Alter von nur 23 Jahren wurde Athanasius der Große zum Diakon geweiht. 325 gelang es ihm auf dem Ökumenischen Konzil von Nizäa, den Anhängern des Arianismus die Stirn zu bieten und die Lehre von der Heiligen Dreifaltigkeit durchzusetzen. Ein Jahr später wurde der Heilige zum Erzbischof von Alexandria geweiht. Seinen Kampf gegen die kirchlichen Irrlehren setzte der heilige Athanasius während seines gesamten irdischen Lebens fort. Auf diesem Weg traf er auch den heiligen Antonius und wurde sein Schüler.



Die beiden Heiligen bleiben in kirchengeschichtlicher, spiritueller und volkskundlicher Hinsicht bis heute miteinander verbunden. „Im Volksglauben gibt es die Vorstellung, dass sie Brüder sind, sogar Zwillinge. Die Tage, die ihnen gewidmet sind, sind mit bestimmten Ritualen und Glaubensvorstellungen verbunden, in die vorchristliche Vorstellungen von der Welt, Magie sowie Elemente des Christentums eingewoben sind“, erklärt Prof. Dr. Vesselka Tontchewa - Ethnologin, Musikethnologin und Musikanthropologin vom Institut für Ethnologie und Folklorestudien des Ethnographischen Museums der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften.
„Entsprechend der christlichen Lehre haben sich der heilige Antonius und der heilige Athanasius gekannt. Es ist ein Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler. Der heilige Antonius war 44 Jahre älter. Außerdem wissen wir, dass er ein Heiler war, was sich in gewisser Weise auf den anderen Heiligen übertrug. Daraus entstand im Volksglauben die Vorstellung, dass die beiden Heiligen Vaterfiguren waren, Beschützer vor der Pest. In der bulgarischen Folklore hat die Pest einen fast dämonischen Charakter, ebenso wie Pocken, Epilepsie und andere Krankheiten“, erklärt Prof. Tontchewa und fügt hinzu, dass aus diesem Grund den Heiligen auch bestimmte Fähigkeiten angedichtet wurden. 



„Eine davon ist der Volksglaube, dass die beiden Brüder eine Kette schmiedeten, mit der sie die Pest fesselten. Aus diesem Grund wird der Athanasiustag von Ritualen und Riten begleitet, die mit der heimtückischen Krankheit in Verbindung gebracht werden, die in der Folklore die Eigenschaften einer echten menschlichen Figur angenommen hat. Man nannte sie „das Tantchen“, um zu verhindern, dass man sie beim Namen nannte. Am Athanasiustag wurde Brot gebacken, das mit Honig, Pekmez (melasseähnlicher Sirup) oder Kräuterpastete bestrichen wurde. So sollte die Pest Süßes erhalten, um sie zu besänftigen.“, erzählt die Enthologin und fügt hinzu, dass es auch andere Legenden und Überlieferungen gibt. 
„Eine davon hat mit der Entdeckung der Zange zu tun. Die Vorstellung war, dass die Menschen einst mit bloßen Händen in den Öfen gegriffen haben, was sehr schmerzhaft war. Im bulgarischen Volksglauben existiert die Vorstellung, dass einer der Heiligen vor der Schmiede einen Welpen sah, dessen Pfoten gekreuzt waren. So kam er auf die Idee, eine Zange zu machen, mit der man im Feuer rühren kann. Die andere Version beschreibt, wie der Heilige Athanasius das Feuer mit seinen bloßen Händen schürte, und so erkannten die Menschen, dass er eine heilige Kraft besaß.“



Wesselka Tontchewa erklärt, dass der Grund für den Glauben und die Vorstellung in dem natürlichen Wunsch des Menschen zu suchen ist, in einer unsicheren Welt Sicherheit zu finden, „sich die Welt zu erklären und Mechanismen zu finden, um mit ihr fertig zu werden. Das volkstümliche Denken ist mit Mystik, Magie und mythologischen Modellen, mit einer Art Pragmatismus verbunden“, sagt sie abschließend.

Mehr über diesen Tag erfahren Sie aus unserem Archivbeitrag:
• Volksbräuche zum Antons- und Athanasiustag

Übersetzung: Georgetta Janewa



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