Nur wenige bulgarische Forscher hatten bisher die Gelegenheit, das baskische Volk in seiner Gesamtheit kennenzulernen – seine Sprache, seine Lebensweise, seine Bräuche und Traditionen. Eine von ihnen ist Maria Patschkowa, die jahrzehntelang in der spanischen Redaktion von Radio Bulgarien gearbeitet hat und vor zehn Jahren ein Stipendium gewann, das sie nach San Sebastian führte - eine der drei größten Städte des Baskenlandes.
„San Sebastian ist eine große, schöne Stadt mit vielen kulturellen Traditionen“, sagtе Maria Patschkowa und zog eine Parallele zwischen Basken und Bulgaren:
„Im Baskenland gibt es eine Tradition von Treffen improvisierender Dichter, die andere unterhalten und mit ihrer Kreativität erfreuen. Das hängt mit der mittelalterlichen Tradition der Troubadour-Dichtung zusammen, die seit Jahrhunderten besteht. Und was sie uns Bulgaren ähnlich macht, ist, dass die Basken eine sehr lange Tradition des Hirtenwesens haben, Schafe züchten und als große Schafzüchter bekannt sind. Außerdem sind die Basken großartige Seefahrer. Der Schiffbau ist eine große Stärke von ihnen, und auch darin sind wir uns ähnlich, denn unser Land hat bis vor 30 Jahren große Schiffe gebaut.“
Mit ihrer Rückkehr nach Bulgarien ergänzt Maria Patschkowa die große Sammlung übersetzter Belletristik bedeutender spanischer Autoren - dieses Mal aus der baskischen Literaturwelt.
Deren Weltsicht und Weltanschauung haben es ihr angetan, und mit jeder Übersetzung macht sie sich erneut auf den Weg in die Gebiete, die von den Sprechern der ältesten gesprochenen Sprache Europas - Euskara - bewohnt werden. Diesmal sind Maria Patschkowas „Begleiter“ ein origineller Geschichtenerzähler von heute und ein gelegentlicher Durchreisender durch das Baskenland - Figuren in dem neuesten Buch, das sie zusammen mit dem Verlag „Plamar“ dem bulgarischen Leser in Übersetzung aus dem Baskischen vorstellt:
„Bisher haben wir hauptsächlich die wichtigeren, prominenteren zeitgenössischen baskischen Schriftsteller vorgestellt. Die Autoren der Geschichte „Minyan“ (aus dem Baskischen mit „kleiner Bruder“ übersetzt) sind ein Afrikaner, Ibrahima Balde, und ein Baske, Amets Arzallus. Warum haben wir uns entschieden, dieses Buch zu veröffentlichen - es geht um ein sehr schmerzhaftes Thema für ganz Europa: Flüchtlinge. Es ist voll von Dramatik, denn das Schicksal eines jeden Flüchtlings ist ein Drama”, erzählte Maria Patschkowa und sagte noch:
„Vielleicht hat das Schicksal einer großen Abwanderung die Basken auch für die Not der Migranten sensibilisiert. Wir, die Bulgaren, haben auch eine große Auswanderung - in den letzten Jahren, aber auch davor, als sich Bulgaren in Lateinamerika, in Argentinien und in Uruguay niederließen.“
Die Tätigkeit, der sie ihr ganzes bewusstes Leben gewidmet hat, nämlich das Übersetzen, definiert Maria Patschkowa als eine einzigartige Möglichkeit, ein großes Fenster zur Welt zu öffnen. Für sie ist es aber auch ein Weg, ihre Muttersprache zu erhalten und zu verbessern. „Wir sollten nicht vergessen, wie wichtig die bulgarische Sprache ist, sie gehört uns, also sollten wir sie pflegen, aber auch danach streben, sie richtig zu verwenden“, so lautet ihre Botschaft als engagierte Übersetzerin, die jeden Tag mit Worten arbeitet.
„Ich hatte großes Glück. Durch familiäre Umstände begann ich Spanisch zu studieren, aber meine Jugend fiel mit einem großen Interesse an der spanischen Sprache zusammen, da kurz nach dem Sieg der kubanischen Revolution eine Spezialisierung in spanischer Philologie geschaffen wurde. Ich war einer der ersten Absolventen dieses Studiengangs. Danach fand ich glücklicherweise schnell einen Job beim Rundfunk als Studentin - einige von uns gingen als Freiwillige hin und lernten, die Arbeit war unendlich interessant. Die Arbeit beim Rundfunk war die schönste Zeit, nicht nur für mich, sondern für alle in der Redaktion. Ich kam mit Menschen zusammen, die ein großes Interesse und den Wunsch hatten, sich weiterzuentwickeln, sich zu vervollkommnen und zu lernen. Wir waren auf der Suche nach allen möglichen Möglichkeiten, uns zu bereichern“, erzählte noch Maria Patschkowa.
Neben den Übersetzungen aus dem Spanischen ins Bulgarische übersetzt Maria Patschkowa auch aus dem Bulgarischen ins Spanische. Sie sagte, dass dies ein Gleichgewicht in der Übersetzung schafft - der Übersetzer schafft die Verbindung zwischen den Sprachen und behält gleichzeitig das Niveau beider Sprachen bei:
„Der Beruf des Übersetzers ist wie jeder andere, er verlangt, dass man die ganze Zeit arbeitet. Man kann nicht aufhören, denn Worte haben kein Ende und die Realität verändert sich ständig, Worte für neue Dinge tauchen auf, wenn sich das Leben verändert. Ich glaube, dass ein Übersetzer mehrere Leben führt. Mit jedem Buch, das man übersetzt, betritt man eine Realität, die nicht die eigene ist, und deshalb lebt man viele Leben. Man kann sich nie langweilen. Ich übersetze meistens abends, nachts, denn viele Jahre lang waren meine Tage dem Rundfunk gewidmet, außerdem habe ich Kinder, eine Familie, und alles läuft parallel. Ich kann mich über nichts beklagen, das Leben hat mir erlaubt, mich in jeder Hinsicht voll zu entfalten“, sagte zum Schluss Maria Patschkowa.
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Übersetzung: Antonia Iliewa
Redaktion: Rossiza Radulowa
Fotos: Privatarchiv, Pixabay, Museum für Geschichte des Rundfunks in Bulgarien „Prof. W. Dimitrow“, Neue Bulgarische Universität
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