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In den Tunneln der Zeit – das unterirdische Bergbaumuseum in Pernik

Foto: Iwan Gergow

Das unterirdische Bergbaumuseum in Pernik, nur 30 km von Sofia entfernt, ist für den Balkan einzigartig. Es wurde in einem aktiven Bergwerk errichtet, das früher als „Starite Rudniizi” (Alte Bergwerke) bekannt war. 


Das Bergwerk wurde 1891 eröffnet und war ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für den neu befreiten bulgarischen Staat. Bis 1966 wurde dort Braunkohle gefördert. Heute liegt es inmitten der Stadt, unweit vom Rathaus und nur das Bergbaumuseum erinnert an die vergangenen Zeiten. 


Das Museum selbst befindet sich in zwei Galerien der „Alten Bergwerke“, wobei die unterirdische Tour eine Länge von 630 Metern hat. Die Ausstellung verfolgt die Entwicklung des Kohlebergbaus in Bulgarien - von der Handarbeit mit Meißel und Hammer und dem Transport der Kohle mit Holzkarren und Schlitten über den Einsatz von Pferdegespannen bis hin zu Siemens-Elektrolokomotiven und mechanisierten Anlagen.

Silwia Notewa

Silwia Notewa, Kuratorin für die neue Geschichte Bulgariens” im Regionalen Historischen Museum in Pernik unterstreicht die Einzigartigkeit des Bergbaumuseums der Stadt, da es sich in echten Galerien befindet. Die Besucher können auf den Spuren der Bergleute wandeln, die ersten Werkzeuge und Maschinen bestaunen und sehen, wie sich der Erzabbau entwickelt hat. In 34 Ausstellungsnischen wird die gesamte Entwicklung vorgestellt.

Die Kuratorin erzählt auch, dass in den Schulferien spezielle Veranstaltungen für Schüler organisiert werden, damit sie die Geschichte von Pernik kennenlernen.


Die Bergwerke in Pernik waren buchstäblich ein Staat im Staat - sie hatten eine eigene Polizei und Feuerwehr. Im Laufe der Jahre arbeiteten dort über 12.000 Kumpel. Genau auf diesen Wirtschaftszweig ist auch die rasante Entwicklung der Kreisstadt zurückzuführen.


Die Ausstellung ist authentisch und interaktiv, sodass die Besucher buchstäblich „in die Fußstapfen” der Bergleute treten können, die dort bis Ende der 1970er Jahre, als die Mine geschlossen wurde, gearbeitet haben.

Milan Milanow

„Das Besondere an diesem unterirdischen Bergbaumuseum ist, dass es den gesamten Kohleabbau vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ende der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts zeigt. Wir haben versucht, mit Ton und Licht alles realistisch darzustellen, wie Kohle von Hand abgebaut wurde, wie Kanarienvögel eingesetzt wurden, um Unfälle mit dem gefährlichen Grubengas zu verhindern und die Bergleute zu warnen, damit sie rechtzeitig fliehen konnten“, erzählt Milan Milanow, Direktor des Museums in Pernik.

Obwohl Pernik als Bergbauhauptstadt Bulgariens bekannt ist, ist es heute längst nicht mehr vom Kohlebergbau abhängig. Im Gegenteil - in der Stadt gibt es fast keine aktiven Bergwerke mehr. Viele Einwohner arbeiten in der nahe gelegenen Hauptstadt Sofia.


  „Das ist ein schmerzliches Thema“, sagt Milanow. „Pernik war als industrielles Herz Bulgariens bekannt, nicht nur wegen des Braunkohleabbaus, sondern auch wegen des Maschinenbaus. Es gab große Maschinenbaukomplexe, einen großen Metallurgiekomplex (Stomana Pernik). Leider wurden nach der Wende von 1989 viele der Unternehmen geschlossen. Es gibt keine Untertagebergwerke mehr in unserem Land“, vermerkt Milanow.


Trotz des wirtschaftlichen Rückgangs in Pernik, trotz der Witze und Mythen über die Stadt, ist sie ein wunderbares Reiseziel, nur eine halbe Stunde von Sofia entfernt. Pernik ist eine quirlige Stadt voller Leben und junger Menschen, was Hoffnung für ihre Zukunft gibt.


Was das einzigartige Bergbaumuseum betrifft, so können Jung und Alt aus nah und fern es jeden Tag besuchen. In Pernik gibt es jedoch noch weitere interessante Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel die Festung Krakra, die eine der größten mittelalterlichen bulgarischen Festungen war, sowie die Ausstellung im Geschichtsmuseum der Stadt.


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Übersetzt und veröffentlicht von Georgetta Janewa

Fotos: Iwan Gergow




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